Künstliche Intelligenz spürt Krankenhausinfektionen auf
RIED. Software durchforstet Patientendaten, um Infektionen zu orten.
"Krankenhausinfektionen" – sogenannte "Nosokomiale Infektionen" – sind manchmal die unerfreuliche Kehrseite moderner Medizin. Rund vier Prozent aller SpitalspatientInnen sind laut internationalen Studien davon betroffen, vorwiegend ältere Menschen. Chronische Erkrankungen, reduzierte körpereigene Abwehr, notwendige Behandlungen (Operationen, Chemotherapie, künstliche Beatmung etc.) und lange Aufenthaltsdauer sind Faktoren, die das Infektionsrisiko erhöhen.
Um solche Infektionen möglichst schnell und zuverlässig zu entdecken und zu behandeln, setzt das Innviertler Schwerpunktkrankenhaus als erstes Spital im deutschsprachigen Raum auf künstliche Intelligenz. Eine Applikation namens HAIDi, entwickelt von dem innovativen Start-up Datlowe aus Tschechien, nutzt die Stärke von Computern, große Datenmengen zu verarbeiten und darin Muster zu erkennen.
Verdachtsfälle werden herausgefiltert. "HAIDi macht genau das, wovon wir als Hygiene-ExpertInnen bisher nur geträumt haben", skizziert Milo Halabi vom Hygieneteam des Rieder Spitals: Zahlreiche digitale Daten aus dem Krankenhaus-Informationssystem und anderen definierten, hausinternen Quellen werden online zu einem Puzzle aus Informationen zusammengetragen und mit international anerkannten Kriterien abgeglichen.
Ergibt sich dabei ein Verdacht auf eine Krankenhausinfektion, weist HAIDi darauf hin. Das Hygieneteam muss dann entscheiden, ob es sich tatsächlich um eine solche handelt oder nicht. "HAIDi gibt uns in Echtzeit einen klaren Überblick über das Auftreten von Krankenhausinfektionen", sagt Milo Halabi.
Nach mehreren erfolgreichen Testläufen ist HAIDi nun im Echtbetrieb im Einsatz. Inzwischen zeigt sich auch die renommierte Charité (Universitätsmedizin) in Berlin interessiert an einer Kooperation mit dem Hygieneteam in Ried.
"Infektionen im Krankenhaus sind ein Thema, das höchste Aufmerksamkeit verlangt. Sie zeitnah zu erkennen, ist ein Schlüssel zu einer erfolgreichen Behandlung und damit ein wichtiger Beitrag zur Sicherheit der PatientInnen", sagt Johannes Huber, Ärztlicher Direktor des Rieder Krankenhauses. "Wir wollen Gesundheitsversorgung in bestmöglicher Qualität bieten. Dabei wird es immer wichtiger, Unterstützungsprozesse zu digitalisieren, um optimale Ergebnisse zu erzielen und zugleich den MitarbeiterInnen bei der täglichen Arbeit eine Hilfestellung zu geben", unterstreicht Krankenhaus-Geschäftsführer Johann Minihuber.