Liebe vorgegaukelt? Frau soll älterem Mann 17.000 Euro herausgelockt haben

Von Thomas Streif   16.April 2019

August 2018. Vor dem Krankenhaus Ried kommt ein 68-jähriger Mann aus dem Bezirk Ried mit einer deutlich jüngeren Frau bei einer gemeinsamen Zigarette ins Gespräch.

Für den Pensionisten eine verhängnisvolle Begegnung, die jetzt am Landesgericht Ried ein Nachspiel hat. Die Frau muss sich wegen schweren Betrugs verantworten. Für die Beschuldigte gilt die Unschuldsvermutung.

"Ich habe mir gedacht, das ist eine fesche Frau", erzählt der Pensionist im Innviertler Dialekt. "Sie hat sich als Lilly vorgestellt, ist mir gleich am ersten Tag nachgelaufen und hat gesagt, dass sie in mich verliebt ist", schildert der Mann. Er habe sich geschmeichelt gefühlt. "Sie hat zu mir gesagt, dass sie aus Ungarn ist und dort zwei Häuser hat", sagt der Mann zu Richter Andreas Rumplmayr.

Kurz nach dem ersten Treffen habe die Frau ihn gebeten, ein neues Handy um 400 Euro für sie zu kaufen. "Ich habe das Geld beim Bankomaten im Spital abgehoben und ihr gegeben." Rückwirkend sei das die erste "gedankenlose Aktion" gewesen.

Keine intimen Momente

Nach seiner Entlassung aus dem Spital habe ihm die Ungarin, die vor Gericht angibt, durch Autoverkäufe ein monatliches Nettoeinkommen von 5000 bis 6000 Euro pro Monat zu haben, weiterhin schöne Augen gemacht, man habe gemeinsame Ausflüge unternommen. Immer mit dabei: eine Tochter der Frau. Zu Intimitäten sei es nie gekommen. "Natürlich wollte ich intim mit ihr werden, sie hat ja schließlich auch gesagt, dass sie das möchte", sagt der Innviertler. Nach wenigen Tagen habe er seiner Bekanntschaft 12.000 Euro geliehen.

"Lilly hat zu mir gesagt, dass sie in Scheidung lebt und das Geld dringend für eine Wohnung in Budapest benötigt. Sie hat gesagt, dass sie mir das Geld rasch zurückzahlen wird, weil sie vorhat, ihre Häuser zu verkaufen", sagt der Pensionist. Damit nicht genug: "Ich habe dann noch einmal 5000 Euro abgehoben und ihr geborgt, weil sie gesagt hat, dass ihre Mutter im Spital liegt und dringend operiert werden muss", sagt der 68-Jährige. Eine klassische Masche, von der immer wieder zu hören ist. Richter Rumplmayr schüttelt den Kopf: "Eine gewisse Blödheit war da bei Ihnen aber schon mit dabei", sagt der Richter. Der Angeklagte nickt zaghaft. Nach ungefähr zwei Wochen habe er dann nichts mehr von der Ungarin gehört, obwohl ausgemacht gewesen war, dass er ihr das Geld nur geborgt hätte.

Auch der Tochter habe er ein Handy um 800 Euro bezahlt, "400 Euro wollte sie dann auch noch, damit sie sich etwas zum ,Anlegen’ kaufen kann", sagt der Mann. Rumplmayr schaut fragend in den Raum. "Das Wort ,anlegen’ wird im Innviertel auch für ,anziehen’ verwendet", klärt ihn Tanja Baminger-Dvorak, die Anwältin des mutmaßlich Geschädigten, auf.

Angeklagte bestreitet die Tat

Die Angeklagte weist die Vorwürfe zurück. Sie habe keine größeren Bargeldbeträge des Mannes erhalten. "Wir wollten uns kennenlernen, aber er hat leider immer wieder einige Bier getrunken und ist dann sogar mit dem Auto gefahren. Außerdem hat er erzählt, dass er ins Bordell geht. Damit war ich nicht einverstanden", sagt die Angeklagte. Ihren richtigen Namen habe sie dem Pensionisten nicht gesagt. "Er hat mich nicht danach gefragt."

Auto nicht mehr gefunden

An das letzte gemeinsame Treffen dürften sich die beiden noch lange erinnern. In Wels parkte der Pensionist sein Auto in einer Straße in einem Vorort. Erst um 2 Uhr früh fand er sein Auto mit Hilfe der Polizei wieder. "Ich kenne mich in Wels nicht aus, auf einmal habe ich nicht mehr gewusst, wo mein Auto steht", so der Pensionist.

"Ich bin vorher schon mit dem Zug zurückgefahren. Da hat es mir gereicht, seither haben wir uns nicht mehr gesehen", sagt die Beschuldigte, die von Rechtsanwalt Stefan Glaser juristisch vertreten wird.

Nach rund einer Stunde wird der Prozess schließlich vertagt, die Tochter der Beschuldigten wird als Zeugin beantragt.