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Studenten dahoam

Von Josef Schuldenzucker, Magdalena Lagetar   20.Mai 2020

Keine Vorlesungen, Seminare, Übungen, keine Studentenfeste, keine direkten Kontakte, lange Zeit nicht einmal die Bibliothek: Während sich draußen alles um Corona drehte, ging das Studieren dennoch weiter. Plötzlich wurden die Innviertler Küchen- und Jugendzimmer zu Hörsälen umfunktioniert, distance-learning war und ist immer noch angesagt. Die jungen Leute sind zum großen Teil nach der vorlesungsfreien Zeit gar nicht mehr in die Heime und WGs ihrer Studentenstädte zurückgekehrt, sondern blieben zuhause. Das habe Vor- und Nachteile. "Ich persönlich gehe lieber in die Lehrveranstaltungen vor Ort, weil die Inhalte so einfach viel besser erklärt werden. In einigen Seminaren finden Online-Konferenzen statt, das funktioniert aber auch ganz gut", sagt Christian Gann aus Schalchen, der in Wien Kommunikationswissenschaft studiert. Seit Anfang März ist er zuhause.

Prüfungen online

Langweilig wurde ihm trotz Ausgangsbeschränkungen nicht. Denn es gab neben dem Uni-Programm online am heimischen Bauernhof immer mal wieder etwas zu tun. Seit den Lockerungen gefällt’s ihm zu Hause noch besser, schließlich dürfen auch wieder Freunde besucht werden. "Ich freue mich trotzdem, wenn wieder der normale Alltag beginnt und die Uni wieder ihre Pforten öffnet", sagt er. Denn vor allem bei den Klausuren, die übers Internet stattfinden, stoßen die Bildungseinrichtungen auf Herausforderungen", sagt er. Und die Klausurenphase steht bevor.

Apropos Klausuren und Prüfungen. Die Gurtner Studentin Monika Furtner hat ihr Architektur-Studium an der Technischen Universität in Wien kürzlich abgeschlossen. "Die Prüfung wäre ursprünglich für den 19. März geplant gewesen. An der TU Wien ist es üblich, dass beim Prüfungstermin Freunde und Verwandte dabei sein können. Eine Woche vorher hieß es dann, dass die Prüfung unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, zwei Tage vorher wurde der Termin dann verschoben", erinnert sich die 27-jährige Gurtner Architektur-Studentin.

"In Bildschirm präsentieren"

Bis zum Lockdown war Monika Furtner täglich an der Uni und mit vielen Menschen in Kontakt: "Ich bin dann einige Wochen freiwillig in meiner Wohnung in Wien geblieben, um zu Hause niemanden zu gefährden. Mein Vater ist schließlich auch schon über 70 Jahre alt. Ich war sozusagen in freiwilliger Quarantäne." Am 22. April ist die Studentin dann zur Prüfung angetreten. "Ich bekam den Termin, eine fixe Uhrzeit und einen Zugangscode für den virtuellen Meetingraum. Ich saß in meiner Wiener Wohnung, die Prüfer ebenfalls zuhause vor ihren Laptops. Der Bildschirm wurde geteilt. Ich habe eine 20-minütige Powerpoint-Präsentation gemacht. Danach gab es 30 Minuten lang Fragen von den drei Prüfern. Es ist schon ziemlich eigenartig, wenn man seine Abschlussarbeit in einen Bildschirm hinein präsentiert. Ich hätte mir meine Prüfung eigentlich festlicher und feierlicher gewünscht", so Monika Furtner. Zufrieden kann die Gurtnerin mit ihrer Prüfung trotzdem sein. Ihr Projekt wurde mit "Sehr gut" benotet, auch die drei Prüfer gaben der Gurtner Studentin eine glatte "Eins". Mit dieser Spitzenbewertung in der Tasche hofft die Gurtnerin schnell einen Job zu finden, um die benötigte dreijährige Praxis zu bekommen.

Reha-Bauruine Obernberg als Projektarbeit von Monika Furtner

Hunderte Stunden hat die 27-jährige Monika Furtner in ihre Prüfungsarbeit investiert. Sie hat sich kein leichtes Thema ausgesucht. Als fiktiven Bauplatz hat sie die Bauruine des geplanten Rehazentrums in Obernberg gewählt.

„Man darf sich einen Bauplatz suchen, der einen persönlich anspricht, und etwas vollkommen Neues planen. Ich kenne die Ruine und auch die Geschichte dahinter. Es ist ein wunderschöner Bauplatz, 30 Meter über dem Inn, mit einer Traumaussicht, das hat mich angesprochen. Ich wollte bewusst keinen Platz in Wien nehmen. Mein Thema war eine fiktive neue Nutzung für das Gelände in Richtung Erholung. Ich habe ein Hotel, ein Badehaus mit Thermennutzung, Freizeiteinrichtung und Erholungsmöglichkeiten geplant“, erklärt die Gurtner Studentin ihr Projekt.

Das Modell wurde von Monika Furtner in liebevoller Kleinarbeit in der Modellwerkstatt der Uni gebaut, ein Teil auch in der Werkstatt von ihrem Vater Alois Furtner in Gurten. „Zwei Semester lang bin ich Tag für Tag gesessen, alleine das Holzmodell hat fast 300 Stunden Arbeitszeit in Anspruch genommen. Ich habe mich sehr intensiv damit auseinandergesetzt. Die Umsetzung eines solchen Objektes ist wesentlich komplizierter, als ein Einfamilienhaus zu planen“, schildert die angehende Architektin.

Jetzt möchte die Gurtnerin schnell ins Berufsleben einsteigen, um drei Jahre Praxis zu bekommen. Dann muss sie die Ziviltechnikerprüfung ablegen und könnte anschließend ihren Traum von einem eigenen Architekturbüro verwirklichen.

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23. April 2024