Was andere von Waldzell lernen können
WALDZELL. Beschäftigung von Menschen mit Beeinträchtigungen soll in Oberösterreich erhöht werden.
Am Anfang war die Nervosität. Wie es sein würde, einmal mitten im Arbeitsalltag zu stehen, hat sich Alin Tomescu schon lange gefragt. Dann bekam der junge Mann mit Handicap die Chance, in einem Innviertler Gasthaus mitzuarbeiten. Putzen, wischen, waschen, ab- und aufräumen. All die Dinge, die zwar nicht zu den beliebtesten, aber zu den wesentlichsten in einem Gastronomiebetrieb zählen. Er durfte Fehler machen und bekam die Zeit, sich zu verbessern.
Und Tomescu blühte auf. "Es macht mir riesigen Spaß. Ich will das unbedingt an alle meine Freunde weiterempfehlen", sagt er mit hörbarer Freude. Tomescu ist einer von 48 Menschen mit Beeinträchtigungen, denen vom Verein MiraVita in Waldzell und Nußbaum ein geregelter Tagesablauf ermöglicht wird. In Waldzell begleiten junge Menschen mit Beeinträchtigungen Kinder im Bus zum Kindergarten, übernehmen die Friedhofspflege und kümmern sich um die Regalbetreuung in Supermärkten.
"Der Verein MiraVita und seine Klienten sind ein fixer Bestandteil unseres Gemeindelebens. Die Herzlichkeit der Menschen und die Zusammenarbeit mit ihnen sind aus dem Gemeindeleben nicht mehr wegzudenken", sagt Waldzells Bürgermeister Johann Jöchtl (SP). Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer (SP) lobte die Arbeit von MiraVita als "bestes Beispiel" für integrative Beschäftigung.
"Auf 30 Prozent erhöhen"
1214 Menschen mit Beeinträchtigung sind im Jahr 2018 in Oberösterreich einer Beschäftigung in einem Betrieb nachgegangen. Mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2017. "Das Ziel muss sein, dass Menschen mit Beeinträchtigungen mehr Selbstbestimmung erlangen können. Sie wollen dort arbeiten, wo andere Menschen auch arbeiten", sagt Gerstorfer. Darum wolle sie den Anteil integrativer Beschäftigung in Oberösterreich bis 2023 weiter erhöhen– von aktuell 15 auf 30 Prozent.
Aktuell habe das Land Oberösterreich 445 Vereinbarungen mit Kooperationsbetrieben. Es sei eine "Win-win-Situation". Das Betriebsklima verbessere sich, und die Belegschaft werde vielfältiger.