Kommen und Gehen der Wirtshäuser: Die Gasthäuser von einst in der Stadt Ried
RIED. Eine historische Tour durch ein wirtshausreiches Ried.
Die Stadt Ried war mit Gasthäusern schon einmal besser gesegnet als jetzt. Mit der Wirtshausgeschichte in der Stadt Ried hat sich Franz Litzlbauer, ehemaliger Direktor der Handelsakademie Ried und Kenner der Rieder Wirtshaus-Szene, befasst. Er hat eine historische Wirtshaustour durch Ried für uns unternommen:
Vor mehr als 100 Jahren wollten einige junge Rieder Bürgersöhne wissen, wie es mit den Wirtshäusern in Ried bestellt sei. Im "Interesse des Fremdenverkehres und Alkoholgenusses" besuchten sie damals 45 (!) Gast-, Wein- und Kaffehäuser und erfassten ihre "Kontrolltätigkeit" in einer Niederschrift (liegt im Volkskundehaus auf). Viele dieser Wirtshäuser aus der Zeit dieser "Wirtshausanalyse" vor 100 Jahren gibt es schon lange nicht mehr. Oder erinnert sich noch jemand an "Hotel Huber", "Wageneders Gasthaus" oder "Maiers Gasthaus", die sich am Hauptplatz befanden?
Kahlschlag in Bahnhofstraße
Wie sieht es nun in der jüngeren Geschichte aus, welche traditionellen Gaststätten findet man nicht mehr im Branchenregister?
Einen wahren Kahlschlag an Wirtshäusern gab es in der Bahnhofstraße. In den 60er- und 70er-Jahren war wohl jeder junge Mensch einmal im "Café Auleitner" zum Fünf-Uhr-Tee. Im "Grenzkeller" bei der Familie Leitner wurde zünftige Hausmannskost gekocht, ehe es in einem Schnitzelland verödete. Im Gasthaus Hattinger, vulgo "Zur Stadt München" sind die Zapfhähne schon länger geschlossen, aber ein Etablissement erinnert noch an diese Zeit.
Weitum geschätzt war das "Wirtshaus Weinhäupl" mit einem schönen Gastgarten und einem ausgezeichneten Gulasch. Beim "Zeilingerwirt" kehrte man gern nach einer Zugreise ein. Am Ende der Bahnhofstraße im Bahnhofgebäude wurde bis vor einigen Jahren noch vom "Fuchsl" das beste Wiener Schnitzel der Stadt serviert.
In der Frankenburgerstraße erinnern sich noch manche an das Gasthaus "Zur Lehmgrube", das in einem "Vietnamesen" endete. Ebenso wurde das Gasthaus "Zur Schweiz", einst mit Kegelbahn und Gastgarten, von einem "Chinesen" übernommen. In der Lubergasse schloss vor einigen Jahren das Gasthaus "Zum Auerhahn", dessen Räumlichkeiten fast Wohnzimmercharakter hatten. In der Wildfellnerstraße ging man zum "Wein Pauly", oder besser bekannt zum "Stadtheurigen".
Legendär waren die Stammtische beim "Mauthner" in der Volksfeststraße mit Kegelbahn, Extrazimmer, Gastgarten und Fred Kappel als kompetentem Wirt. Gasthaus Bubeck (Froschaugasse), Gasthaus "Zum Goldenen Stern", Gasthaus Scheiringer, Gasthaus Moser – beide am Kapuzinerberg – sind weitere Gasthäuser, die es nicht mehr gibt.
Zum "Merzendorfers Gasthaus" oder auch "Weinhaus Merzendorfer" am Hauptplatz – mit wunderschöner Wandholzvertäfelung – hieß es in alten Aufzeichnungen, die Bedienung erfolgte durch eine "sehr zarte und schmächtige Kellnerin".
An weitere klingende Namen am Hauptplatz, wie "Wirtshaus zur Hölle" (später Platzlwirt, danach Tiroler Bua), Hotel Gärner, Gasthaus Eichlseher oder "Zum weißen Rössl" (zuvor hieß das Gasthaus "Zum Erzherzog Albrecht"), erinnert man sich gerne. In der Rainerstraße gab es den "Unfried", "Fellner Wirt", Bäckerwirt, eine Weinstube und das Gasthaus Winklmayr. Und man fragt sich heute: Was ist eigentlich mit dem "Kaiser Toni", vulgo "Gasthof zur Stadt Ried" los? Das "Bauböck’s im Kaiserhof" ist nun auch schon zwei Jahre lang geschlossen.
Dieser Ausflug in die jüngere Vergangenheit des Rieder Wirtshausgeschehens endet mit dem Stammwirtshaus von Franz Stelzhamer am Stelzhamerplatz, dem "Brunnhuber", den er – so heißt es – oft verärgert verlassen habe.
Vergessts ma an Hafner ned! Da Hafnertoast war legendär 😍