Stau am Kreisverkehr, Parkplatz-Not und ein sehr enges Tor
RIED / BRAUNAU / SCHÄRDING. Stadt-Verkehr: Wie läuft es in Ried, Braunau und in Schärding zu den Stoßzeiten? Ein Lokalaugenschein.
Freitag, 12.05 Uhr, in Ried: Viele Arbeitnehmer machen sich auf den Weg in das Wochenende. Wer um diese Zeit mit seinem Auto aus der Stadt hinaus will, braucht Geduld, um sich nicht die Wochenendstimmung zu verderben.
Weil die Einfahrt in den Hauptplatz vom Stelzhamerplatz wegen Pflasterbauarbeiten nicht möglich ist, fließt wesentlich mehr Verkehr durch die Kirchengasse. Ein Nadelöhr, viele Autos entlang der Stadtpfarrkirche sind schlecht eingeparkt und nehmen der ohnedies schon schmalen Straße noch einmal 15 bis 20 Zentimeter weg.
Eine richtige "Geduldsprobe" ist das Abbiegen beim Wettbüro Admiral. Sowohl in Richtung Lughofer-Kreisverkehr als auch in Richtung Bahnhof. Fünf bis sieben Minuten dauert es, bis man es endlich geschafft hat. Nervenaufreibend sind die hupenden und händefuchtelnden Hektiker. Der Rückstau stadteinwärts reicht zurück bis zum AMS. Abbieger sind auf einen freundlichen Autofahrer angewiesen, der einen herauswinkt.
Das Abbiegen beim Kreisverkehr Richtung Kapuzinerberg geht relativ flüssig. Allerdings nur bis zur ehemaligen Kellerbrauerei. Da ist bereits wieder Schritttempo angesagt. Danach großes Warten beim Abbiegen in Richtung "Hundeknochen". Der Grund: Viele Schüler werden zu dieser Zeit von der Klosterschule abgeholt, deshalb reißt der Gegenverkehr aus Richtung Krankenhaus kaum einmal ab. Ab dem Hundeknochen geht’s flüssiger.
Ab nach Braunau
Szenenwechsel: Parkplatzsuche am Montagmorgen in Braunau. Weil’s regnet, haben sich mehr Leute fürs Auto entschieden. 8:12 Uhr, Abfahrt von der Theatergasse durch die Stadtmauer zum stadtplatznahen Parkplatz am Inn. Ein Auto kommt bereits rückwärts entgegen, also alles voll. Beide retour bis in den Radweg, damit der nächste Suchende durchs Tor in der Mauer fahren kann und die Auffahrt wieder frei wird. Nächster Versuch: Parkplatz am Inn. Rundum und in den Buchten alles voll, weil die aber schwer einsehbar sind, bleibt jeder Suchende stehen, schaut genau, fährt hinein, rückwärts wieder heraus. Nur weil die gelbgezackt markierten Flächen heute frei sind, geht die Ausfahrt zweispurig. Da dürfte wohl kürzlich gestraft worden sein, sonst wird auch am Gelben geparkt.
Parallel zur Ringstraße ist auch alles voll, obwohl, wenn die etwas platzsparender geparkt hätten, ginge sich da schon noch ein Auto aus. Umkehren am Billa-Parkplatz, ja, da in der Kurzparkzone wären noch viele freie Stellflächen. Am Parkplatz neben der Kapuzinerkirche stehen einige Pkw sogar in zweiter Reihe. Naja, da werden wohl gerade Kinder in den Kindergarten gebracht. Nichts frei, niemand fährt weg.
Auch rund ums Kolpinghaus sind alle Parkplätze belegt. Weil auch unter der Brücke in der Bahnhofstraße nichts mehr frei ist, bleibt nur noch der große Parkplatz auf der Filzmoser-Wiese. Ab der vorletzten Reihe hinten gibt es noch freie Plätze. Endlich. Eingeparkt, es ist 8.30 Uhr. Handtasche, Arbeitstasche, Schirm gepackt und zu Fuß in die Stadt. Dauert zwölf Minuten, wenn man Schuhe mit Absatz anhat. Wenn es da einen Shuttlebus gäbe, wäre der große, aber weit vom Stadtzentrum entfernte Parkplatz beliebter.
Zurück nach Schärding
Zurück in den Freitagmittag, nach Schärding: Hier fließt um diese Zeit der Verkehr. Nur im Bereich der Schulen ist zu dieser Zeit einiges los. "Es ist aber schon besser geworden, weil nicht mehr ganz so viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto abholen", erzählt ein Busfahrer, der beim Busterminal vor der Volksschule in Schärding in der Tummelplatzstraße parkt.
