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Union Vichtenstein bleibt am Ball

Von Valentin Berghammer   07.September 2019

Es war eine Meldung, die Anfang Juni für viel Gesprächsstoff im Fußball-Unterhaus sorgte: Die Union Vichtenstein stellt vorübergehend für die Saison 2019/20 den Spielbetrieb ein. "Im Mai haben wir es bereits auf der Jahreshauptversammlung angekündigt und zum Stichtag, den 1. Juni, meldeten wir erstmals in der Vereinsgeschichte keinen Spielbetrieb beim Verband an", sagt Karl Schmidseder, Leiter der Sektion Fußball.

Die Ursache dafür war, dass die Union den Betrieb einer Reservemannschaft nicht mehr aufrecht erhalten konnte. Zum einen "wären die Strafen für eine fehlende zweite Mannschaft nicht tragbar gewesen", erklärt Schmidseder. Ein Meisterschaftsstart mit minus sieben Punkten für die Kampfmannschaft sowie hohe Geldstrafen wären die Folgen gewesen. Zum anderen sei es aufgrund des immer größer werdenden Freizeitangebots schwierig, junge Leute an einen Verein zu binden und damit langfristig den Spielbetrieb gewährleisten zu können.

Nachwuchs bleibt

Die jungen Leute, die in Vichtenstein Fußball spielen wollen, können dies aber weiterhin tun: Schon seit mehreren Jahren besteht mit dem Landesligisten Union Esternberg eine Nachwuchs-Kooperation, die nach wie vor weitergeführt wird. Eine Idee, die Schmidseder dem Verband auch für den Kampfmannschaftsbetrieb vorgeschlagen hat: "Unser Plan wäre gewesen, als zweite Mannschaft der Union Esternberg in der 2. Klasse anzutreten", so Schmidseder, "jedoch wurde dies vom Verband sofort abgelehnt." Die Verbandsstatuten sehen erst in der OÖ-Liga eine zweite Mannschaft in einem Kampfmannschaftsbewerb vor. Diesbezüglich zeigt der Sektionsleiter wenig Verständnis: "Auf der einen Seite können sich gewisse Vereine in den höheren Ligen erlauben was sie wollen, weil sie die finanzielle Stärke haben. Auf der anderen Seite werden kleine Vereine, wie wir es sind, streng nach dem Regulativ behandelt und sofort sanktioniert." Schmidseder wünscht sich hierbei mehr Fingerspitzengefühl. "Wir hätten gerne einen Versuch – eine Art Pilotprojekt – gestartet."

Gemeinsam ist man stark

Auf die Frage, wie es nun in Vichtenstein weitergeht, hat der Sektionsleiter eine klare Antwort parat: "Wir wollen, dass es weitergeht." Die Kampfmannschaftsspieler, die für die neue Saison bei den umliegenden Vereinen untergekommen sind, sind befristet frei und müssen nach einem Jahr wieder zurückkehren. "Die Entwicklung der Spieler wird von uns genau verfolgt und auch wie sie sich dort integrieren. Zudem wollen wir den Kontakt zu ihnen nicht verlieren." Dies scheint in Vichtenstein kein Problem zu sein. "Die Gemeinschaft ist intakt. Wir kommen nach wie vor jeden Freitagabend im Klubheim zusammen und verbringen dort ein paar gemütliche Stunden", sagt Karl Schmidseder stolz.

Gemeinsam werden auch die Geschehnisse im Fußball-Unterhaus weiterhin verfolgt. "Wir sind nicht der einzige Verein, der Probleme mit der zweiten Mannschaft hat", ist sich Schmidseder sicher. Ziel sei es, mit diesen Vereinen Kontakt aufzunehmen und zusammen beim Verband vorzusprechen. So soll erreicht werden, dass sich dieser mehr in Richtung der Vereine bewegt. "Wenn wir weitermachen, dann mit einer Spielgemeinschaft", sagt der Sektionsleiter.

