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Zweieinhalb Jahre Haft nach Attacke auf Pensionisten

Von Thomas Streif, 06. März 2021, 07:02 Uhr
Zweieinhalb Jahre Haft nach Attacke auf Pensionisten
Im Saal 21 des Landesgerichts Ried musste sich der Beschuldigte gestern verantworten. Bild: Streif

RIED. Nach Diskussion um Mindestabstand im Supermarkt rastete 30-Jähriger aus.

Dieser Fall machte österreichweit Schlagzeilen: Mit einem Fahndungsfoto ging die Polizei Oberösterreich im Juli 2020 an die Öffentlichkeit. Darauf zu sehen sind ein am Boden liegender älterer Mann sowie ein Mann und eine Frau. Der Pensionist wurde am 20. April 2020 auf dem Parkplatz eines Rieder Supermarktes von einem 30-jährigen Mann niedergestoßen und mit Fußtritten attackiert. Das Opfer zog sich dabei unter anderem einen Trümmerbruch am Unterarm zu. Im Jänner 2021 konnte der Täter, wie berichtet, dann festgenommen werden.

Gestern musste sich der 30-Jährige, der von Rechtsanwalt Bernhard Oberauer als Verfahrenshelfer verteidigt wurde, im Landesgericht Ried verantworten. Die Staatsanwaltschaft warf dem Beschuldigten unter anderem das Verbrechen der schweren Körperverletzung, Nötigung und gefährlicher Drohung vor.

"Ich bekenne mich nicht schuldig", sagte der zwölffach vorbestrafte Angeklagte, der seit Jänner in Untersuchungshaft sitzt, zu Beginn seiner Befragung durch Richterin Leonie Paischer. Er habe den Mann nicht verletzen wollen. Vorausgegangen war der Auseinandersetzung ein Streit bei der Kasse.

Zweieinhalb Jahre Haft nach Attacke auf Pensionisten
Mit diesem Foto wurde nach dem Täter auch öffentlich gefahndet. Bild: LPD OÖ

Die Erinnerungen daran könnten unterschiedlicher nicht sein. "Der Pensionist hat mich und meine Ex-Freundin wüst als Ausländer beschimpft und gesagt, dass Hitler wieder kommen solle", sagte der Beschuldigte. Auf dem Parkplatz habe er ein kleines rotes Messer in der Hand des Pensionisten wahrgenommen, deshalb habe er ihn geschupst. Es sei Notwehr gewesen, so der Angeklagte. "Ich bin aber auf mich selber wütend, dass ich nicht einfach weggelaufen bin, weil er wäre mir nicht nachgekommen. Verletzen wollte ich ihn nicht, weil das ist nicht meine Art."

Auf die Frage der Richterin, ob er nichts vom öffentlichen, medienwirksamen Aufruf mitbekommen habe, antwortete der Mann: "Nicht wirklich, da haben wir nicht mehr darüber gesprochen, das war für uns aus der Welt."

"Eine feige Attacke von hinten"

Das 74-jährige Opfer, das wegen eines Friedhofsbesuches in Ried gewesen war, berichtet von einer feigen Attacke von hinten, zwei Mal sei er bereits operiert worden. "Der Täter wusste genau, wie man jemanden von hinten niederschlägt." Ausländerfeindliche Aussagen habe er nicht getätigt, er habe lediglich auf die Einhaltung des Sicherheitsabstandes bestanden. Er sei alles "andere als ein Nazi". Die Supermarkt-Kassiererin und eine weitere Zeugin sagten, dass der Angeklagte vom Pensionisten sehr wohl als "Scheiß Ausländer" beschimpft worden sei, das Wort Hitler sei aber nicht gefallen.

Ins Rollen brachte die Verhaftung des Mannes die Ex-Freundin, die bei dem Übergriff auf den älteren Mann dabei gewesen war. Diese gab vor Gericht an, vom Mann mit dem Umbringen bedroht, geschlagen und dabei unter anderem am Kopf verletzt worden zu sein. Irgendwann habe sie reinen Tisch machen wollen und zeigte den Vorfall bei der Polizei an.

Ihr Ex-Freund sei sehr aggressiv geworden. Grund dafür seien die Beschimpfungen des Pensionisten gewesen. "Ich wusste, dass mein Ex-Freund sehr aggressiv und aufbrausend ist, und wollte die Situation noch beruhigen", sagte die Frau, die bei ihrer Zeugenaussage gestern immer wieder in Tränen ausbrach. Sie sei derzeit wegen der psychischen Verfassung nicht arbeitsfähig.

