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"Bin trotz Anstiegs der Arbeitslosenrate optimistisch"

Von Valentina Dirmaier   05.Jänner 2017

12.452 Personen waren Ende Dezember beim Arbeitsmarktservice Linz als arbeitslos gemeldet. Das sind um 642 mehr als im Vorjahr und ein Plus von 5,4 Prozent. Warum Elisabeth Wolfsegger, die Leiterin des AMS Linz, trotzdem optimistisch bleibt, erklärt sie im Gespräch mit den OÖNachrichten.

 

OÖN: Frau Wolfsegger, im Zentralraum steigt die Arbeitslosigkeit weiter an. Trotzdem wirken Sie nicht niedergeschlagen.

Ja, wir haben eine Rekordarbeitslosigkeit. Aber jeder Zweite ist kürzer als drei Monate ohne Job. Darum bin ich guten Mutes. Die Leute haben selbst häufig ein hohes Selbsthilfepotential. Und die Situation am Arbeitsmarkt verändert sich. Es ist nicht mehr so, dass jemand 15 Jahre bei ein und demselben Unternehmen bleibt.

Das bedeutet, dass die Schwankungen der Arbeitslosenrate immer intensiver werden?

Ja. Es bewegt sich derzeit unheimlich viel. Wir haben wesentlich mehr Neuzugänge, aber auch viel mehr Abgänge als vor einigen Jahren. Mit Ausnahme einer Gruppe.

Welche?

Die Langzeitarbeitslosen. Hier verändert sich wenig. In Linz und Urfahr-Umgebung sind es mehr als 2000 Menschen. Jeder Zweite von ihnen ist über 50 Jahre alt. Im Dezember waren exakt 425 über 60-Jährige ohne Beschäftigung. Ich will niemandem die Hoffnung nehmen, aber wie viele Firmen gibt es, die jemanden aus diese Personengruppe nehmen?

Liegt es einzig am Alter?

Das Alter ist nicht immer der alleinige Grund. Häufig ist es auch die Kombination aus gesundheitlichen Einschränkungen und fehlender Ausbildung. Was auffällig war: Einige Unternehmen haben sich von den älteren Mitarbeitern getrennt, als eine Kündigungswelle losgetreten wurde.

Eine andere, immer größer werdende Gruppe sind Kriegsflüchtlinge, die sich zum Großteil in Linz niedergelassen haben und die teilweise am Arbeitsmarkt zugelassen sind. Wie groß ist ihr Anteil an der Arbeitslosenrate?

Die Hälfte der Flüchtlinge, die nach Oberösterreich kamen, lebt in Linz. Und das spürt man. Diese Gruppe macht 8,5 Prozent der Gesamtarbeitslosen aus. Ihre einzige Chance ist die bestmögliche Integration. Jeder Dritte von ihnen ist in einer Schulung.

In welchen Bereichen können sie eingesetzt werden? Ich kann mir schwer vorstellen, dass ein Syrer in der Baubranche arbeitet.

Wir haben einige Leute, die Ausbildungen auf Universitätsniveau haben. Aber es gibt auch die Gruppe, die schon lange auf der Flucht ist und ihr Bildungsniveau entspricht nicht einmal dem eines Pflichtschulabschlusses.

Wie können diese überhaupt in der Arbeitswelt Fuß fassen?

Wir versuchen diese Menschen zu ermutigen, eine Ausbildung wie die Lehre zu machen, aber alle Bemühungen sind umsonst, wenn sie nicht Deutsch können. Wir versuchen daher auch im neuen Jahr gezielt auf diese Personengruppen einzugehen. Denn ein Asylwerber mit einem positiven Status braucht ein anderes Netzwerk als ein junger Arbeitssuchender.

Richtiges Stichwort. Wie sehen die Tendenzen bei den jungen Arbeitslosen aus?

Die Zahlen sind rückläufig. 2016 waren bei den bis 19-Jährigen um 5,6 Prozent weniger arbeitslos. Da macht sich unser duales Ausbildungssystem bemerkbar und ist ein Garant, dass Jugendliche eine Beschäftigung haben.

Wir sprechen hauptsächlich von Jugendlichen, von Lehrlingen. Wie sieht es mit Akademikern aus? Wie viele Uniabsolventen sind beim AMS gemeldet?

Die Zahl der arbeitslosen Akademiker in absoluten Zahlen ist im vergangenen Jahr am meisten gestiegen. 799 Personen mit Hochschulabschluss sind arbeitslos, 579 davon haben eine Uni-Ausbildung, die größte Gruppe ist jene aus den Bereichen Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.

Und das, obwohl es noch nie so viele offene Stellen wie jetzt gab.

Das ist paradox. Aber die angebotenen Berufe sind oft in Branchen wie Gastronomie und Handel, wo eine hohe Fluktuation besteht.

Letzte Frage: Was bringt das neue Jahr für das AMS Linz?

Wir haben einiges in der Pipeline. Wie schon erwähnt, wollen wir 2017 noch gezielt auf spezielle Personengruppen eingehen.

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26. April 2024