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Kuh-Video aus dem Gosautal erhitzt die Gemüter

Von nachrichten.at (jup)   16.August 2020

"Bei so viel Unvernunft wundert es mich nicht mehr, wenn Bauern ihre Almen absperren", schreibt Thomas G. zu dem rund 30 Sekunden langen Video, das er am Donnerstag auf Facebook veröffentlicht hat. Aufgenommen wurde es auf einer Weide nahe des derzeit gut besuchten Gosausees im Bezirk Gmunden. Zu sehen sind zwei Kinder, die sich zwei Jungrindern von hinten nähern und sie streicheln. Ein Mann fotografiert sie dabei, andere Erwachsene stehen daneben und sehen zu. Das Video sehen Sie hier: 

Auf Facebook wurde der Beitrag in den vergangenen 24 Stunden hunderte Male geteilt, mehr als zehntausend Mal angesehen und heftig diskutiert. "Mittlerweile sollte jeder wissen, wie man sich auf Almen zu verhalten hat", schreibt etwa ein Nutzer. Viele kritisieren Verantwortungslosigkeit und unvernünftiges Verhalten von Wanderern, während andere wiederum "mehr Rücksicht vom Landwirt" fordern. 

Passiert ist im vorliegenden Fall zum Glück nichts, vor dem Hintergrund der sich häufenden Vorfälle auf Almen lassen die Szenen Beobachter aber die Köpfe schütteln. 

Kühe liefen über Badewiese

nachrichten.at-Leserin Nina Wolfslast wurde auf der Liegewiese am vorderen Gosausee selbst zur Augenzeugin, als plötzlich mehrere Kühe vorbei an den Badegästen zum See liefen, um zu trinken. "Nachdem wir im Wasser waren und uns zum Sonnen hingelegt hatten, sah ich von etwas weiter weg auf dem oberen Rundweg vom See Kühe in unsere Richtung kommen", schilderte die Urlauberin aus Wien gegenüber den OÖN: "Was ich nicht ahnen konnte war, dass sie direkt auf die Badewiese liefen." Ihr Handyvideo zeigt, wie nah die Tiere den badenden Menschen kamen, "dies war sehr gefährlich", erinnert sich die Urlauberin.

Danach hätten die Kühe auf der Badewiese gegrast, erzählt Wolfslast. Eine Frau sei den Tieren dabei sehr nahe gekommen und wurde von einer Kuh weggestoßen. Andere hätten versucht, die Kühe zu streicheln. "Wir dachten nicht, dass es auf der Liegewiese zu Problemen kommen würde, auch weil sich dort kein Warnschild befunden hat", so die Urlauberin.

Verunsicherung durch "Kuh-Urteil"

Wie ausführlich berichtet, kam es in der jüngsten Vergangenheit mehrfach zu Angriffen von Kühen auf Wanderer. In Oberösterreich hat das im Juni sogar dazu geführt, dass zwei Wege auf den Schieferstein und die Hohe Dirn gesperrt wurden. Der ansässige Bauer will sich vor eventuellen rechtlichen Folgen schützen, sollte auf seinem Grund ein Wanderer durch eine Kuh verletzt werden (Zum Archiv-Bericht). Hintergrund ist das vieldiskutierte "Kuh-Urteil" aus Tirol: Im Rechtsstreit nach einer tödlichen Kuhattacke im Pinnistal im Jahr 2014 hatte der OGH im Frühjahr die Teilschuld des Landwirts bestätigt, viele Bauern wurden dadurch verunsichert. 

Für Schlagzeilen sorgte kürzlich auch eine fragwürdige Internet-Challenge, bei der Kühe mutwillig erschreckt werden und ein Vorfall auf einer Alm im Rauris: Deutsche Touristen hatten ihr Kind auf ein Kalb gesetzt, woraufhin der ansässige Landwirt seinen Weidegrund mit einer massiven Barriere aus Holz versperrte. 

"Almen sind kein Streichelzoo"

Immer wieder kommt es auf Almen zu Kuh-Attacken, meist weil Muttertiere ihren Nachwuchs verteidigen wollen. Im Zusammenhang mit der tödlichen Kuhattacke in Tirol waren im Vorjahr Verhaltensregeln für Wanderer erarbeitet worden. "Kühe sind grundsätzlich keine gefährlichen Tiere, aber Almen sind kein Streichelzoo", sagte Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) damals bei der Präsentation des "Verhaltenskodex für Almbesucher". Darin wird empfohlen, auf Almen den Kontakt mit Weidevieh zu vermeiden und sich ruhig zu verhalten.

"Begegnung mit Hunden vermeiden"

Vor allem eine Begegnung von Mutterkühen und Hunden sollen Almbesucher vermeiden. Hunde sind an der kurzen Leine zu führen und bei einem absehbaren Angriff durch ein Weidetier sofort von der Leine zu lassen. Der Wanderweg soll nicht verlassen werden. Blockiert Weidevieh diesen, dann soll es mit möglichst großem Abstand umgangen werden. Zäune sind zu beachten und Tore zu schließen. Weisen Kühe Anzeichen von Unruhe – wie das Heben und Senken des Kopfes oder Scharren mit dem Hufen – auf, soll die Weidefläche zügig verlassen werden.

Generell ist die Lage auf Österreichs Almen angesichts steigender Besucherzahlen angespannt. Denn viele Österreicher, die ihren Urlaub coronabedingt im Inland verbringen, zieht es in die Berge. Laut Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger würden dadurch viele gefährliche Situationen im Umgang mit Hunden und Mutterkühen auftreten. An neuralgischen Punkten würden zudem derartig viele Wanderer unterwegs sein, dass Kuhherden in Unruhe versetzt werden. Manche Besucher lassen Müll zurück, der wiederum für Wild- und Weidetiere gefährlich sein kann. Erst im Juli wurde daher bei einem virtuellen "Almengipfel" mit Vertretern der Almwirtschaft, des Tourismus und alpiner Vereine über Lösungswege diskutiert. 

Zentraler Wunsch sei dabei gewesen, noch "viel stärker zu informieren", sagte Köstinger. Dabei soll die Eigenverantwortung der Urlauber betont werden. Man werde den Kontakt zu Gemeinden und Tourismusverbänden suchen, um den Bekanntheitsgrad der im vergangenen Jahr präsentierten zehn Verhaltensregeln für Besucher auf Almen zu steigern, versprach die Ministerin.

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26. April 2024