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"Innviertler Roas": Das Bekenntnis zu einer Region

Von Roman Kloibhofer, 06. Mai 2021, 17:04 Uhr
Bild: OÖN-Grafik

INNVIERTEL. Neuauflage: Das "Heimatbuch des Innviertels" aus dem Jahr 1952 wurde neu aufgelegt – es bleibt ein Klassiker

"I bin af mein Hoamat, afs Innviertl stolz." Otto Maier, St. Johann/W., 1952

1952 haben der Saiga Hanser Schulmeister Otto Maier und Georg Feichtenschlager, vulgo Metzgerwirt aus Saiga Hans, ihre "Innviertler Roas" in Buchform herausgebracht. Das Innviertler Heimatbuch erzählt von und über alle Gemeinden des Innviertels. Es war und ist seitdem eines der authentischsten Bücher darüber. Nah an den Menschen und mit jener Prise Gelehrtheit versehen, die damals notwendig war, um anerkannt zu werden und gleichzeitig die heimatgeschichtliche Seriosität zu liefern.

2006 wurde das Buch neu aufgelegt, die Neuauflage war sehr gefragt, und so war das Buch rasch und lange Zeit vergriffen. Seit kurzem ist die "Innviertler Roas" wieder erhältlich, die aktualisierte Neuauflage ist im Munderfinger Verlag Innsalz (dieser gehört zur Aumayer Druck- und VerlagsgesmbH.) erschienen. Nicht zufällig, denn der Geschäftsführer Heiner Gann – er führt die Firma Aumayer in dritter Generation – ist der Urenkel des Metzgerwirtes aus Saiga Hans, Georg Feichtenschlager. Seine Familie und er sind bekennende Innviertler, und so war es ihnen ein großes Anliegen, die lange Tradition des Buches weiterzuführen.

"Die vier Töchter von meinem Urgroßvater Georg Feichtenschlager haben damals beschlossen, das Buch (das in der Folge 2006 erschienen ist, Anm.) neu auflegen zu lassen", sagt Heiner Gann. Alle Gemeinden des Innviertels und die Bürgermeister wurden daraufhin angeschrieben, ihre Beiträge zu liefern bzw. zu aktualisieren. Die neuen Beiträge sind optisch unterschiedlich gestaltet, in der alten, ursprünglichen Schrift, der Fraktura, wurden nur noch die Überschriften gesetzt. Darüber hinaus wurde auch viel eigene Recherche darin investiert, und manchmal hieß es gegenüber dem Herausgeber und Verleger dann doch noch: "Warum ist das nicht drinnen?"

Im neuen Gewand

Der Wandel in den Strukturen der Gemeinden und in der Gesellschaft war schließlich ein weiterer Grund, das vergriffene Buch neu aufzulegen. "Wir sind immer wieder gefragt worden: Gibt’s das Buch noch?", sagt Verlagsleiter Wolfgang Maxlmoser vom Verlag Innsalz, der die Neuauflage redaktionell begleitet hat. Jetzt gibt es das Buch wieder. "Wir haben den Zustand und die inhaltliche Anordnung von 2006 belassen, die Schrift ist wie damals nur teilweise in der Fraktura (der Schrifttyp des Originals aus 1952; Anm.), aber die Beiträge sind aktualisiert worden", sagt Wolfgang Maxlmoser.

"D’ Innviertler Roas ist so etwas wie die Geschichte des Innviertels, ein Heimatbuch des Innviertels – allerdings ohne Anspruch auf Wissenschaftlichkeit", sagt Heiner Gann. Die Leidenschaft, mit der sein Urgroßvater in den frühen Fünfziger-Jahren mit Otto Maier die Geschichten für die Innviertler Roas recherchiert und zusammengetragen hat, teilt der gebürtige Saiga Hanser noch immer. "Mein Urgroßvater war ein lustiger Mann, er hatte damals schon ein Auto und ist viel herumgekommen – und dabei hat er natürlich auch viel erfahren", erzählt Gann. "Geschrieben hat es dann Otto Maier, und die Informanten und Mitarbeiter waren hauptsächlich die Schulmeister und Lehrer in den Gemeinden." Auch der Aspacher Heimatkundler Josef Haimerl – er war u.a. Mitarbeiter der "Rieder Volkszeitung" , provisorischer Direktor am Rieder Gymnasium und späterer Direktor der Bundeslehrerbildungsanstalt Salzburg – scheint in der Liste der Mitarbeiter auf.

"Jeder Ort und jeder Weiler, jeder Turm und jede Kapelle, jeder Strom und jedes Bächlein hat seine Geschichte", schreibt Otto Maier 1952 im Vorwort und würdigt die "emsige Arbeit" der vielen Mitarbeiter, die am ursprünglichen Werk mitgewirkt haben. Diese Geschichten über die Gemeinden und ihre kleinen und großen Besonderheiten werden in der Auflage von 2021 weitererzählt und weitergegeben. Diese tradierte Heimatgeschichte mit historischen, wirtschaftlichen und volkskulturellen Beiträgen hat bis heute nichts an Bedeutung und Reiz verloren.

