Aktivisten besetzen Haus: „Freiraum für alle Jungen“

Von Gerald Winterleitner   13.Juli 2011

Kerstin (24) reibt sich Dienstagmorgen noch schlaftrunken die Augen, wickelt sich aus der rosa Decke. Sie hat die kurze Nacht in einer Hängematte verbracht: „Es gibt in Linz kaum Freiraum, wo sich Junge künstlerisch profilieren können“, sagt die angehende Lehrerin, „es stehen so viele Häuser leer, die produktiv genutzt werden könnten.“ Daher sei vor Wochen der Plan geboren worden, eines dieser Häuser zu verwenden. In einer Aussendung kritisieren die Aktivisten die Spekulationsgeschäfte der Stadt, teure Großprojekte für Hochkultur und die horrenden Mietpreise in Linz.

Angst davor, von der Polizei vertrieben zu werden, zeigen die Aktivisten zumindest nicht offen. „Es waren sehr freundliche Beamte da. Die haben uns gesagt, dass wir laut der Besitzerin für einige Tage hier bleiben dürfen“, sagt Christoph (23), Kunststudent. „Das Haus war offen, wir machen nichts kaputt, unsere Aktion ist daher nicht illegal.“

„Eine illegale Aktion“

Was Besitzerin Renate Benedetto, eine seit Jahren in Bozen lebende Linzerin, nicht so sieht: „Ich habe geglaubt, mich trifft Schlag, als ich davon erfahren habe!“ Die Leute seien illegal durch ein Fenster in ihr Haus eingebrochen. Sie habe auf Anraten der Polizei zugestimmt, dass die Aktivisten ein, zwei Tage im Haus bleiben können. Nun werde sie aber eine Besitzstörungsklage einbringen. „Dem muss ein Ende gemacht werden“, fordert Benedetto. „In dem Haus ist schließlich alles abgedreht – Strom, Wasser.“ Die Leute hätten ja Bedürfnisse!

Sollte es zur Räumung kommen, werde man keinen Widerstand leisten, verspricht Christoph: „Aber wenn wir hier weggehen, geht es woanders weiter.“

 

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