Bauer, Bürgermeister und Schlossherr

Über seinem Kopf mit den schlohweißen Haaren hängt ein schlichtes Holzkreuz. Zu diesem passt auch der Leitspruch des exakt darunter Sitzenden: „Ich helfe Menschen, wo es geht. Wirklich alle Wünsche kann aber nur der liebe Gott erfüllen.“

Besuch in der Amtsstube von Bürgermeister Alois Selker (ÖVP). Obwohl viele Broschüren, Bücher, die Unterschriftenmappe, seine Brille und das Handy auf dem großen Schreibtisch liegen, ist dieser penibel zusammengeräumt. Ob diese Aufgeräumtheit auch für seinen Führungsstil zutreffe, beantwortet Alois Selker so: „Ich amtiere nicht autoritär, sondern kollegial. Mir liegt sehr viel an einer positiven Atmosphäre.“ Das gelte für das Amt genau so wie als Familienoberhaupt, sagt der Vater von fünf Söhnen und einer Tochter im Alter von 14 bis 35 Jahren. Auf seinem Bauernhof seien die Aufgaben exakt verteilt. Als Senior sei er vor allem „für die Rindviecher“ – 110 an der Zahl – zuständig.

Keine großen Sprünge

Als Bürgermeister könne er sich vom Gesetz her keine großen finanziellen Sprünge für Sigharting erlauben. Bedarf es doch bei Ausgaben von mehr als 2000 Euro der Zustimmung des Gemeindevorstandes und über 14.000 Euro sogar jener des Gemeinderates. Apropos Gemeinderat: Das Mandatsverhältnis schaut in Sigharting so aus: 9 ÖVP, 2 FPÖ, 1 SPÖ, 1 BZÖ. Trotz dieser für eine Kleingemeinde mit 800 Einwohnern eher großen Parteienvielfalt wurden im Sighartinger Gemeinderat im Vorjahr 96 Prozent aller Beschlüsse einstimmig gefällt. Das sagt Bürgermeister Selker mit Nachdruck und sogar ein wenig stolz.

Ansturm im Advent

Alois Selker ist aber nicht nur Chef in dem großen Amtshaus, das auch Pfarrkanzlei und Bezirksabfallverband beherbergt, er ist als Bürgermeister auch Schlossherr. Weil das Schloss seit 1870 im Besitz der Gemeinde ist. Um 3000 Gulden hat dieses damals den Besitzer gewechselt. Mit fast zwei Millionen Euro wurde das Schloss 2008 bis 2010 generalsaniert. Alle zwei Jahre im Advent wird der altehrwürdige Bau regelrecht gestürmt, wenn dort der Innviertler Advent der Goldhaubengemeinschaft Unteres Innviertel über die Bühne geht. Besonders froh ist Alois Selker aber auch, dass vor kurzem ein Gastronomiebetrieb im Schloss eingezogen ist. „Das tut dem gesellschaftlichen Leben unserer Gemeinde gut“, sagt Selker, der vor kurzem eine weitere öffentliche Aufgabe übernommen hat, den Obmann des Regionalverbandes Sauwald/Pramtal.

Spaß am Bürgermeisteramt

Alois Selker ist mit 56 Jahren genau so alt wie sein Vorgänger Johann Propst. Mit diesem Alter hatte Propst das Bürgermeisteramt lange schon an den Nagel gehängt. Alois Selker denkt nicht an Rücktritt, im Gegenteil, er werde bei den Wahlen nächstes Jahr noch einmal kandidieren. Er lehnt sich in seinem Bürgermeistersessel zurück und sagt: „Mein Vorgänger hatte in diesem Alter schon viel mehr Bürgermeisterjahre auf dem Buckel. Mir macht das Amt großen Spaß und ich habe noch einiges vor in Sigharting.“