Der Baum trägt bereits Früchte

Die Innviertler Roas mit ihren Abstechern in alle Innviertler Gemeinden bietet – wenngleich auch nicht allzu üppig – eine interessante Foto-Dokumentation – im Original unter dem Titel "Das schaffende Innviertel im Bilde" als Foto-Anhang, im neuen Band in den Text eingearbeitet. Diese Fotos sind in Anlehnung an das Original von 1952 weiterhin in Schwarz-Weiß gehalten. Anhang sind die Kapitel "Innviertler Bauernführer" sowie "Der genossenschaftliche Warenverkehr im Innviertel". Wolfgang Maxlmoser sieht in der "Innviertler Roas" eine wichtige und hilfreiche Quelle für die weitere Heimatgeschichtsschreibung: "Der Baum trägt bereits Früchte, eine Gemeinde aus dem Bezirk Braunau will beispielsweise aufgrund der Beiträge im Buch die Ortsgeschichte und Ortsentwicklung weiterschreiben."

Drei Bücher zur Verlosung

Wir verlosen drei Ausgaben der "Innviertler Roas". Schicken Sie bis spätestens Montag, 10. Mai, eine Mail mit Betreff "Innviertler Roas" an gewinnspiel-innviertel@nachrichten.at. Wir ermitteln drei Gewinner unter den Einsendern.

"Iawent oder lasserling? Das unterscheiden zu können, das ist wirklich hohe Innviertler Kunst!"
"Innviertler Roas" mit Heiner Gann (re.) und Wolfgang Maxlmoser Bild: rokl

„Iawent oder lasserling? Das unterscheiden zu können, das ist wirklich hohe Innviertler Kunst!“

Wenn sich Heiner Gann und Wolfgang Maxlmoser über das Innviertel, das Innviertlerische und die Innviertler Roas unterhalten, dann entsteht daraus eine Geschichte mit vielen Zutaten, in der sie verdeutlichen, was diese Gegend für sie bedeutet. „Dös is mei Hoamat“, sagt Heiner Gann und erzählt von einem für ihn wichtigen „Kraftplatz an der Quelle des Moosbaches“ und von der „grean Lacka“ und vom Onkel Franz und der Wehrhaftigkeit des Innviertels und seiner Menschen.

„Es menschelt in der Innviertler Roas“, sagt Wolfgang Maxlmoser. Er – als Kind vom Innviertel in den Odenwald verpflanzt und wenig später wieder zurückgekehrt – hat auf dieser Reise die Eigenheiten und Bedeutung der Sprache kennengelernt. „Ich weiß, wie es ist, wenn man in einem Sprachraum lebt, in dem man nichts versteht – zuerst im Südhessischen, dann wieder im Innviertel, wo ich auch nichts mehr verstanden habe.“ Daraus habe er gelernt, den Menschen in die Augen zu sehen und genau darauf zu hören, „wie man etwas sagt.“

Die Gegenden und die Sprachen

Da hakt auch Heiner Gann wieder ein: „Das Innviertel ist dort, wo ich mich am besten ausdrücken kann. Meine Frau spricht mehrere Sprachen, und meine Kinder lachen manchmal, wenn sie mich Englisch reden hören – und dann sag ich: ‘Åba ihr könnt’s Innviertlerisch ned!“ Als gelernter Müller war Heiner Gann schon in jungen Jahren zum Reisen gekommen, und dabei wuchs auch die Achtsamkeit auf die Sprache. In Vorarlberg hat Heiner Gann in den Tälern des Bregenzerwaldes mit Lautschrift gelernt, die dortigen Dialekte zu verstehen. Auf Beharrlichkeiten dieser Art legt er noch immer Wert, intoniert „Frauscherwirt“ auf eine besondere Weise (in schriftlicher Form nicht zu vermitteln) und erklärt lachend: „Wannst dös ned kannst, g‘hörst ned nach Saiga Hans.“

Wolfgang Maxlmoser liebt am Innviertel die sprachlichen Änderungen, die sich von Gegend zu Gegend ergeben, wohl auch durch den Wechsel der landschaftlichen Gegebenheiten. „Das Mystische der Landschaften – vom Moor über den Kobernaußerwald bis zum Sauwald – das bringt so vieles an unterschiedlicher Sprache hervor.“ Das zeige sich auch in den so unterschiedlichen Texten der Innviertler Mundartautorinnen und -autoren, die Mundart „so unterschiedlich in Sprache und Schrift“ zum Ausdruck bringen.

