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Kampfplatz Alm: Erst wird gemobbt, dann angegriffen

Von Alfons Krieglsteiner   27.Februar 2019

"Es ist nicht ungewöhnlich, dass auf Almweiden etwas passiert, und dabei besteht leider die Gefahr, dass ein Mensch tödlich verletzt wird", sagt Verhaltensbiologe Kurt Kotrschal. Wie im tragischen Fall der deutschen Wanderin, die im Juli 2014 mit ihrem Hund unterwegs war, als sie von einer Mutterkuh-Herde im Tiroler Pinnistal totgetrampelt wurde.

Der Almbauer wurde erstinstanzlich, wie berichtet, zu 490.000 Euro Schadenersatz verurteilt. Ein Urteil, das für Kotrschal die Folge eines "unlösbaren Konflikts" ist: des Konflikts zwischen Rind und Hund. Kühe seien domestizierte Wildrinder, die von ihren Vorfahren die instinktive Wolfsabwehr geerbt haben. Ist der "Wolf" nur ein Hund, mache das keinen Unterschied.

Wenn die Bauern jetzt den Durchgang durch ihre Weiden verbieten, sei das ihre Sache, sagt Kotrschal: "Aber der Tourismus wird damit keine Freude haben." Doch den Bauern sei das Vorrecht zuzugestehen. Denn ihr Weidevieh hält die Almen offen: "Das ist ökologisch ungemein wichtig."

Um das Almvieh sollte man stets einen Bogen machen, besonders mit Hund. Als potenzieller Raubfeind löst er bei Rindern "Mobbing" aus, also Androhen von Gewalt. "Sie werden auf ihn aufmerksam, nähern sich mit gesenktem Kopf", sagt Kotrschal. Soll signalisieren: "Du bist entdeckt, versuch nicht, auf uns loszugehen!" Lässt ihn die "Schikane" kalt, greifen sie an. So wollen sie die Kälber schützen. Dann unterscheiden sie nicht mehr zwischen Hund und Herrl. Auf Mobbing verstehen sich auch Schwäne, die drohend heranschwimmen, wenn sie einen Hund sehen.

Nachlaufen und Anspringen liegt jedem Hund im Blut. "Im ersten Lebensjahr muss man ihm das abgewöhnen", sagt Kotrschal. Dann darf er sich auch auf der Alm frei bewegen - an der "unsichtbaren Leine", die ihn mit seinem Besitzer verbindet. So kann der Hund im Ernstfall ausweichen. Hält man ihn angeleint, kann man bei einer Kuh-Attacke selbst verletzt werden. Doch auch ohne Hund könne etwas passieren: Wenn man ein Kalb streicheln möchte oder zwischen Mutterkuh und Kalb "durchgeht".

Was die Gefahren auf der Alm betrifft, "steht uns jetzt noch mehr bevor", warnt Kotrschal. Grund: die Rückkehr des Wolfes. "Da werden Almbauern zunehmend auf Herdenschutzhunde zurückgreifen." Diese reagieren auf Wanderer und Biker aggressiv. Mit Hund umso mehr.

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Nach dem aufsehenerregenden Urteil sucht die Tiroler Politik am Mittwochvormittag bei einem Runden Tisch nach Lösungen für die Landwirte. Wir werden berichten. 

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24. April 2024