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Irdenes in vielen Farben und Varianten

Von Brigitte Plasser   17.Jänner 2021

Tonware kommt wieder auf den Tisch und in den Garten. „Die gegenwärtige Begeisterung gilt nicht nur dem fertigen Produkt. Der Reiz liegt darin, das Material mit den eigenen Händen zu formen“, ist Marianne Prexl, die mit ihrer Familie in Ottendorf in einem umgebauten Sacherl wohnt, überzeugt. Im alten Kuhstall hat sie sich eine Töpferwerkstatt eingerichtet. Ihr Wissen stammt aus diversen Workshops und Seminaren.

Eltern schrieben Weg vor

Die Kreativität und Fingerfertigkeit wurde ihr in die Wiege gelegt. Unter Tränen wurde sie damals von ihrer Mutter nach Hallein zur Fachschule gebracht. Eigentlich wollte die 14-Jährige Kinderschwester werden und nicht Näherin. Das Elternhaus entschied anders. „So war das damals eben“, sagt sie heute und lächelt darüber.

Sie ging den Weg, der für sie vorgesehen war, machte die Meisterprüfung und ließ sich letztendlich in Wien zur Lehrerin für kreatives Werken ausbilden. An der HLW Neumarkt unterrichtete sie viele Jahre und gab ihr Wissen und Können an ihre Schülerinnen weiter. Ihr Unterricht war nicht aufs Nähen beschränkt. Auf Weiterbildungen entdeckte sie das Arbeiten mit dem Ton und war sofort von diesem Werkstoff begeistert. In erster Linie arbeitet sie mit der Plattentechnik, nicht mit einer Töpferscheibe und brennt ihre gefertigten Kunstwerke bei 1200°C, sodass sie auch frostsicher sind. Heute noch ist der spannendste Moment für die ehemalige Lehrerin das Öffnen des Brennofens. Der erste Blick aufs fertige Werk. Am liebsten fertigt sie Lichthäuser, Lichtpyramiden, Lichtkugeln in allen Größen und Varianten, wenngleich sich im und um das Haus auch Schalen, Vasen, Glücksbringer, Vogeltrinkstellen, Räucherkelche, Weihnachtsschmuck, Stelen und Mobile auf Regalen türmen.

Ein bisschen ist es bei ihr daheim wie in der Toskana, nur ohne Zypressen und Olivenbäume, halt Innviertel. Kiloweise verarbeitet die Pensionistin Ton aus Siegsdorf (bei Traunstein). Im Nu nimmt der feuchte Ton unter ihren Händen Gestalt an. Alles glasiert und brennt sie in ihrer eigenen Werkstatt. Ihre Fähigkeiten gibt sie auch in Seminaren und Workshops weiter. Mehr als fünf bis sechs Teilnehmer pro Kurs nehme sie nicht, denn so könne sie jedem optimal mit Rat und Tat zur Seite stehen. Dass immer mehr Männer sich dafür begeistern, findet sie interessant. Wer daheim Lust auf Töpfern hat, kann bei ihr auch den Ton kaufen und zum Brennen vorbeibringen. Auf Kunsthandwerks- und Adventmärkten verkauft sie ihre Produkte. Sie arbeitet aber auch auf Bestellung, wenn jemand etwas Individuelles braucht. Heuer ist alles anders.

Krise macht erfinderisch

Corona hat die Töpferin erfinderisch gemacht. Vor ihrer Hauseinfahrt steht derzeit und wahrscheinlich noch bis in den Frühling hinein ein Marktstand mit verkaufbarer Ware. Auf Knopfdruck kommt die Künstlerin unter Einhaltung aller Sicherheitsvorschriften an den Stand und berät ihre Käufer. Mit ihrem Leben sei sie ganz zufrieden, aber ein paar Wünsche hätte sie schon noch. Endlich möchte sie ihre Tochter, die sie seit einem Jahr nicht mehr gesehen habe und zurzeit in Portugal ist, wiedersehen. Und auf Enkelkinder, auch von der zweiten Tochter, warte sie schon sehnsüchtig.

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28. März 2024