Die Wartezeit in Richtung Stadtzentrum beträgt zwar gefühlte fünf Minuten, aber das liegt vor allem daran, dass viele Fußgänger den Zebrastreifen gleichzeitig queren und auch noch ein paar Radfahrer die Chance nützen, schnell noch die Straßenseite zu wechseln.
Beim Kreisverkehr vor dem Schärdinger Stadtwirt ist zwar viel los, aber lange anhalten muss keiner. Rechts abgebogen, traut sich ein Pkw-Lenker mit deutschem Kennzeichen nicht durchs Linzer Tor fahren. "Die glauben alle, dass das Tor nur einspurig befahrbar ist, was aber nicht so ist. Es ist zwar ganz schön knapp, wenn zwei größere Pkws gleichzeitig reinfahren, aber es geht sich aus", sagt eine Schärdinger Taxifahrerin, die am Stadtplatz einen Fahrgast aussteigen lässt.
"Jetzt ist der Verkehr noch kein Problem, aber wenn wieder die ganzen Touristen im Sommer da sind und vor allem die vielen Radfahrer, dann muss man Wartezeiten am und rund um den Stadtplatz definitiv einplanen", sagt die Taxifahrerin.
Stadtauswärts ist auf der Linzer Straße einiges mehr los, was vor allem auch daran liegt, dass viele zu den Supermärkten abbiegen möchten und aufgrund des dichten Gegenverkehrs warten müssen. Sobald der Kreisverkehr Richtung St. Florian am Inn überquert ist, fließt der Verkehr reibungslos.
Parkplatz-Zahlen
BRAUNAU
910 kostenlose Parkplätze stehen laut Stadtgemeinde Braunau in der Innenstadt, bzw. Zentrumsnähe zur Verfügung.
590 gebührenpflichtige Parkplätze zählt die Stadtgemeinde in der Braunauer Innenstadt. Die kostenpflichtige Kurzparkzone wurde 2014 vergrößert.
Die Stadtgemeinde Braunau plant, wie mehrmals berichtet, in Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus ein Parkhaus zu errichten, das bedeutet nach der ersten Bauphase 219 kostenpflichtige Stellplätze mehr in der Innenstadt.
SCHÄRDING
180 Parkplätze stehen in der Gebührenzone in der Schärdinger Innenstadt zur Verfügung.
917 gebührenfreie Parkplätze gibt es im Außenbereich der Barockstadt. Diese stehen ganztags kostenlos zur Verfügung und sind in wenigen Gehminuten vom Zentrum aus erreichbar.
Wie hoch die Auslastung der Parkgarage ist, verrät die Stadtgemeinde nicht definitv. „Das Parkhaus der Stadtgemeinde Schärding wird zum einen von Dauernparkern, aber auch von den vielen Arbeitnehmern in der Innenstadt sehr positiv angenommen“, sagt Amtsleiterin Rosemarie Kaufmann auf OÖN-Anfrage.
RIED
2250 Parkplätze gibt es laut Stadtmarketing in Ried. Durch die Errichtung des Einkaufszentrums Weberzeile sind in der jüngeren Vergangenheit mittels Tiefgarage 800 innerstädtische Stellflächen dazugekommen.
300 gebührenfreie Kurzparkzonen-Stellflächen gibt es – zusätzlich zu den gebührenpflichtigen Stellplätzen (montags bis freitags, von 8.30 bis 12 Uhr und 13.30 bis 16 Uhr sowie samstags, von 8.30 bis 13 Uhr).
Das System Kreisverkehr
„Der Verkehr nimmt zu, vor allem der motorisierte Verkehr, die Zulassungszahlen steigen“, sagt Walter Rachbauer von der städtischen Sicherheitswache in Ried. Das sei deutlich und wahrnehmbar.
Kreisverkehre als Mittel, um Verkehrsströme im Fluss zu halten, sind nur bedingt hilfreich, glaubt er: „Ein Kreisverkehr ist schon sehr gut, keine Frage, aber er kann den Verkehr auch nicht uneingeschränkt aufnehmen. Es kommt immer wieder zu Staus, der Verkehr gerät in Stoßzeiten ins Stocken“, sagt der Leiter der Rieder Sicherheitswache.
16 Rundstrecken in Ried
Was steckt nun hinter dem „System Kreisverkehr“? Hermann Knoflacher, emeritierter Professor am Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik der TU Wien galt lange Zeit als „Verkehrspapst“. Auch in Ried hielt er Vorträge und stand bei Diskussionen Rede und Antwort. So sagte er im Zuge einer Diskussion vor einigen Jahren: „Ein Kreisverkehr ist eine Verkehrsform für intelligente Verkehrsteilnehmer. Er ist die sicherste Kreuzungsform, wenn er richtig geplant ist.“ Das hat man sich in Ried zu Herzen genommen. Denn gerade hier hat die Verkehrsform „Kreisverkehr“ eine besondere Bedeutung erlangt. In den vergangenen Jahren sind nicht weniger als 16 Kreuzungen mit Kreisverkehren geregelt worden (inklusive jener Kreisverkehre die direkt an der Rieder Gemeindegrenze zu den Umlandgemeinden liegen).
