Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

Nach sieben Monaten heißt es wieder: "Do spüt d'Musi"

Von Elisabeth Ertl   17.Juni 2021

Monatelange Stille. Zumindest in der Öffentlichkeit. Für tausende Musiker im Innviertel und dem Rest Österreichs war das seit Oktober des Vorjahres Alltag. Im Mai endlich durchbrochen von den neuen Regelungen der Bundesregierung. Bestimmungen, die mit 10. Juni noch einmal gelockert wurden. Seither müssen Proben nicht mehr bei der Bezirksbehörde angezeigt werden und auch die Obergrenze von 50 anwesenden Musikern und Sängern ist gefallen. Für den Landes-Kapellmeister Günther Reisegger und seine Kollegen vom Blasmusikverband Oberösterreich eine große Erleichterung, "denn die vorherigen Regelungen waren absurd. Kein Verein hat genug Platz, jeder Person 20 Quadratmeter Innenraumfläche zur Verfügung zu stellen", sagt der Weilbacher. Um mit seinen Musikern dennoch proben zu können, hat er für die Bauernkapelle Eberschwang zweimal die Messehalle in Ried angemietet. Eine kurzfristige Lösung, die ab sofort nicht mehr nötig ist. "Diese Regelung hat viele verärgert. Im Grunde wollte man damit vermeiden, dass überhaupt musiziert wird", ist der Innviertler überzeugt.

Trotz fehlender Proben und Auftritte waren die vergangenen Monate für den 47-Jährigen arbeitsintensiv. "Das klingt komisch, war aber so. Es gab viele Beschwerden, außerdem haben wir vom Blasmusikverband als Servicestelle fungiert. Wir haben versucht zu informieren, zu helfen, uns in den Ministerien Gehör zu verschaffen und den Vereinen Wege aufzuzeigen, wie sich diese schwierige Zeit am besten überbrücken lässt. Im Grund war es nur in der Öffentlichkeit still, im Hintergrund ist extrem viel gearbeitet worden", sagt Reis- egger.

Dieser Arbeit, dem Engagement der Vereine und der vielen Musikinnen und Musiker ist es zu verdanken, dass bereits jetzt, nur einen Monat nach den ersten Lockerungen, Konzerte in Planung sind. "Das werden keine großen Events, aber fast jede Kapelle möchte etwas auf die Beine stellen. Und sei es nur ein halbstündiges Konzert auf dem Dorfplatz oder ein kleiner Frühschoppen", sagt Günther Reisegger, der aus unzähligen Gesprächen weiß, wie groß die Freude bei Musikern und der Bevölkerung über dieses Stück Normalität ist. Die Planung größerer Veranstaltungen gestalte sich noch schwierig, "da viele den 1. Juli abwarten wollen. Dann könnten wieder neue Bestimmungen in Kraft treten. Wenn wir eins aus den vergangenen Monaten gelernt haben, dann, dass nichts mehr planbar ist", sagt der Kapellmeister der Bauernkapelle Eberschwang.

Dessen ungeachtet blickt der 47-Jährige nach vorne – und zwar zuversichtlich. Er könne sich vorstellen, dass im Herbst sogar das eine oder andere Bezirksblasmusikfest stattfindet. In veränderter Form und mit Abschlägen, aber dennoch. "Es hat sich gezeigt, dass es unter den Musikern extrem viele kreative Leute gibt. Sie haben ausgezeichnete Konzepte erarbeitet und geben sich die größtmögliche Mühe, damit die ersten Konzerte und Bewerbe in absehbarer Zeit durchgeführt werden können." Auch der Österreichische Blasmusikverband arbeite bereits an der Organisation mehrerer Bewerbe für die Jugend. Diese sollen Ende Oktober stattfinden. "Egal ob Jung oder Alt – jeder Musiker braucht Ziele. Ansonsten wird es schwierig werden, die Leute zu motivieren und beim Verein zu halten", ist Günther Reisegger überzeugt. Noch gebe es keinen Grund zur Sorge. Ganz im Gegenteil. "Die ersten Proben waren sehr gut besucht, sind ohne Probleme verlaufen und haben sich sogar recht passabel angehört. Gleiches haben mir auch viele Kolleginnen und Kollegen erzählt. Alle waren einfach nur glücklich, dass wir nach so langer Zeit endlich wieder gemeinsam musizieren können. Diese Begegnungen waren für alle eine Wohltat."

Auf diese neu entfachte Euphorie setzt der Weilbacher und hofft, dass die Zahl jener, die nicht mehr kommen, klein bleibt. Dafür werden er und seine Kolleginnen und Kollegen in den nächsten Monaten kämpfen. "Wir wollen als Verein so attraktiv sein, dass jeder und jede denkt: Ich möchte ein Teil davon sein. Und wir hoffen darauf, dass durch die Pandemie vielen bewusst geworden ist, wie wichtig die gesellschaftliche Komponente sämtlicher Vereine ist."

Drei Fragen an Gerald Karl, Direktor der MS Andorf und Bezirkskapellmeister von Schärding:

OÖN: In Ihrer Funktion als Leiter des Salonorchesters sINNfonietta stehen Sie derzeit in Zell auf der Bühne. Wie ist das Gefühl, wieder vor so vielen Leuten gemeinsam zu spielen?

Unbeschreiblich aufregend und demütig zugleich, wieder die Seele der Menschen mit Musik zu füllen. Wir haben, ehrlich gesagt, im Frühjahr noch nicht daran geglaubt, dass die Pramtaler Sommeroperette im Schloss Zell mit solch annehmbaren Bedingungen über die Bühne gehen kann. Trotz allen Einschränkungen ist uns das Publikum treu geblieben. Das Lampenfieber vor dem Auftritt, der Applaus des Publikums, all das hat gefehlt. Es war ein befreiendes Gefühl, die Menschen wieder mit Musik zu berühren.

Wie waren für Sie persönlich als leidenschaftlicher Musiker und Bezirks-Kapellmeister die vergangenen Monate ohne gemeinsame Proben und Auftritte?

Man macht sich Sorgen um die Vereine. Wenn ein Stillstand so lange andauert, geht nicht nur musikalisch, sondern auch sozial viel verloren. Jetzt freuen wir uns alle, dass ein quasi uneingeschränkter Probenbetrieb mit entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen wieder möglich ist. Es geht jetzt darum, wieder eine gewisse Regelmäßigkeit in die musikalische Arbeit zu bekommen.

Und wann kehrt Ihrer Meinung nach wieder „Normalität“ in Ihr Leben als Musiker und Musikschul-Direktor ein?

Die Pandemie hat uns gezeigt, dass wir nicht alles im Griff haben, so wie wir uns das öfter wünschen. Ich bin froh, dass wir so weit sind, dass wir wieder Veranstaltungen planen können. Ausrückungen oder Konzerte als Ziel zu haben ist für uns Musiker wichtig für die Probephase. Es ist, glaube ich, gut, weiter auf Sicht zu fahren. Ich hoffe, dass wir den nächsten Herbst mit einer gewissen Normalität erleben können. Am meisten freue ich mich, dass sich vor allem die Jugend wieder treffen kann, denn der persönliche und soziale Kontakt kann durch nichts ersetzt werden.

copyright  2024
28. März 2024