Künstler, Höhenflüge und Abstürze
BRAUNAU. Braunauer Zeitgeschichte-Tage: "Geachtet - Geächtet". Über die Rolle von Künstlern und ihren Werken während und nach Diktaturen.
"Das Talent eines Menschen versöhnt uns oft mit der Fragwürdigkeit seines Charakters", wusste Arthur Schnitzler. Wie Künstler, ihre Kunst, ihre Höhenflüge und Abstürze die öffentliche Wahrnehmung beschäftigen, ist Thema der diesjährigen Zeitgeschichte-Tage Ende September. Dabei geht es nicht nur um politische Vereinnahmung und die mit dem Wechsel politischer Verhältnisse geänderte Beurteilung der Werke und Künstler, sondern auch um die Frage der Beziehung von Kunstwerk, Künstler und Moral. Diese Diskussion gehe weit über die "Me-too-Debatte" hinaus, so der Verein für Zeitgeschichte mit Obmann Florian Kotanko. In- und ausländische Fachleute werden an einem intensiven Tagungswochenende im Braunauer Gugg referieren. Das Programm ist vielschichtig.
Nachgegangen wird nicht nur der grundsätzlichen Frage, ob bei der Bewertung eines Kunstwerkes der dahinterstehende Künstler als Person samt Handlungsweise und Einstellungen ignoriert werden kann, sondern auch der Frage nach der Rolle von bildenden Künstlern, Musikschaffenden, Literaten und Architekten in Diktaturen. Außerdem gibt es einen Überblick über die Ausstellungen und Ausstellenden 1943/44 in der Braunauer "Galerie im Führer-Geburtshaus". Die Zeitgeschichte-Tage finden von Freitag, 27., bis Sonntag, 29. September, im Braunauer Gugg statt.
Film und Sonderpreis
Zur Einstimmung wird am Donnerstag, 26. September, ebenfalls im Gugg, der NS-Propagandafilm "Kolberg" gezeigt. Filmwissenschaftlerin Rosemarie Killius vom Deutschen Filminstitut in Frankfurt wird den Film kommentieren. Der Verein für Zeitgeschichte hat der Stadt vorgeschlagen, den Egon-Ranshofen-Wertheimer-Preis 2019 an Regina Watschinger aus Linz stellvertretend für ihren Onkel Herbert und damit für alle zu verleihen, die aus eigener Initiative sozial-karitative Grundlagen in Ländern, die als "Dritte Welt" bezeichnet wurden, geleistet haben. Der Egon-Ranshofen-Wertheimer-Sonderpreis 2019 soll an die Initiative Eine Welt in Braunau gehen.