Was meinen Sie? Sind Kreisverkehre die ideale Kreuzungslösung? Schreiben Sie uns: innviertel@nachrichten.at
Radar-Strafgelder als lukrative Einnahmequellen für die Städte
Genau sieben Jahre sind mittlerweile vergangen seit im Rieder Stadtrat der Kauf von vier fixen Radarboxen beschlossen wurde. In den folgenden Jahren wurde die „Radar-Offensive“ weiter fortgesetzt, mittlerweile sind im Stadtgebiet acht fixe Radare installiert.
Wie bereits berichtet, wird es nicht bei diesen acht Geräten bleiben. Laut Stadtratsbeschluss wird ein neuntes Messgerät in der Molkereistraße aufgestellt. Zudem gibt es seit längerem eine mobile Messeinheit, die monatlich den Standort wechselt. Es gehe einzig und alleine um die Verkehrssicherheit, wird man im Rieder, aber auch im Braunauer Rathaus, nicht müde zu betonen. Daher würden die Radarboxen vorwiegend im Bereich von Schulen positioniert.
Unbestritten ist aber freilich, dass die Radareinnahmen für die Städte eine durchaus lukrative Einnahmequelle darstellen. Alleine im vergangenen Jahr betrugen die Gesamteinnahmen aus den Radarstrafen, inklusive dem mobilen Radar in Ried, rund 1,4 Millionen Euro. Die neunte Messanlage in der Molkereistraße wurde diese Woche aufgestellt, scharf ist das Radar noch nicht.
Auch in der Stadt Braunau lassen die eingenommenen Strafgelder ordentlich die Kasse klingeln: 2018 wurden 1,15 Millionen Euro kassiert. Großteils kommt dieses Geld aus den Strafen für das zu schnelle Fahren. In Braunau gibt es mittlerweile sieben fixe Radar-Standorte sowie wechselnde Plätze, auf denen das sogenannte „Blitzer-Auto“ stehen kann. In Braunau können aber nicht alle Radarboxen gleichzeitig blitzen, es gibt nämlich nur vier Geschwindigkeitsmessgeräte. Auskunft darüber, wo die vier Messgeräte im Einsatz sind, gibt die Stadtpolizei laufend online unter braunau.at.
2019 schon 5730 Delikte
Aufgrund verstärkt auftretender Beschwerden aus der Bevölkerung hätte sich laut Amtsleiterin Rosemarie Kaufmann die Stadtgemeinde Schärding 2012 dazu entschlossen, drei stationäre Radaranlagen zu errichten. „Da wir in Schärding nur ein Velometergerät für die drei Messkabinen haben, kann keine permanente Laserüberwachung in allen Kabinen rund um die Uhr durchgeführt werden. Fallweise wird das Velometergerät als mobile Radarüberwachung verwendet“, sagt Kaufmann. Wie viel Geld die Stadtgemeinde dadurch einnimmt, verrät sie nicht. Auch von Seiten der Bezirkshauptmannschaft Schärding werden keine genauen Zahlen über die Radareinnahmen genannt. Bezirkshauptmann Rudolf Greiner antwortet auf OÖN-Anfrage nur, dass seit Jahresbeginn rund 5730 Delikte wegen Überschreitungen der Fahrgeschwindigkeit im Ortsgebiet und in 30er-Zonen bis dato in Schärding geahndet wurden.
Sehr geehrte Redakteurinnen, Sie haben's richtig erkannt.
"Abbieger sind auf einen freundlichen Autofahrer angewiesen, der einen herauswinkt."
Weil 99,99% der weiblichen Verkehrsteilnehmerinnen verzichtet NICHT auf den Vorrang. Wurde nie gelernt und sowieso überfordert.
Und 12 Minuten von der Filzmoserwiese in die Stadt? Es ist ein Katzensprung.
Ich will ja figurmäßig niemandem zu Nahe treten, aber a bissl zu Fuß gehn ist gesund.
Auf die Idee muss man erst mal kommen, zur Hauptstauzeit Z'Fleiss in die Rieder Innenstadt herumzufahren.
Na gut, gebrechlichere Zweibeiner gibts auch, aber der Grossteil dieser Blechwolfbesitzer sind stinkfaule Fußgänger.
Wohl fehlts am Zeit-Management u. an der Lust zur Entschleunigung ...