Mehrnbacher erkundete das Land der Taliban
MEHRNBACH. Patrick Zeilinger bereist Länder wie Afghanistan, Nordkorea oder Syrien.
"Ich will alle Länder der Welt bereisen", sagt der 33-jährige Mehrnbacher Patrick Zeilinger. Bisher sind es 52 geworden. Unter den bereisten Ländern findet man gewöhnliche wie Schweden, Portugal oder Japan, aber auch manche, die nicht in die Kategorie "beliebte Urlaubsdestination" fallen. Dazu zählen beispielsweise Iran, Syrien, Nordkorea oder Afghanistan.
OÖN: Herr Zeilinger, wie kommt man auf die Idee, Länder wie Nordkorea, Syrien, Afghanistan oder Iran zu bereisen?
Patrick Zeilinger: Die Zeit der großen Entdecker wie Heinrich Harrer oder Hans Hass ist leider vorbei und in der uns bekannten Welt ist alles reglementiert und geordnet, aber in diesen Ländern kann man noch Abenteuer erleben. Dort gibt es eine andere Art von Freiheit und Dinge zu entdecken, die sich bei uns keiner vorstellen kann. Ich habe während meiner Reisen viele Kontakte geknüpft und viele schöne Orte gesehen. Medial wird über diese Länder eher negativ berichtet. Ich wollte mir einfach selber ein Bild vor Ort machen.
Reisen Sie alleine oder in einer Gruppe?
Seit zehn Jahren organisieren mein bester Freund Roman Starzengruber und ich die Reisen. Wir sind meistens zwischen sechs und zehn Personen.
Haben Sie keine Angst, wenn Sie Länder wie Afghanistan bereisen? Immerhin sind dort die Taliban an der Macht. Diese gelten eher nicht als demokratisch.
Nein, Angst habe ich nie. Ich möchte betonen, dass ich mir sehr wohl der Lage in den jeweiligen Ländern bewusst bin und ich nie mein Leben riskieren würde. Zum Beispiel würde ich aktuell nicht nach Syrien fahren. Das wäre mir zu gefährlich.
Warum? In Syrien herrscht gerade Frieden?
Weil der Krieg erst vor wenigen Wochen beendet wurde. Die Lage in Syrien ist sehr unübersichtlich. In Afghanistan hingegen sind die Taliban schon längere Zeit an der Macht. Die Lage im Land ist deswegen stabil. Genauso ist es in Nordkorea. Dort herrscht seit vielen Jahrzehnten die Kim-Familie und es gibt keinen Krieg. Für mich gibt es keine Gründe, warum man nicht in diese beiden Länder fahren sollte. Auch wenn das sicher viele anders sehen.
Sie waren vor einigen Wochen in Afghanistan. Wie schätzen Sie die Situation dort ein?
Es herrscht Frieden. Das ist für die Menschen am wichtigsten. Die meisten Leute sind gegen die Taliban, weil sie zu religiös sind. Instrumentale Musik, viele Sportarten, Shisha rauchen, Frauen anschauen und viele weitere Dinge sind verboten. Künftig wird es verboten sein, Fotos und Videos von Lebewesen zu machen. In zehn Städten wurde das Gesetz bereits umgesetzt. Das ist eine andere Welt.
Wie sehr fällt man als Europäer in Afghanistan auf? Wurden Sie oft angesprochen?
Wir wollten nicht auffallen und sind deshalb gleich nach unserer Landung in Kabul zu einem Schneider gefahren. Dort haben wir uns um 25 Dollar ein traditionelles afghanisches Gewand schneidern lassen. Ich ließ mir vor der Reise zudem einen Bart wachsen. Wir hatten in unserer achtköpfigen Gruppe eine Frau mit dabei. Wenn Sie mit uns unterwegs war, dann wurden wir nicht beachtet, da es in Afghanistan verboten ist, Frauen anzuschauen. Wenn sie gerade nicht bei uns war, dann kam es schon vor, dass sich um uns herum eine Menschentraube gebildet hat. Sie zu verstehen, war schwer, denn fast keiner spricht Englisch.
