Pater B. – der Serientäter in der Soutane

17.März 2011

„Pater B.“ hieß er als Mitglied der Erzabtei St. Peter in Salzburg, „Hochwürden Ernest F.“ als Priester in mehreren Pfarren in Oberösterreich und Bayern. Autor Norbert Blaichinger nennt ihn „einen der gerissensten Knabenschänder in der Soutane“, der jedoch nie hinter Gittern landete.

Ernest F., 1933 geboren und bei Zieheltern in Lochen aufgewachsen, trat 20-jährig in die Erzabtei St. Peter ein. Nach Recherchen des Autors fielen seine pädophilen Neigungen im Kloster rasch auf, doch statt Maßnahmen zu setzen, beurlaubte man ihn aus dem Kloster. Pater B. wurde trotz massiver Verdachtsmomente weder von der Erzabtei noch von den Diözesen, in die er im Laufe der Jahrzehnte versetzt wurde, gestoppt: Von 1981 bis 1986 war F. Pfarrer in Moosbach, ab 1983 zusätzlich in Geinberg, später in Oberhofen, Zell am Moos, in der Diözese München und in Altötting.

Luxus und Prunksucht

Auch in Geinberg hat er, so wie in seinen späteren Pfarren, die Bevölkerung in begeisterte Anhänger und Kritiker gespalten. „Er hat eine große Unruhe unter die Pfarrbevölkerung gebracht“, beschreibt ein Insider die damalige Stimmung. Im Zentrum standen vor allem F.s aufwändiger Lebensstil und seine Prunksucht, die sich sowohl in großzügigen Anschaffungen für die Pfarre als auch in seinem persönlichen Hang zum Luxus ausdrückte. Bei seinem Abgang hinterließ er einen Schuldenberg, der nur deshalb beglichen werden konnte, weil der frühere Seelsorger der Pfarre eine persönliche Erbschaft hinterlassen hatte. Auch hat F. Kirchenrechnungen der Diözese nicht vorgelegt.

Dieses Verhalten führte dazu, dass der damalige Obmann des Pfarrgemeinderats ausschied. Die zunehmende Kritik der Geinberger Bevölkerung an ihm interpretierte Pfarrer F. jedoch auf seine Art: Noch ein Jahr nach seinem Abgang beschwert er sich in einem Brief an Erzabt Bachler in Salzburg: „Ich habe noch nie so einen bösen Menschenschlag erlebt wie in Geinberg.“

Wieweit es auch Vorfälle mit Buben gab, wurde nie erhärtet. „Man hörte Gerüchte, aber keine Namen.“ Fest steht, dass es keine Anzeigen gab, die meisten Pfarrangehörigen jedoch froh waren, als er gemeinsam mit seinem Lebensgefährten die Koffer packte. Laut Autor Blaichinger hat sich zumindest ein Betroffener aus dem Innviertel an die Klasnic-Opferschutzkommission gewandt.

„Schlimmster Einzeltäter“

So wie in Geinberg und Moosbach hinterließ F. seine Spuren auch in späteren Pfarren, beschreibt Autor Blaichinger in seinem Buch. Die Vorwürfe, die gegen ihn erhoben wurden, wiegen schwer: Sexuelle Gewalt an männlichen Minderjährigen, Verdacht der unrechtmäßigen Verwendung ihm anvertrauter Gelder, Predigten abseits des Evangeliums und Spaltung der ihm anvertrauten Gemeinden.

Umso unglaublicher ist, dass er nicht ein einziges Mal vor Gericht stand. Ernest F. starb im Februar 2010 in Altötting, seinem Alterssitz, im 78. Lebensjahr. Nicht einmal, als er während seiner Sexreisen nach Marokko des mehrfachen Kindesmissbrauchs überführt worden war, klickten für ihn die Handschellen. „Herr F. ist für mich der schlimmste Einzeltäter, den ich kenne“, sagt der heutige Bischofsvikar der Erzdiözese Salzburg, Prälat Johann Reißmeier, in einem Interview im Buch.

Mittlerweile sind die F. vorgeworfenen Delikte verjährt, rechtlich gesehen gilt für Ernest F. die Unschuldsvermutung.

Neben Zeitzeugen hat Blaichinger in seinem Buch auch heutige Vertreter der Diözese Linz und der Erzabtei St. Peter zum Versagen der damaligen Kirchenoberen befragt. „Es stellte sich nachträglich als Fehler heraus, zunächst sein Tun abzuwarten und sein Wirken selbst beurteilen zu wollen“, sagt dazu rückblickend Severin Lederhilger, der Generalvikar der Diözese Linz.