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Finanzen: Wie geht es der SV Guntamatic Ried abseits des grünen Rasens?

Von Thomas Streif   29.November 2019

Acht Siege in Serie, punktegleich mit Tabellenführer Austria Klagenfurt. Sportlich läuft es für die SV Guntamatic Ried vor dem letzten Spiel in diesem Jahr am morgigen Samstag gegen Dornbirn in der zweiten Liga derzeit ausgezeichnet. Seit Gerald Baumgartner vor rund einem Jahr das sportliche Zepter übernommen hat, spielt die Mannschaft erfolgreich. Der Schnitt von 2,3 Punkten pro Spiel in der Ära von Baumgartner ist außergewöhnlich hoch. Der Erfolgslauf hat jedoch Auswirkungen auf die Finanzen des Vereins. Unter anderem der Umstand, dass man in der vergangenen Saison trotz 63 Punkten aus 30 Spielen den Aufstieg verpasste, ist schmerzhaft.

Viele Prämien

"Mit einer derart hohen Punktezahl nicht aufzusteigen, tut aufgrund der zu zahlenden Prämien weh, das ist ganz klar", sagte SVR-Geschäftsführer Roland Daxl bei einem gemeinsamen Termin mit Nachwuchsvorstand Maximilian Schmidt und den OÖN Mitte der vergangenen Woche. Die Initiative für dieses Treffen ging von den OÖN aus. Grund dafür sind hartnäckige Gerüchte im Umfeld des Vereins über eine mögliche angespannte finanzielle Situation.

Verärgert ("So etwas fragt man nicht") zeigten sich die SVR-Bosse über die Frage, ob die Weihnachtsgelder pünktlich ausbezahlt würden und ob es Engpässe bei den Auszahlungen der Prämien geben könnte. "Die Gehälter werden pünktlich bezahlt", betonten die beiden. Laut Auskunft der Arbeiterkammer Ried müssen die Weihnachtsgelder laut Kollektivvertrag für Profifußballer entweder am 5. Dezember oder 10. Dezember ausbezahlt werden.

Drei Saisonen in der zweiten Liga um den Aufstieg mitzuspielen gehe an die finanzielle Substanz, räumt Daxl ein. "Ja, es ist ein steiniger Weg, aber wir wollen die SV Ried zurück in die Bundesliga führen. Wir haben im Vorstand zum dritten Mal die Voraussetzungen für den Aufstiegskampf geschaffen, die Kaderkosten konnten wir im Vergleich zur Vorsaison um rund zehn Prozent reduzieren", sagt Daxl.

Dass bei der SV Ried aber derzeit an allen Ecken und Enden gespart werden muss, ist mehr als ein offenes Geheimnis.

Lukrative Transferangebote

Im Sommer habe es sehr lukrative Angebote für zwei Spieler (Marco Grüll und Kennedy Boateng, Anm. d. Red.) gegeben. Rund eine Million Euro hätte man bei einem Verkauf einnehmen können. "Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, weil wir die Mannschaft sportlich nicht schwächen wollten", sagt Daxl.

Eine Garantie für den Verbleib der beiden wohl begehrtesten Spieler des Vereins gebe es freilich nicht. "Es ist kein primäres Ziel, Spieler zu verkaufen, aber es gibt auch bei uns eine Schmerzgrenze, bei der wir uns darüber Gedanken machen müssten."

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Stadt soll mehr bezahlen

Von der Stadt Ried erhofft man sich bei den Vereinsverantwortlichen künftig mehr Unterstützung. Dieser Wunsch ist nicht neu. Er existiert, seit in Ried Profifußball gespielt wird. Offene Verbindlichkeiten des Vereins gegenüber der Stadt gebe es, so Daxl, derzeit nicht. Nach dem OÖN-Termin mit den SV-Ried-Verantwortlichen und einer Anfrage an Bürgermeister Albert Ortig und Sportstadtrat Peter Stummer gab es einen persönlichen Termin zwischen Stadt und SVR.

"Finanziell im Reinen"

Eine vor einigen Wochen im Raum stehende Klage der Stadt gegen die SV Ried wegen offener Verbindlichkeiten ist (derzeit) vom Tisch. "Es gibt aus heutiger Sicht keine Veranlassung, weshalb sich der Gemeinderat aktuell mit der finanziellen Situation der SV Ried zu befassen hätte. Der Verein ist mit der Stadtgemeinde finanziell im Reinen", heißt es von Ortig und Stummer. Man werde Außenstände im Rahmen der üblichen Maßnahmen im Controlling und Rechnungswesen aber ständig im Auge behalten.

