Zu Skulpturen erstarrte Gedanken Miguel Horn und sein großer Mäzen

Von Heinz Moser   27.Oktober 2011

Nicht etwa im Innviertel kreuzten sich erstmals die Wege von Miguel Horn und Heribert Reitböck, sondern im fernen Chile, wo sich in Osorno das Künstlerehepaar Peter (Bildhauer) und Josefine Horn (Malerin, geborene Feja aus Ried) Mitte der 1930er-Jahre eine Existenz aufgebaut hat. Als die Familie ihre Angehörigen in Europa besucht, bricht der Zweite Weltkrieg aus. Eine Rückkehr nach Südamerika ist vorerst nicht möglich. Deshalb lassen sich die Horns zwischenzeitlich in Ried und dann in Passau nieder, wo 1948 Miguel, ihr sechstes Kind, zur Welt kommt.

Erst 1950 geht es wieder über den großen Teich heim nach Osorno. 1957 übersiedeln sie nach Santiago de Chile. Miguel Horn absolviert die Ausbildung zum Lehrer, tritt aber zugleich in die Fußstapfen seines Vaters und wird ebenfalls Bildhauer. Bereits 1963 entstehen seine ersten eigenen Arbeiten.

Kritik am Wohlstand

In seinem künstlerischen Schaffen setzt sich Miguel Horn intensiv mit den Themen Krieg und Frieden, Zerstörung und Erschaffung, Religion und Glaube auseinander. Oft bezieht er auch zu den negativen Auswirkungen unseres Wohlstands Stellung: Verlust der Individualität, Zurückdrängung indigener Völker, Umweltverschmutzung und Vernichtung letzter Naturreservate. Thematisch sind seine Werke zu Skulpturen erstarrte Gedankengänge. In Holz und Stein, später in Eisen, Stahl und Thiokohl.

1971, zwei Jahre nach dem Tod seines Vaters, kommt Miguel Horn 1971 erstmals nach Europa zurück und stellt in der Galeria i Templare in San Felice in Italien aus. Es folgen ein sechsmonatiger Aufenthalt in Mexiko mit einer Ausstellung in der Galeria Joka in Mexico-City, erste private Aufträge von Heribert Reitböck in Pittsburg, Ried und Marburg (Deutschland) sowie viele weitere internationale Projekte und Präsentationen. Wie etwa in Brasilien, den USA und quer durch fast ganz Europa.

Immer wieder legt der Künstler Zwischenstopps bei Heribert Reitböck ein, der ihn zu zahlreichen Werken motiviert. Beide kennen sich aus der Zeit, als der in Ried geborene Diplomingenieur (Nachrichtentechnik) und zweifache Doktor (Physik/Biophysik und Technik) zwischen 1965 und 1969 in Chile für die internationale Atomenergiebehörde tätig gewesen ist. Eine Freundschaft, die bis heute besteht und durch die auch der Kontakt zu Ried gepflegt wird.

Heuer im Sommer waren im Stadtgebiet Monumentalskulpturen von Miguel Horn zu bewundern und im Museum Volkskundehaus neben kleinerformatigen Thiokol, Stahl- und Eisenskulpturen auch Modelle von Werken im öffentlichen Raum.

Heribert Reitböck zählt übrigens zu den großen Pionieren der Neurowissenschaft. Der ehemalige Professor an der Universität Marburg ist Autor von rund einhundert wissenschaftlichen Publikationen, Buch- und Konferenzbeiträgen sowie Inhaber von sechs US-Patenten. Und er besitzt die größte Privatsammlung von Werken Miguel Horns. Die meisten davon wurden allerdings noch nie öffentlich gezeigt. Was seinem Freund nicht unbedingt Freude bereitet: „Sehr oft habe ich ihn schon zu überreden versucht, die Objekte zu zeigen, aber nur mit mäßigem Erfolg“, hofft Miguel Horn, dass so dann und wann sein großer Gönner und Mäzen die unter Verschluss gehaltenen Arbeiten einem breiteren Publikum zugänglich macht. Vielleicht sogar in Ried.

*

Bildhauer Miguel Horn ist inzwischen in Österreich sesshaft geworden. Der Vater von drei Kindern lebt mit seiner Gattin Ilse in Neuhofen an der Ybbs. Neben seinem künstlerischen Schaffen unterrichtet er dort an der Hauptschule die Fächer Bildnerische Erziehung und Englisch.