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"Als ob man ein falscher Mensch wäre"

Von Herbert Schorn, 23. Juli 2018, 04:14 Uhr
"Als ob man ein falscher Mensch wäre"
Alle gehören zur Gruppe, aber nicht jeder will öffentlich sein Gesicht zeigen: Maria, Alexander, Marvin (stehend), Andrea, Mel und Alice. Bild: Alexander Schwarzl

LINZ. Menschen, die homosexuell sind oder sich im Geschlecht nicht zurechtfinden, werden nach wie vor diskriminiert – eine HOSI-Gruppe bietet Jugendlichen einen geschützten Raum.

Es ist ein bunter Haufen junger Menschen, der da vor dem Lokal der Homosexuellen Initiative (HOSI) an der Schillerstraße sitzt. Maria, Andrea und Marvin sind homosexuell, Alexander war früher eine Frau. Mel hat sich noch nicht für ein Geschlecht entschieden, Alice kann und will es nicht tun.

So unbeschwert die Gruppe vor dem Eingang in der Abendsonne gesessen ist, beim Hingehen ist die Leichtigkeit plötzlich verflogen. Thema ist das Bild, das Fotograf Alexander Schwarzl für die OÖN mit der Gruppe machen wird. "Ich würde mich ja gerne mit dem Gesicht zeigen", sagt Maria, die eigentlich anders heißt. "Aber meine Mutter hat ein Problem mit meiner Homosexualität." Die Mutter habe Angst vor einem schlechten Ruf bei Familie und Freunden. Vor dem Treffen hatte Maria daheim wegen des Fotos einen handfesten Streit: "Es ist doch mein Leben, ich muss mich wohl fühlen." Der 16-jährige Marvin ermuntert sie: "Du musst kämpfen und zu dem stehen, was du bist." – "Das will ich ja", kontert Maria, den Tränen nahe. Man sieht, wie schwer ihr der innere Konflikt fällt. "Aber es geht eben nicht nur um mich." Sie ist wütend und traurig: "Es ist, als ob man ein falscher Mensch wäre."

"Ich höre ja, wie sie reden"

Auch Andrea will ihren wahren Namen nicht preisgeben. Ihre Eltern akzeptieren, dass sie lesbisch ist, nicht aber ihre Kollegen in der Tankstelle, in der sie arbeitet: "Ich muss da vorsichtig sein." Warum?, fragt Marvin. "Ich höre ja, wie sie über Schwule und Lesben reden." Marvin hat sich geoutet, als er in der vierten Klasse der Neuen Mittelschule war. Für Eltern und Freunde war es kein Problem, dass er schwul ist: "Nur die Großeltern glauben, das ist eine Phase." Im Poly musste er sich immer wieder Schimpfwörter anhören. Jetzt besucht er eine HTL. Dort habe ihn ein Schulkollege zusammenschlagen wollen. "Er hatte Pech", sagt Marvin und grinst. "Mein bester Freund ist 2,10 Meter groß."

Alexander, früher ein Mädchen, realisierte mit 13, dass dieses Geschlecht nicht passt. Mit 18 fasste er den Mut, zum Mann zu werden. Seit zwei Jahren erhält der 21-Jährige männliche Hormone, die er sein Leben lang nehmen muss: "Früher war ich immer eine Außenseiterin, weil ich zu wenig weiblich war. Jetzt bin ich weltoffen und frei." Mel dagegen ist vom Körper her ein Mann, doch ob er sich nur einem Geschlecht zugehörig fühlt, weiß er nicht: "Im Alltag lebe ich noch männlich, auf Partys bin ich aber öfter mit Make-up und Kleid unterwegs."

"Wir sind offen für alle"

Für sie alle bietet die Jugendgruppe der HOSI "Younited" einen geschützten Rahmen, sagt Alice, die mit Mel, Alexander und Hubert die Gruppe leitet. "Für unsere Jugendlichen ist es besonders wichtig, dass sie sich geborgen fühlen und Zeit haben zu wachsen." Die Gruppe sei offen für jeden: "Je früher man kommt, umso mehr Verletzungen erspart man sich."

Als schließlich der Fotograf eintrifft, haben sich alle entschieden: Alexander, Marvin, Mel und Alice werden direkt in die Kamera blicken. Andrea und Maria stellen sich zur Gruppe, aber mit dem Rücken zum Fotografen. Der Schritt aus dem geschützten Raum in die Realität fällt schwer. Noch immer.

Die Gruppe "Younited" trifft sich jeden zweiten Freitag. Infos auf hosilinz.at/younited

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