Die schönen Plätze

Das Raue der Landschaft sei für ihn gleichzeitig auch das, was den Reiz am Innviertel ausmache, sagt Heiner Gann. Das spiegle sich auch in den Menschen wider: „Das Herzliche ist nicht von vorneherein da. Der Innviertler ist vorsichtig und erst einmal skeptisch. Bei uns heißt es: ‘Wer viel red’t, red’t viel Blödsinn“, sagt Heiner Gann.

Gefragt, was denn für sie die schönsten Plätze des Innviertels seien, denken beide länger nach: „Die Quelle vom Moosbach, wie ich vorher schon gesagt habe, und die grean Lacka nach Pischdorf ummi“, so Heiner Gann. „Schwierig“, so Wolfgang Maxlmoser, und fängt an: „Vom Höhwirt Richtung Frauschereck, da gibt’s eine Stelle mit Blick Richtung Mattighofen. Die ist herrlich. Und von Ried hinaus auf die Alm der Blick Richtung Steiglberg. Und das Ibmer Moor, die Gegend um Seeleiten.“ Womit wir wieder beim Mythischen und Mystischen angekommen wären.

Als wenig später die Rede auf persönliche Lieblings-Mundartausdrücke kommt und dabei der Begriff „iawent“ fällt, bringt es Heiner Gann auf den Punkt: „Iawent oder lasserling? Das unterscheiden zu können, das ist wirklich hohe Innviertler Kunst!“

Aus der Innviertler Roas

  • Eggelsberg: „Willst du einmal ein reizvolles Stück Heimat vor deinen Blicken ausgebreitet sehen, so steige an einem klaren Tag auf den Weinberg bei Eggelsberg.“
  • Gilgenberg: „Werfen wir zuletzt noch einen Blick auf die Menschen dieser Gegend. Sie (Heimatforscher Eduard Kriechbaum und Dichter Hans von Hammerstein; Anm.) schreiben, dass die Gilgenberger, man möchte fast sagen, eine eigene Rangstufe des Innviertlers darstellen. (...) Die Menschen sind verschlossen und besitzen etwas Hartes.“
  • Lambrechten: „1869 wurde von Neumarkt über den Saumair nach Brözapfen eine Bahnlinie ausgemessen. Über Bemühen der Bevölkerung unterblieb aber der Bau dieser Linie. Der Saumair zahlte gern seinen verwetteten Hunderter, weil sein Gut verschont blieb. (Die Bahn sollte durch seinen Stadel hindurchführen.)“
  • Lohnsburg (über die Burg Hochkuchl): Von 1450 an begann der Verfall der Burg. Heute ist kein Mauerstein mehr von dem einst so stolzen Bauwerk zu sehen. Nur der Burggraben ist noch stellenweise zu erkennen. Sagenhaft klingt auch die Mutmaßung, dass von der Burg einst unterirdische Gänge nach Pattigham und Schloss Wildenau bei Mettmach führten.“
  • Taufkirchen a.d.Pram: „Wanderer, willst du zu uns nach Taufkirchen, dann folge der Pram nach, die Eisenbahn benützend oder das breite Band des Asphaltes! Alle Kriegszüge und Bevölkerungsbewegungen in unserer Gegend haben diese geradezu geschichtliche Ost-West- und West-Ost-Richtung eingeschlagen.“
  • Wesenufer: „Besondere Ehre widerfuhr Wesenufer im Jahre 1519, als Kaiser Maximilieann auf seiner letzten Donaufahrt, von todbringender Krankheit befallen, befahl, in Wesenufer an Land zu gehen.“
  • Kopfing: „Wenn nach romantischer Bergfahrt der Postautobus, von Schärding kommend, das Dunkel des Waldes verlassen und die freie Höhe erreicht hat, erwartet den Besucher dieser abgelegenen Gegend im unteren innviertel ein eindrucksvolles Landschaftsbild: ein liebliches Hochtal, das nach Nordwesten sanft ansteigt und sich verengt und nach Südosten abfällt. Vom gegenüberliegenden Berghang grüßt im Sonnenglanz das Bergdorf Kopfing.“
  • St. Johann am Walde: „... gehen wir zur gastlich geöffneten Haustüre, an der uns schon der Bauer mit einem freundlichen ‘Griaß enk’ willkommen heißt. Die Hand wird er uns kaum zum Gruße reichen, denn dies ist hier nicht der Brauch: ‘händisch’ werden nur die ‘Godn’ und der ‘Göd’ begrüßt.“

 

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Autor
Roman Kloibhofer
Redaktion Innviertel
Roman Kloibhofer
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1  Kommentar
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Siebenschlaefer (1.094 Kommentare)
am 07.05.2021 05:58

Wenn scho auf traditionell machen, dann aber bitte von Innbaiern schreiben. Innbaiern, Dös san mia!

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