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Landeshauptmann Josef Schlegel: Der vergessene Schlichter

Von Valentin Bayer, 28. Dezember 2019, 01:49 Uhr
Landeshauptmann Josef Schlegel: Der vergessene Schlichter
Josef Schlegel an seinem Schreibtisch im Linzer Landhaus Bild: Oberösterreichische Landesarchive

LINZ. Am Sonntag ist der 150. Geburtstag des oberösterreichischen Landeshauptmannes.

Es waren schwierige Jahre, in denen Josef Schlegel Oberösterreich führte. Der christlich-soziale Politiker trat sein Amt nach dem Tod seines Vorgängers Johann Nepomuk Hauser im Jahr 1927 an. Der Brand des Justizpalastes erschütterte die Erste Republik. Auch durch Schlegels Vermittlungsgabe hielten sich die Auswirkungen in Oberösterreich in Grenzen.

In den folgenden Jahren zeichnete er sich durch Besonnenheit aus. Erst 1934, als er sich gegen die autoritäre Entwicklung der christlich-sozialen Partei aussprach, scheiterten Schlegels Verhandlungskünste. Nach den Kämpfen zwischen Heimwehr und Schutzbund wurde er im Februar 1934 zum Rücktritt gezwungen.

"Für Schlegel waren Verfassung und Recht die höchsten Güter, vielleicht wegen seiner Arbeit als Richter", erzählt Christoph Biebl. Der 37-jährige Geschichtelehrer aus Linz füllt jetzt mit seinem Buch "Josef Schlegel: Jurist, Politiker, Mensch" eine Lücke in der Geschichtsschreibung des Landes. Denn obwohl Schlegel sein Amt in einer geschichtsträchtigen Zeit ausübte, findet er wenig Beachtung. "Er war vielleicht unangenehm", so Biebl. "Schlegel war ein Christlich-Sozialer, der aber auch, und zwar durchaus erfolgreich, mit den Sozialdemokraten verhandelt hat. Die Bundespartei hat argumentiert, dass man ,mit denen ja nicht reden kann’, das hat nicht zusammengepasst."

Böhmische Ursprünge

Geboren wurde Schlegel am 29. Dezember 1869 im böhmischen Krásná Lípa, zu Deutsch Schönlinde. Sein Vater war Lehrer, seine Mutter Hausfrau. In dem Ort lebten damals überwiegend Deutsche.

Nach seiner Matura 1888 ging er nach Wien, um Rechtswissenschaften zu studieren. Mit seiner Promotion 1893 wechselte er schließlich nach Linz. Schlegel arbeitete in der Folge an verschiedenen Gerichten im ganzen Bundesland. 1900 wurde Landeshauptmann Alfred Ebenhoch auf ihn aufmerksam. Dieser schlug ihn als Kandidaten für den Reichsrat vor, 1901 zog Schlegel als einer der jüngsten Abgeordneten dort ein. Im selben Jahr heiratete er seine Frau Christine, mit der er sieben Kinder hatte. 1902 wurde er auch in den oberösterreichischen Landtag gewählt. Von da an trat seine Tätigkeit als Richter immer weiter in den Hintergrund.

1918 und 1919 gehörte Schlegel der provisorischen Nationalversammlung an, danach kehrte er der Bundespolitik den Rücken. In Oberösterreich vertrat er den Landeshauptmann, 1927 übernahm er das Amt.

Als er 1934 zurücktreten musste, zog er sich ins Privatleben zurück. Vor allem nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verbrachte er viel Zeit in seiner Villa am Attersee. Aus dieser Zeit sind vor allem Briefe an seine Söhne an der Front erhalten. "Er konnte dort nicht offen kritisieren, es lässt sich aber keinerlei Sympathie für den Nationalsozialismus feststellen", sagt Biebl.

1947 wurde Schlegel als Präsident des Rechnungshofes wieder aktiv. Dieses Amt übte er bis 1953 aus. "Das war als eine gewisse Wiedergutmachung für 1934 zu verstehen. Außerdem war er natürlich qualifiziert und politisch vertrauenswürdig", so Biebl. Am 27. April 1955 verstarb Schlegel in Linz.

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Autor
Valentin Bayer
Redakteur Oberösterreich
Valentin Bayer

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6  Kommentare
6  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Zahnschleiferl (2.727 Kommentare)
am 28.12.2019 23:53

Natürlich ist unser Dr. Schlegel nicht vergessen, deshalb versteckte sich auch Stelzer aus Angst vor einer "Ansprache". Die övp fürchtet den Dr. Schlegel wie der Teufel das Weihwasser!

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azways (5.824 Kommentare)
am 28.12.2019 14:48

Dr. Schlegel war kein (Austro)Faschist - im Gegensatz zu fast allen anderen (lebenden) ÖVP-Politikern.

Schön, dass sich ein Geschichtslehrer traut, sich des Lebens dieses untadeligen Politikers anzunehmen.

Schön wäre es, wenn sich die Landeshauptstadt aufraffen könnte, wenigstens eine Straße nach und diesem großen Mann in schwierigen Zeiten zu benennen.

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norbie41 (65 Kommentare)
am 28.12.2019 20:31

In Linz gibts doch eine Josef Schlegel Strasse ...

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allesistmOOEglich (5.632 Kommentare)
am 28.12.2019 13:15

Bezogen auf den vorletzten Absatz des Artikels: Es besteht nicht der allergeringste Anhaltspunkt dafür, an der antifaschistischen Haltung Josef Schlegels zu zweifeln. Außerdem existiert zumindest eine schriftliche Personenbeschreibung der Nazis (aus der Zeit des "Anschlusses"), die seine entsprechende unkorrumpierbare, und nicht versteckte Haltung teils verärgert, teils belustigt faktisch zur Kenntnis nimmt. Das ist übrigens im Buch, quellenmäßig, näher ausgeführt.
Schlegel damals auch bereits ein älterer Herr.

D

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Sandkistenschreck (6.580 Kommentare)
am 28.12.2019 12:48

Die övp VERGISST Dr. Schlegel, so schaut es aus! Erinnern und gezieltes Vergessen sind gesteuerte HANDLUNGEN. Der Skandal von 1934 um die schamlose, rücksichtslose politische VERNICHTUNG des außerhalb der övp allgemein als hochkorrekt und um faire Neutralität bemüht anerkannten Ehrennmannes Schlegel im Land OÖ. in Verbindung mit dem ständigen, sich bis heute unerträglich wiederholenden övp-ABFEIERN des Austrofaschisten Nr. 2, Heinrich Gleissner sen. zeigt, wo auch die övp der Gegenwart in OÖ. ideologisch anzusiedeln ist.

Dass es Landeshauptmann Stelzer nicht einmal der Mühe wertfindet, bei der Buchpräsentation über diesen Ehrenmann durch persönliche Anwesenheit zu glänzen, schlägt dann überhaupt dem Fass den Boden aus.

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vonWolkenstein (5.562 Kommentare)
am 29.12.2019 20:30

Der letzte Halbsatz gilt auch für Ihren gesamten Beitrag.

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