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Palatschinke mit Hakenkreuz aus Schokosauce "präsentiert": Haftstrafe

Von Thomas Streif   24.März 2021

Mit einem Jausensackerl, gefüllt mit einer Banane, einem Brot und einer Mineralwasserflasche, in der Hand betritt der Angeklagte, in Begleitung von zwei Justizwachebeamten, den Schwurgerichtssaal im Landesgericht Ried. Der Ablauf einer Gerichtsverhandlung ist für den 30-jährigen Polen nichts Neues. Er hat mehrere Vorstrafen und sitzt in der Justizanstalt Suben eine fast acht Jahre lange Freiheitsstrafe, unter anderem wegen wiederholten schweren gewerbsmäßigen Diebstahls, ab.

In Ried muss er sich wegen des Verbrechens der Wiederbetätigung verantworten. Der Vorwurf ist ungewöhnlich: In den sozialen Netzwerken ist im August 2020 ein Foto des Beschuldigten aufgetaucht. Auf diesem hat er einen Teller mit mehreren Palatschinken in der Hand und lächelt in die Kamera. Auf der obersten Palatschinke wurde mit brauner Schokoladensauce ein großes Hakenkreuz "aufgemalt".

"Mein Mandant wird ein Tatsachengeständnis ablegen, aber er wollte sich in keiner Weise im nationalsozialistischen Sinne wiederbetätigen", sagt Verfahrenshelferin Tanja Baminger-Dvorak.

"Wir haben in Suben einmal pro Woche Palatschinken gemacht. Das hat mich sehr glücklich gemacht", sagt der Beschuldigte. Das Hakenkreuz habe nicht er aufgemalt und ein Nazi sei er gewiss nicht. Wer das Foto mit dem Handy gemacht habe, wisse er nicht mehr.

"Es wurden insgesamt 15 Fotos von den Palatschinken gemacht, diese wurden, was ich weiß, allesamt an mehrere Personen verschickt. Es gab mehrere Motive", sagt der Palatschinken-Koch zum vorsitzenden Richter Josef Lautner.

"Ich bereue das"

Das Hakenkreuz-Motiv habe keine Bedeutung für ihn gehabt, für die NS-Zeit habe er sich nie sonderlich interessiert. "Natürlich lehne ich die Dinge, die damals passiert sind, vehement ab. Ich bereue das", sagt der 30-Jährige. Eine Erklärung, warum er sich mit der "Hakenkreuz-Palatschinke" fotografieren ließ, hat er nicht. "Es war für mich ein normales Bild."

"Ich halte ihnen vor, dass sie sehr glücklich auf diesem Bild aussehen", sagt Richter Lautner. "Ich bin eine fröhliche Person. An diesem Tag haben wir gemeinsam Zeit verbracht, gekocht und Sport gemacht, ich war zufrieden", sagt der Angeklagte. Hitler sei ihm alles andere als sympathisch. Bedenken, dass das Foto weitergeschickt werden könnte, habe er nicht gehabt.

Ein großer Fehler, wie sich nach der Beratung der Geschworenen herausstellt: Fünf Laienrichter sprechen den Angeklagten schuldig, drei sind für einen Freispruch. Der 30-Jährige wird zu insgesamt 20 Monaten Haft verurteilt. Ein halbes Jahr wird unbedingt verhängt. Das heißt, der Beschuldigte wird ein paar Monate länger in der Justizanstalt Suben bleiben müssen. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.

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