Sind die Taliban allgegenwärtig?
Man sieht schon viel Militär auf den Straßen. Es gibt im ganzen Land viele Checkpoints. Wir wurden oft kontrolliert.
Haben Sie einen Taliban kennengelernt?
Ich habe einen Mann kennengelernt, der sich während des Krieges als Selbstmordattentäter registrieren ließ. Er ist noch am Leben, weil vor ihm auf der Liste schon so viele Freiwillige waren, dass der Krieg beendet wurde, bevor er an der Reihe war.
Hat er Ihnen gesagt, warum er für das Kalifat sterben wollte?
Ja, er hat gesagt, dass er sein Land gegen die Invasoren verteidigen wollte. Er hätte sich aus Überzeugung umgebracht, um sein Land zu verteidigen. Zumindest hat er uns das so erzählt.
Welchen Eindruck hat Afghanistan bei Ihnen hinterlassen?
Die Menschen dort sind sehr nett, hilfsbereit und gastfreundlich. Natürlich ist Afghanistan in der Entwicklung weit hinter einem zivilisierten Land. So ehrlich muss man sein. In einem unserer Hotels gab es nur einen Holzofen im Zimmer. Dieser wurde nur auf Wunsch betrieben.
Was denken die Leute dort über Europa?
Sie glauben, dass wir alle im Reichtum leben. Deswegen würden viele Afghanen gerne hier leben, sie versuchen, nach Europa zu fliehen.
Wie schwer ist es überhaupt, ein Visum für Länder wie Nordkorea, Syrien oder Afghanistan zu bekommen?
Im Normalfall läuft alles unkompliziert ab. Für das Visum für Nordkorea musste ich vorab genau erklären, warum wir das Land besuchen wollen und alles genau auflisten, was wir besichtigen wollen. Das ging relativ unkompliziert. Etwas schwieriger war es jetzt, eines für Afghanistan zu bekommen. Die Taliban haben keine Vertretung in Österreich. Das war wirklich eine Herausforderung. Zum Schluss gelang es uns, über Prag unsere Visa zu bekommen.
Wie kann man sich einen Aufenthalt in Nordkorea vorstellen?
Wir hatten die ganze Zeit über zwei Aufpasser an unserer Seite. So war es übrigens in Afghanistan auch. Sie waren den ganzen Tag über mit uns unterwegs. Abends im Hotel waren wir dann alleine. Das war aber weit weg von der nächsten Ortschaft, sodass wir gezwungen waren, dort zu bleiben.
Kamen Sie auch ins Gespräch mit Einheimischen?
Nein, leider, das ist dort sehr schwer und auch nicht wirklich erwünscht. Zudem sprechen die Wenigsten Englisch. Bei der Hinfahrt mit dem Zug haben wir zum Beispiel Nordkoreas Taekwondo-Nationalmannschaft getroffen. Die Sportler haben uns sogar etwas von ihrer Verpflegung überlassen.
Wie leben die Menschen in Nordkorea?
In sehr einfachen Verhältnissen. Sie haben keinen Internetzugang und leben abgeschottet von der westlichen Welt. Die Arbeitslosigkeit ist aber gering. Es gilt die Juche-Ideologie. Das ist die Idee, alles aus eigener Kraft zu schaffen. Sprich, alles selbst zu erzeugen und ohne Hilfe aus dem Ausland. Ich sah zum Beispiel, wie mehrere Männer einen Wassergraben gruben. Bei uns würde das der Bagger erledigen.
Wenn man sich die von Ihnen bereisten Destinationen anschaut, dann ist die Reise in den Iran fast ein "normaler" Urlaub?
Im Iran war ich schon zweimal. Es ist erstaunlich, wie sehr sich das Land für mich zum Positiven verändert hat. Zum Beispiel herrscht für Frauen nach wie vor eine Kopftuchpflicht, aber viele Frauen wehren sich dagegen und verzichten auf eine Kopfbedeckung. Zudem ist der Iran aufgrund seiner Geschichte ein faszinierendes Land.
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