"Man vergisst seine Toten nicht": Wagner zieht nach 45 Jahren Bilanz
SCHÄRDING, WERNSTEIN. Wolfgang Wagner, Ortsstellenleiter des Roten Kreuzes Schärding, hat in den letzten Jahrzehnten viel bewegt.
Wer "Rotes Kreuz Schärding" sagt, meint Wolfgang Wagner. Seine Verdienste alleine für diese Organisation sind kaum beschreibbar. Seit 45 Jahren in der roten Jacke leitet er die Ortsstelle seit 1984, also 35 Jahre. 13 über das Rote Kreuz laufende Sozialdienst- und Jugendgruppen, ja sogar eine "Flüchtlings-Jugendgruppe", wurden von und unter Wagner gegründet.
Im eben zu Ende gegangen 2018-er-Jahr leisteten die 574 ehrenamtlichen Mitarbeiter der zehn Gemeinden umfassenden Rotkreuzstelle Schärding 38.000 Stunden im Dienste ihrer Nächsten. Das alles natürlich ehrenamtlich, was auch für ihren Vorgesetzten gilt. Nicht nur in Kreisen des Roten Kreuzes ist Wolfgang Wagner vielen bekannt, auch in und weit um Münzkirchen kennt man den "Wernsteiner seit meiner Geburt". Von seinem ersten Lehrertag an bis zu seiner Pensionierung 2011 unterrichtete Wagner an der Hauptschule – heute Neue Mittelschule – tausende Jugendliche. Obwohl er gerne reist, "oft auch als Reiseleiter", blieb für Privates nur wenig Zeit. War doch Wagner auch Fahrlehrer, Bewährungshelfer und Sachwalter, Kolping-Mitarbeiter sowie eifriger Ortsberichterstatter über seine Heimatgemeinde hinaus für die Schärdinger Volkszeitung, wofür ihm auch an dieser Stelle herzlich gedankt sei. Ach ja, Geschäftsführer des Schärdinger Bauernmarktes ist er auch.
Rotes Kreuz ist "große Liebe"
Was ihn dafür als Pädagoge befähige, beantwortet Wagner mit: "Das weiß ich nicht, ich wurde seinerzeit von Bauern gebeten, diesen Job zu machen. Und ich mache das gerne!" Das Rote Kreuz war – Wolfgang Wagner tritt im Frühjahr als Ortsstellenleiter ab – seine große Liebe. "Es wird es immer bleiben", sagt der heute 67-Jährige. Auf die Frage nach den besonders tragischen Einsätzen in seinen 45 Rotkreuzjahren braucht Wagner nicht lange nachdenken: "Man vergisst seine Toten nicht, etwa jene vom Hagelsturm am 3. Juli 1981. Damals hat ein Baum einen Buben erschlagen, ein Mann starb vor Aufregung." Zentimeterdick auf den Straßen liegendes Eis hätte das Vorwärtskommen der Einsatzkräfte enorm behindert. Auch an jenen Selbstmörder, den er selbst heruntergeschnitten hatte, erinnert sich Wagner. "Sein Sohn ist bei mir in die Schule gegangen. Er hat sich übrigens später ebenfalls das Leben genommen."
Bei "inzwischen unzählbaren" Verkehrsunfällen war Wagner Ersthelfer, darunter "ganz schlimm anzusehenden". In Gesprächen unter den Kollegen beim Roten Kreuz ließen sich diese Eindrücke am besten aufarbeiten. "Man darf sich von solchen Bildern aber nicht vereinnahmen lassen", weiß der begeisterte Ehrenamtliche, der übrigens für seine Tätigkeit beim Roten Kreuz – außer ein paar Auszeichnungen – keinen Cent bekommen habe. "Auch wenn das viele nicht glauben, ich habe auch keinen Euro Kilometergeld beansprucht." Wolfgang Wagner ist es wichtig, dass nicht nur die dramatischen Seiten seines Arbeitens für das Rot Kreuz geschildert werden, "weil die schönen bei weitem überwogen haben." Er nennt dafür vor allem "die vielen Menschen, die ich für das Rote Kreuz begeistern konnte. Viele Jugendliche habe ich von der Schule zum Roten Kreuz mitnehmen können." Die Gründung mehrerer Jugendgruppen, darunter sogar eine für Flüchtlinge, trägt Wagners Handschrift.
Essen auf Rädern, Zivildienst-Beratung – "ich habe einigen hundert zum Zivildienst verholfen" – ja sogar den Schärdinger Sozialmarkt hat "Mister Ehrenamt" aufbauen geholfen. Als autoritäre Führungspersönlichkeit hat sich Wolfgang Wagner trotz seiner 35 Ortsstellenleiterjahre nie gesehen. Er habe stets nach seinem Leitspruch "Geht’s den Mitarbeitern gut, geht’s auch mir gut" gelebt und gearbeitet.
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