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"Ich glaube, man will damit vom eigentlichen Impfchaos ablenken"

Von Thomas Streif   19.Jänner 2021

Von einer "verkorksten Impfstrategie" der Politik spricht Silvester Hutgrabner, Gemeindearzt in Eberschwang und Bezirksärztesprecher im Bezirk Ried. Zudem ist Hutgrabner Kurienobmann-Stellvertreter für die niedergelassenen Ärzte in Oberösterreich. Die Aufregung über die Impf-Aktion im Pflegeheim in Eberschwang am 5. Jänner kann Hutgrabner nicht nachvollziehen. Allerdings stellte eine Prüfung der Heimaufsicht, wie am Dienstagabend bekannt wurde, einige Pannen fest, hier geht es zum Artikel. 

Man habe Impfdosen für 34 Personen erhalten. Da man aus den jeweiligen Fläschchen aber mehr als fünf Dosen herausbringt, habe man Impfstoff für 44 Personen gehabt, so Hutgrabner, der selber, genauso wie Teile seines Ordinationspersonals, an diesem Tag geimpft wurde. Das Pflegeheim Eberschwang habe aufgrund vieler Corona-Fälle zu den ersten in Oberösterreich gehört, in dem geimpft wurde.

Bei der Impfung waren dann aber lediglich acht Mitarbeiter des Pflegeheims und neun Bewohner des Heims anwesend, mit ein Grund sei gewesen, dass einige Senioren, die geimpft werden sollten, vor Kurzem an Corona erkrankt seien, so Hutgrabner. "Hätte man den Impfstoff vielleicht wegwerfen sollen? Es sind unter anderem drei Hochrisikopatienten geimpft worden", so Hutgrabner im OÖN-Gespräch. Grundsätzlich habe es eine Liste auf der Bewohner, Mitarbeiter, Ärzte und systemrelevante Personen und Dienstleister angeführt waren, gegeben. "Dazu zählten, laut Pflegedienstleitung, auch der Bürgermeister und die beiden Stellvertreter, die regelmäßig im Pflegeheim vor Ort sind", sagt Hutgrabner. Es habe keinerlei Einwände gegen die Aufstellung der Liste gegeben.

"Ich frage mich ja, wie dieser Vorfall an die Medien gelangt ist. Das muss einen politischen Hintergrund haben und in diese Situation werden wir jetzt mit reingezogen. Wir stehen jetzt in der Öffentlichkeit fast da, wie Verbrecher. Ich glaube, damit will man vom eigentlichen Impfchaos im Land ablenken", sagt Hutgrabner.

Keine ausreichenden Infos

Als Ärztevertreter sei er mit der derzeitigen Impfstrategie und dem Fortschritt in Oberösterreich alles andere als zufrieden. "Wir werden auch nicht ausreichend informiert. Auch wenn es schwer ist, aber die Regierung läuft aus meiner Sicht seit Ausbruch der Corona-Krise vor fast einem Jahr in einer Nebelschicht dahin. Eine echte Strategie kann ich nicht erkennen", sagt Hutgrabner und fügt hinzu: "Wir Ärzte mussten immer herhalten, wenn wieder irgendwelche Horrormeldungen zu verbreiten waren, aber bei der Lieferung der Impfstoffe müssen wir jetzt warten."

Dass viele Ärzte, aber auch das Ordinationspersonal noch nicht geimpft sind, sei "ein Skandal", ärgert sich Hutgrabner.

"Ich glaube, man will damit vom eigentlichen Impfchaos ablenken"
Hutgrabner ist mit der Organisation der Impfungen unzufrieden. (Spitzbart)

Mehr Impfdosen für Hausärzte

Grundsätzlich wäre es besser, wenn die jeweiligen Hausärzte ein Kontingent an Impfdosen erhalten würden. "Schließlich wissen wir Hausärzte vor Ort am besten, welche Personen, die Impfung dringend benötigen", sagt der Bezirksärtzesprecher. Er könne nur hoffen, dass die Lieferung der Impfdosen in Österreich beschleunigt werde. "Wichtig wäre, dass die Impfkommission des Bundes dafür Sorge trägt, dass die Hausärzte möglichst schnell zu Impfdosen kommen", so Hutgrabner. "Die Impfung ist die einzige Möglichkeit aus dieser Situation rauszukommen. Wenn wir von einem Lockdown in den nächsten taumeln, ist das Land bald tot: wirtschaftlich und sozial", sagt Hutgrabner.

Hier geht es zum aktuellen Artikel: Die Überprüfung der Impfaktion in Eberschwang ergab mehrere Pannen 

 

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16. April 2024