Rieder Drogenring: Haftstrafen für zwei Mittäter

INNVIERTEL. Den mutmaßlichen drei Haupttätern wird demnächst der Prozess in Ried gemacht.
Der Prozess gegen fünf Innviertler, die seit längerem in Untersuchungshaft sitzen, im Schwurgerichtssaal des Landesgerichts Ried beginnt eher ungewöhnlich. Einer der Angeklagten sitzt ohne Verteidiger da. Dieser ist im Gerichtssprengel derzeit offenbar gesperrt. "Ohne Verteidiger geht es nicht", sagt Andreas Rumplmayr, der vorsitzende Richter des Schöffensenats. Der Richter wurde erst kurz vor der Verhandlung vom Verteidiger darüber informiert. "Das wird sicher ein interessanter Fall für die Anwaltskammer", sagt Staatsanwältin Petra Stranzinger sichtlich verärgert.
Es nehmen also nur vier Männer im Alter zwischen 23 und 30 Jahren auf der Anklagebank Platz. Ihnen werden von Staatsanwältin Stranzinger "schwerwiegendste Verbrechen" nach dem Suchtmittelgesetz, also Drogenhandel im großen Stil im Zuge einer kriminellen Vereinigung, vorgeworfen.
Nach monatelangen, akribischen Ermittlungen der Suchtgiftbeamten der Polizei Ried erfolgte Ende Dezember 2023 an mehreren Orten gleichzeitig der Zugriff, die OÖN haben ausführlich berichtet. Insgesamt wurden 14 Männer festgenommen, elf saßen – zumindest zeitweise – in Untersuchungshaft.
Neben dem Hauptprozess laufen noch mehrere weitere Verfahren gegen Personen aus dem Umfeld des Drogenrings, auch in der Schweiz.
Rund 50 Kilogramm Cannabiskraut und fünf Kilogramm Kokain sollen die Angeklagten laut Anklageschrift von der Schweiz aus nach Österreich eingeführt haben. Dazu wurden in der Schweiz sogar mehrere Scheinfirmen, unter anderem ein Immobilienunternehmen, gegründet, um Vermögenswerte verbuchen zu können.
Zwei der Beschuldigten wohnten zeitweise in der Schweiz, es gab auch einen Firmen-Kleintransporter. Der Transport des Suchtgifts ins Innviertel erfolgte mit Motorrädern, Autos oder sogar mit dem Zug. Ein Großteil der Drogen wurde in einem Haus in Taiskirchen gebunkert. Die Beschuldigten machten sich aus den Einnahmen aus den kriminellen Geschäften offenbar ein schönes Leben. Mehr als hundert Abnehmer konnten von der Polizei bereits ausgeforscht werden.
Lob für die Ermittler
Die vier Verteidiger kündigen in ihren Eingangsplädoyers jeweils (Teil-)Geständnisse ihrer Mandanten an. Lediglich die angeklagten Suchtgiftmengen seien zum Teil zu hoch. "Mein ausdrücklicher Dank gilt der Kriminaldienstgruppe Ried und dem LKA OÖ für den unermüdlichen Einsatz. Dadurch ist ein entscheidender Schlag gegen die Suchtgiftkriminalität im Innviertel gelungen", sagt Staatsanwältin Stranzinger.
Die Befragung der Beschuldigten gestaltet sich mühsam. An manche Teile der Anklageschrift wollen oder können sich die Männer nicht erinnern. "Ich war ja selber durchgehend wegen Kokainkonsum beeinträchtigt", sagt einer der Beschuldigten. Auf die Frage der Staatsanwältin, ob er in der Schweiz gearbeitet habe, antwortet der Angeklagte: "Nein, ich habe vom Suchtgifthandel gelebt."
"Möchte eine Therapie machen"
Ein 23-Jähriger, der bereits mehr als 50.000 Euro an Schulden angehäuft hat, hat auch gröbere Erinnerungslücken. Er stehe seit dem Tod seiner Großmutter 2015 unter dem Einfluss von Drogen, rechtfertigt sich der Mann aus Ried. "Wenn ich wieder vom Gefängnis draußen bin, wird es schwer, allein mit den Drogen aufzuhören. Ich möchte eine Therapie machen", sagt der Innviertler. Einen Job habe er bei seiner Ex-Firma bereits in Aussicht.
Das Verfahren gegen zwei der Angeklagten wird schließlich vertagt, da noch weitere Zeugen befragt werden müssen. Das Duo wird beim nächsten Termin gemeinsam mit dem heute "verteidigerlosen" Angeklagten vor dem Richter sitzen. Die Verteidiger Harald Korp und Christian Breit argumentieren in ihren Schlussplädoyers damit, dass ihre Mandanten nur "kleine Rädchen" gewesen seien.
Unbedingte Haftstrafen
Nach kurzer Beratung des Schöffensenats verkündet Richter Rumplmayr die Urteile. Der vorbestrafte 23-Jährige, der rund 800 Gramm Kokain und etwas mehr als ein Kilogramm Cannabis weiterverkauft hat, wird zu zweieinhalb Jahren unbedingter Haft verurteilt. Dieses Urteil ist rechtskräftig. Noch nicht rechtskräftig ist der Richterspruch gegen den 27-Jährigen, der zu zwei Jahren und einem Monat Gefängnis verurteilt wird. Der Beschuldigte hatte mehrere Kilogramm Cannabis zum Weiterverkauf in seiner Wohnung gebunkert, zudem verkaufte er 1,3 Kilogramm Gras, das er zum Teil auch daheim angebaut hatte. Den drei weiteren Mitangeklagten droht eine weitaus höhere Haftstrafe. Der Strafrahmen liegt bei bis zu 15 Jahren.
Verbindung zu Raubüberfall
Ein 29-Jähriger soll sich laut Polizei selber als "Kopf des Unternehmens" und "Finanzmanager" des Drogenrings bezeichnet haben. Die Verhandlung gegen den Angeklagten wegen des Suchtgifthandels im Rahmen einer kriminellen Vereinigung wird demnächst fortgesetzt. Damit nicht genug: Der Beschuldigte wird verdächtigt, dass er beim Raubüberfall auf den Gurtner Unternehmer Josef Fill im Sommer 2023 als Bestimmungstäter in Erscheinung getreten sein könnte. Demnach soll der Innviertler die beiden ausländischen Räuber, die in Untersuchungshaft sitzen, zur Tat angestiftet und diese mit detaillierten Informationen versorgt haben. Das Trio muss sich voraussichtlich Anfang September vor einem Schöffengericht verantworten.

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