"In der Kirche strebt man kein Amt an"
EBERSCHWANG, HERZOGENBURG. Propst Petrus Stockinger aus Eberschwang über seinen "gewagten" Ordensnamen.
Ein Eberschwanger wurde kürzlich zum Propst des Stiftes Herzogenburg gewählt. Wir haben Propst Petrus zum Interview gebeten:
OÖNachrichten: Wer war Roman Stockinger, bevor er "Petrus" wurde?
Roman "Petrus" Stockinger: Ich bin in Eberschwang geboren. Meine Eltern waren Hauptschullehrer. Ich habe einen älteren Bruder. Unser Elternhaus liegt in der Nähe des Pfarrhofes und der Kirche, weshalb mir diese geistliche Dimension des Lebens von Kindheit an vertraut war. Auch Pfarrer Enzenhofer war mir immer Vorbild. Er hatte ein geerdetes geistliches Leben. Pastoralassistentin Pichlmann hat viele Akzente gesetzt. Unter ihrer Leitung gab es einen Jugendchor, in dem ich mitwirkte, und ich habe meine Liebe zum Orgelspielen entdeckt. So bin ich nach und nach hineingewachsen in das kirchliche Leben, so dass die Entscheidung, Priester zu werden, nicht den Wechsel in eine andere Welt bedeutete, sondern die professionelle Fortführung dessen, was schon bis dahin meinen Interessen entsprochen und mein Leben geprägt hatte.
Mit Ihrem Ordenseintritt wurde aus Roman ein Petrus. Haben Sie sich damit die Latte nicht besonders hoch gelegt, gilt Petrus doch als wichtigster Apostel und Stellvertreter Jesu?
Ich bin 2000 in das Stift Reichersberg eingetreten. Damals war Propst Eberhard Vollnhofer, den wir vor wenigen Tagen begraben haben, im Amt. Mit ihm habe ich das Gespräch über den Ordensnamen geführt, und es fiel die Wahl auf Petrus. Sie haben Recht, damit wurde in gewisser Hinsicht die Latte hoch gelegt. Aber ausschlaggebend war wohl die Ambivalenz dieses Heiligen: Petrus ist immer unmittelbar bei Jesus, er stellt die unangenehmen Fragen und macht sich oft genug durch Worte und Taten zum Deppen. Er verrät Jesus in seiner schwersten Stunde – aber genau auf sein Glaubenszeugnis wird auch die Kirche gebaut. Dass Petrus diese riesige Differenz in sich gespürt hat, das hat mir gefallen. Dazu kommt noch ein zweiter Grund: Ich bin der Stadtpfarre Ried sehr verbunden, deren Patrone Petrus und Paulus sind. Daher ist mir der Name auch in dieser Hinsicht nahe gewesen.
Am 9. April wurden Sie zum Propst des Stiftes Herzogenburg gewählt. Was bedeutet Ihnen diese Berufung?
Zum Propst gewählt zu werden bedeutet, von den Mitbrüdern das Vertrauen ausgesprochen zu bekommen, das Stift in eine gute Zukunft zu führen. Ich sehe das als Auftrag zur Gestaltung der Herausforderungen, die auf uns zukommen. Mir wurden mehrfach im Leben Dinge zugetraut, vor deren Größe ich zuerst einmal erschrocken bin. Aber ich habe dabei viel gelernt und durfte daran wachsen.
Wie schaut der Tagesablauf eines Propstes vom Stift Herzogenburg aus?
Derzeit bin ich in der Einarbeitungsphase. Man sagt ja, dass die ersten hundert Tage die schwierigsten in einem neuen Amt sind. So muss ich derzeit viel lernen und mich in Bereiche sorgsam einarbeiten, von denen ich bisher wenig verstehe. Entsprechend herausfordernd und auch ungeplant sind derzeit meine Tagesabläufe. Natürlich: Das, was das Kloster als Lebensordnung vorgibt, versuche ich bestmöglich einzuhalten, etwa die gemeinsamen Gebets- und Essenszeiten.
Haben Sie noch Zeit für Kontakte zu Ihrer Heimat?
Ich halte Kontakt zu meiner Familie und auch nach Eberschwang und Ried. In den zwanzig Jahren, in denen ich nun aber von meinen Heimatorten weg bin, ist natürlich auch dort die Zeit nicht stehen geblieben. Insofern wird die Bindung weniger, und ich fahre auch nicht dort hin, um Kindheitserinnerungen auffrischen zu wollen. Es sind vor allem Freundschaften von früher, die immer noch und hoffentlich noch lange halten.
Sie sind mit 37 Jahren noch sehr jung. Streben Sie weitere Karrieresprünge in der katholischen Kirche oder speziell bei den Augustiner Chorherren an?
Es gibt nur wenige Filme, die ich mag. Aber es gibt die alten Pater-Brown-Filme mit Heinz Rühmann, in denen ein Satz fällt, den ich verinnerlicht habe: "Jeder Diener der Kirche hat auf dem Platz, auf den er gestellt ist, sein Bestes zu leisten!" Dieser Satz gilt wohl für jeden Menschen in der jeweiligen Aufgabe, egal ob innerhalb oder außerhalb der Kirche. Ich möchte das Amt des Propstes von Herzogenburg so gut ich kann erfüllen und damit die neunhundertjährige Tradition meines Klosters in guter Weise fortsetzen. In der Kirche strebt man keine Ämter an, und wenn man das tut, dann ist das kein gutes Zeichen. Man nimmt Herausforderungen an und stellt sich ihnen nach bestem Wissen und Gewissen – und das will ich redlich versuchen.
Dürfen wir Sie um eine Stellungnahme zur aktuellen politischen Lage in Österreich bitten?
Der Satz von Heinz Rühmann passt mindestens genau so gut für Menschen in der Politik. Ich kenne viele Männer und Frauen, die in der Politik tätig sind und viele geben wirklich Tag für Tag das Beste. Dass es nun einige gibt, die unlautere Motive haben, die moralisch verwerfliche oder ungesetzliche Dinge tun, ist sehr bedauerlich. Wir kennen das Problem auch in der Kirche, diese Menschen beschädigen leider das Ansehen eines ganzen Standes beziehungsweise eines wichtigen öffentlichen Feldes, wie das zum Beispiel der Politik. Das ist sehr schade! Ich hoffe, dass unser Land aus den derzeitigen Turbulenzen ohne langfristigen Schaden herausfindet und ich wünsche auch den in ihren politischen Ambitionen Gescheiterten, dass sie Verzeihung und Rückhalt in ihren Familien und bei ihren Freunden finden können.
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2000 Jahre Lügen, Kriege, Mord und Totschlag, Völkermord, Terror jeglicher Art gegen die eigene Bevölkerung und den „Gläubigen“, geistige und körperliche Folter (weiterer Platz für die gruseligsten Verbrechen ihrer Wahl) hat der Mann erfolgreich ausgeblendet.
Wenn man dann noch die Orgel bedienen kann, ist man schon ein kleiner Pabst. Äh Probst.
Prost...