Es sei nicht bewiesen, ob das Opfer nicht doch ein Messer bei sich hatte. "Außerdem hat der Pensionist beteuert, meinen Mandanten nicht als Ausländer beschimpft zu haben. Laut Zeugenaussagen war dem aber doch so. Offen ist auch, ob der Angriff tatsächlich von hinten erfolgte", sagte Verteidiger Oberauer, der mit Notwehr seines Mandanten argumentierte und um einen Freispruch bat. Die belastenden Aussagen der Ex-Freundin könne man sinngemäß als "Racheakt" verstehen, weil sein Mandant die Frau verlassen habe, so der Verteidiger.

Beschuldigter schrie herum

Nach mehr als fünfstündiger Verhandlung gab Richterin Paischer das Urteil bekannt. Der 30-Jährige wurde in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen und zu zweieinhalb Jahren unbedingter Haft verurteilt. "Es lässt sich in keiner Weise feststellen, ob ein Messer im Spiel war. Aber von einer Notwehr kann man mit Sicherheit nicht sprechen", sagte Paischer.

Der Beschuldigte zeigte sich erbost und schrie die Richterin an: "Sie haben doch überhaupt keine Ahnung, es ist mir wurscht, was sie sagen. Ich weiß nicht, was sie haben. Sie haben doch keine Ahnung vom Recht und vom System. Ich gehe in Berufung. Wir sind hier in einem kleinen Scheißdorf in Ried, in Linz wird diese Sache, wenn ich in Berufung gehe, ganz anders aussehen", so der Angeklagte, während er von zwei Justizwachebeamten zurück in seine Gefängniszelle gebracht wurde. Die Verteidigung meldete Berufung an, das Urteil ist daher nicht rechtskräftig.

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Autor
Thomas Streif
Redaktion Innviertel
Thomas Streif

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8  Kommentare
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Bern-Hard (2 Kommentare)
am 06.03.2021 19:53

Alles spricht gegen den Beschuldigten.
Nicht weil er Ausländer ist, das sind wir alle, es ist nur eine Frage des Standorts.
Er agierte brutal und gewaltsam aus einer Position des Stärkeren, war auch noch hinterhältig. Er zeigt selbst jetzt keine Einsicht in sein Fehlverhalten, hat kein Verständnis für die Folgen. Offenbar ist er nicht imstande verbale Attacken, begründet oder nicht, zu neutralisieren, adäquat darauf zu reagieren. Er rastet aus und fühlt sich sogar im Recht dabei. Deeskalieren als aktives Handeln muss auch den unbeteiligten Anwesenden fremd gewesen sein, genau so wie Zivilcourage.
Gewalt als Antwort kann und darf niemals geduldet werden, das wär' das Ende von Zivilisation, die Zerstörung unserer Existenzgrundlagen. Der Mann muss lernen soziale Mindeststandards wichtig und richtig zu finden, er muss ihre Anwendung trainieren. Dass er dazu hinter Gittern Gelegenheit findet muss bezweifelt werden.
WAS/WIE können wir TUN, um Ähnliches künftig zu verhindern?

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RainerHackenberg (1.879 Kommentare)
am 08.03.2021 14:07

Ich gebe Ihnen in allen Punkten recht, aber dass der Ausruf "Scheiss Ausländer", den auch die Kassiererin gehört hat, keinen bzw. kaum einen Einfluss auf das Urteil hatte, ist mir unverständlich.

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ferdl75 (162 Kommentare)
am 11.03.2021 12:23

Was haben rassistische Rufe mit schwerer Körperverletzung gemeinsam?
Das gehört getrennt verhandelt.

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kea (178 Kommentare)
am 06.03.2021 10:50

Danke den OÖN für solche Berichte. Diese bilden die tägliche Arbeit der Polizei und der Justiz ab. Und es ist auch ein Spiegel unserer Gesellschaft!

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( Kommentare)
am 06.03.2021 09:04

Ist in linz ein Gruener als Richter, oder weshalb kommt er auf die Idee, daß er eventuell freigesprochen wird. Warum ist der ueberhaupt noch in oestereich, mit soviel vorstrafen.wenigstens hat man am Gericht auch mitbekommen, daß er aggressiv ist.

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valmet (2.089 Kommentare)
am 06.03.2021 07:56

Kulturbereicherung?,Schlüsselarbeitskraft?
Oder eine Belastung für unser Sozialisten?
Wer finanziert dem Herrn das Berufungsverfahren?
Und warum besteht nach 12 Vorstrafen kein Aufenthaltsverbot für den Osteuropäer?

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Caesar-in (3.608 Kommentare)
am 06.03.2021 07:27

bereits zwölfmal vorbestraft und will brav wie ein Schaf sein. Am Ende zeigte er sein wahres Gesicht. Von dem werden wir noch öfter was lesen. Der lernt das nie und nimmer. Der Pensionist scheint auch schon etwas "dement" zu sein.

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sol3 (13.727 Kommentare)
am 06.03.2021 05:24

Was für eine Bereicherung!

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