Tropische "Riesenzecke" überwinterte
BRAUNAU/WIEN. Exemplar im Innviertel gefunden, laut Experten aber keine größere Gefahr zu erwarten.
Eine neu eingewanderte subtropische "Riesen"-Zeckenart hat offenbar erstmals in Österreich überwintert. Laut Georg Duscher vom Institut für Parasitologie an der Veterinärmedizinischen (Vetmed) Universität Wien ist ein Exemplar der Gattung Hyalomma marginatum im April in einem Privathaushalt im Bezirk Braunau entdeckt worden.
An der Vetmed hätte man den Fund aus dem Innviertel gerne eingehend untersucht. Die Riesenzecke sei aber "verschollen", bedauerte Duscher: "Sie ist am Postweg verloren gegangen." Der Beleg, dass es sich tatsächlich um eine Hyalomma marginatum gehandelt hatte, sei aber "eindeutig", betont der Experte unter Verweis auf vom Finder angefertigte Fotos.
An sich sei die Hyalomma marginatum in den Trocken- und Halbtrockengebieten Afrikas, Asiens und Südeuropas heimisch. Sie komme inzwischen aber – durchaus verbreitet – auch in Spanien und Kroatien vor. Habe sie sich einmal in noch nördlicheren Gebieten etabliert, könne sie dort auch strengere Winter wie den vergangenen überdauern. "Sie überwintert in Ritzen und Spalten in der Natur", sagt Duscher.
Im Dezember 2018 wurde in Österreich im Raum Melk erstmals ein geschlechtsreifer Parasit der Riesenzecke – mit einer Körperlänge von fünf bis sechs Millimetern wird sie deutlich größer als die in Europa verbreitetste Zeckenart, der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) – nachgewiesen. Der vorangegangene warme und trockene Sommer war dafür ausschlaggebend, so Duscher. Diese Art bevorzuge eine geringere Luftfeuchtigkeit als die hierzulande üblicherweise vorkommenden Zecken. "Es darf nicht zu nass sein."
"Kein Grund zur Panik"
Mehrere Exemplare der Hyalomma marginatum wurden zuletzt auch in Norddeutschland gefunden, wo sie ebenfalls den Winter überstanden hatten. Im eurasischen Raum gelten die zu den Milben zählenden Tiere als Überträger des auch für den Menschen gefährlichen Krim-Kongo-Virus. Das Auftreten der Spezies in Mitteleuropa sei aber "kein Grund zur Panik", so Duscher. Dass mit der Hyalomma-Zecke auch das Krim-Kongo-Fieber eingeschleppt werde, sei äußerst unwahrscheinlich, so Duscher und dessen Kollege Alexander Mathis, Parasitologe an der Universität Zürich, unisono.
"Die Zecken tragen den Erreger nicht automatisch in sich. Sie müssten zunächst in einem Juvenilstadium ein mit dem Krim-Kongo-Erreger infiziertes Tier stechen. Erst dann könnte das nächste Entwicklungsstadium der Zecke die Krankheit übertragen", sagt Mathis.
Dass sich die subtropische Riesenzecke in unseren Gefilden explosionsartig vermehrt, sei übrigens ausgeschlossen. Bei dieser Zeckenart gebe es nur einen Vermehrungszyklus pro Jahr.