Unsichere Zukunft

Das letzte Meisterschaftsspiel der abgelaufenen Saison gegen Natternbach soll daher nicht das letzte der Vereinsgeschichte gewesen sein. Trotzdem herrsche eine gewisse Unsicherheit ob und wie es weitergeht. "Der Gedanke daran, dass sich im kommenden Jahr am Sonntagnachmittag am Vichtensteiner Sportplatz nichts mehr tut, macht uns auf jeden Fall traurig." Die Nutzung und Instandhaltung der Sportanlage erfolgt jedoch auch weiterhin reibungslos. So spielt und trainiert beispielsweise die U17-Mannschaft der Spielgemeinschaft Esternberg/Vichtenstein derzeit dort.

Geht es nach Sektionsleiter Karl Schmidseder, soll dies ab Sommer 2020 in Vichtenstein auch bei der Kampfmannschaft wieder der Fall sein.

"Uns sind die Probleme bewusst"
Raphael Koch vom Oberösterreichischen Fußballverband kann sich eine Lockerung der bestehenden Sanktionen vorstellen.

"Uns sind die Probleme bewusst"

„Unser Ziel ist es nicht die Vereine zu ärgern“, stellt Raphael Koch, als Direktor für die Leitung des Spielbetriebs und der Geschäftsstelle des Oberösterreichischen Fußballverbandes zuständig, klar. Jedoch sei es die Aufgabe des Verbandes auf das große Ganze zu schauen, worin Koch auch die Schwierigkeit der gesamten Thematik sieht: „Einerseits sind uns die Probleme, die so manche kleine Vereine mit der Reservemannschaft haben, durchaus bewusst.“ Andererseits gebe es Vereine, die auch für die zweite Mannschaft genügend Leute generieren können. „Aus deren Sicht wäre es einfach ungerecht, würde man den Vereinen die Entscheidung überlassen, ob sie eine Reservemannschaft stellen wollen oder nicht.“

„Reserve“ als Fundament

Für viele sei die zweite Mannschaft ein wichtiges Fundament, weil dadurch viele Leute den Vereinen erhalten bleiben bzw. auch junge Spieler die Möglichkeit hätten sich dort zu entwickeln. „Würde der Reservebewerb zur Gänze wegfallen, würde dadurch auch eine große Anzahl an Personen auf kurz oder lang abhanden kommen.“ Angesprochen darauf, dass kleine Vereine wie die Union Vichtenstein dadurch aber völlig verschwinden könnten, meint Koch, dass dies „natürlich nicht im Sinne des Fußballverbandes ist.“

Warum man dann Kooperationsversuche, wie jenen zwischen Esternberg und Vichtenstein, ablehne? „Die Idee einer solchen Zusammenarbeit ist nicht schlecht. Jedoch ist dieser Vorschlag nicht der erste dieser Art.“ Man könne nicht dem einen Verein erlauben, eine Zusammenarbeit zu starten und dem anderen nicht. Zudem sei es einfach die Bestimmung des Verbandes, dass eine zweite Kampfmannschaft erst ab der OÖ-Liga gestellt werden darf bzw. muss.
Raphael Koch möchte an einer anderen Stelle an den Schrauben drehen: Stichwort Sanktionen. Zurzeit sieht das Regulativ bei einer fehlenden zweiten Mannschaft Geldstrafen sowie einen Meisterschaftsstart mit minus sieben Punkten für die Kampfmannschaft vor. Für jedes weitere Jahr ist sogar ein Beginn mit minus neun Punkten die Folge. „Es gilt wirklich zu überlegen, ob die Sanktionen auf diese Art und Weise bestehen bleiben müssen“, stellt der Verbandsdirektor eine Lockerung der Bestimmungen in Aussicht. Man wolle eher sanft Druck ausüben, um langfristig einen fairen und gut funktionierenden Spielbetrieb gewährleisten zu können. 

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