Daxl betonte Anfang der Woche, dass er ein sehr gutes Gespräch mit Bürgermeister Ortig gehabt habe. "Ich hoffe, dass wir in Zukunft mehr Unterstützung erhalten", so Daxl.

Beim OÖN-Gespräch einige Tage zuvor klang das noch etwas anders. "Ich glaube, dass wir der Werbeträger Nummer eins für die Stadt sind. In Wels werden beide Regionalliga-Vereine mit sehr viel Geld gefördert, außerdem wird die Infrastruktur zur Gänze zur Verfügung gestellt. Wir bekommen nur einen Bruchteil und müssen Teile der Infrastruktur anmieten", ziehen Daxl und Schmidt den Vergleich zu Wels.

Dass sich die SVR von der Stadt zu wenig unterstützt fühlt, kommentierte Bürgermeister Ortig so: "Es ist verständlich, dass Vorstandsmitglieder, die für die Finanzen zuständig sind, versuchen, zusätzliche Mittel zu erhalten." Die Stadt Ried müsse aber die Fördermöglichkeiten für Vereine berücksichtigen, schließlich gehe es hier um Steuergeld.

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Bürgermeister Albert Ortig

Lizenzierung: "Wir können ruhig schlafen"

Mit Problemen bei der Erteilung für die Lizenz der Saison 2020/2021 rechnet Daxl nicht. "Ich möchte dem Urteil des Senats hier nicht vorgreifen, aber anhand der Entwicklung des Vereins gehe ich von der Erteilung der Lizenz im März 2020 wie im Vorjahr aus."

Auch wenn die finanzielle Lage nicht die beste sei, könne man ruhig schlafen. "Der Verein ist im Besitz von Werten, welche ein Vielfaches der Verbindlichkeiten ausmachen", sagt Daxl. Damit sind unter anderem Stadion, Akademie und Trainingszentrum gemeint.

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Sollte der Aufstieg auch im dritten Anlauf nicht gelingen, müsse man sich möglicherweise neben der laufenden Doppelplanung für die Bundesliga und Zweite Liga einen "Plan B" überlegen. "Irgendwann wird man sich an das Liga-Niveau – auch vom Budget her – anpassen müssen. Dann wäre das Ziel, die SV Ried für eine möglicherweise längerfristige Zukunft in der Zweiten Liga auf solide Beine zu stellen", so Schmidt, der in Sachen Aufstieg positiv gestimmt ist: "Jeder im Verein ist nach dem mäßigen Saisonstart ruhig geblieben, das Vertrauen in Trainerteam und Mannschaft ist groß. Wir wollen zurück in die Bundesliga, daran glauben wir." Die Anspannung während der Spiele sei enorm, geben Daxl und Schmidt zu. "Wenn wir verlieren, ist es ein Wochenende zum Vergessen", sagt Daxl. Oft trat dieser Fall zuletzt nicht ein. Morgen, Samstag, will die SV Ried mit einem Sieg gegen Dornbirn in die Winterpause gehen. Sicher ist: Der nervenaufreibende Aufstiegskampf geht im Jahr 2020 in die nächste Runde – vorausgesetzt die SV Ried und Klagenfurt erhalten die Lizenz.

Akademie soll gehalten werden

Im Jahr 2000 wurde im Gemeindegebiet von Hohenzell das Nachwuchs-Fußball-Trainingszentrum der SV Ried errichtet. Seit 2011 trägt die Fußballschule den Namen Wenzel-Schmidt-Fußballakademie. "Wir betreiben die Akademie auf unsere Kosten", sagen Daxl und Schmidt. Bei einem erneuten Nichtaufstieg könnte es mit einer eigenen Weiterführung eng werden. Ein Szenario wäre, dass die Akademie dann vom Landesverband weiterbetreut würde. "Unser Ziel ist das aber sicher nicht, denn wir wollen in Zukunft vermehrt junge Eigenbauspieler in die Profimannschaft integrieren und stehen zu unserer Akademie", heißt es von den Vorstandsmitgliedern Daxl und Schmidt.

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