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Hammerwerk aus Grenzgebiet fertigte Glockenklöppel für Notre-Dame

19.April 2019

Noch immer haben Martin und Stefan Wensauer aus Anzenkirchen im Landkreis Rottal-Inn die Bilder von der verheerenden Brandkatastrophe in der weltberühmten Kathedrale Notre-Dame de Paris vor Augen. Gerade zu diesem französischen Wahrzeichen haben die beiden Brüder aus dem niederbayerischen Landkreis Rottal-Inn eine ganz besondere Beziehung. Seit mehr 150 Jahren besteht das Rottaler Hammerwerk rund 25 Kilometer entfernt von Braunau zwischen Pfarrkirchen und Bad Birnbach. Im Jahr 2012 – für das 850-jährige Jubiläumsjahr der Kathedrale Notre-Dame – lieferte das Hammerwerk mehrere Glockenklöppel nach Paris: Für die zwei großen Türme von Notre-Dame, die von der Feuersbrunst verschont blieben.

Der Grund damals war die Erweiterung des bisherigen Geläuts um fünf Glocken. Am Ende waren es zehn Glocken, wobei die restlichen vier alten Glocken aus dem Jahr 1856 wegen des schlechten Materials ersetzt werden mussten.

Eine besondere Herausforderung war damals auch die schnelle Lieferzeit, denn die neun georderten Klöppel mussten innerhalb von zehn Tagen fertiggestellt und versandt werden. Die geschmiedeten Klöppel wurden in verschiedenen Größen hergestellt. So misst der kleinste Klöppel 93 Zentimeter bei einem Gewicht von 27,5 Kilogramm, während der größte mit einer Länge von 193 Zentimetern und stolzen 220 Kilogramm zu Buche schlägt.

Auch wenn man in der Firmengeschichte weltweit schon viele Kirchentürme mit Klöppeln ausstatten konnte, so sei es für die Mitarbeiter und die Geschäftsleitung des Hammerwerks doch etwas ganz Besonderes, wenn das Geläut aus Notre-Dame mit Klöppeln aus Anzenkirchen erklingt. Nun hoffen alle, dass die Kathedrale möglichst schnell wieder aufgebaut wird.

Gute Verbindungen nach Österreich

Das Hammerwerk im grenznahen Anzenkirchen zählt deutschlandweit zu den noch wenigen verbleibenden Betrieben, die sich auf die Herstellung von Glockenklöppeln spezialisiert haben.

Für die Herstellung eines perfekten Klöppels benötigt man einen sehr weichen Stahl. "Es handelt sich hier um einen Einsatzstahl, damit sich die leicht zu ersetzenden Klöppel zuerst abnutzen und nicht die teure Glocke, die traditionell aus Bronze angefertigt wird", sagt Martin Wensauer. In einem Schmiedeofen wird zunächst das Rohmaterial erhitzt und anschließend durch zahlreiche maschinelle Hammerschläge in die Länge gezogen, was letztlich den Stahl in seiner Stabilität stärkt. Gerade die richtige und genaue Abstimmung des Klöppels spiele eine entscheidende Rolle für die Klangqualität der Glocke.

Gute Verbindungen gibt es auch ins benachbarte Österreich. So fertigte die Hammerschmiede Klöppel für die Benediktiner-Erzabtei St. Peter zu Salzburg und für den Innsbrucker Dom, dessen Geläut im vergangenen Jahr komplett erneuert wurde. Im Jahr 2001 stellte man im Auftrag der ehemaligen Salzburger Glockengießerei Oberascher Klöppel für eine der größten Glocken Europas her. Für die Concordia-Friedensglocke auf dem Gipfel des 2275 Meter hohen Kronplatz in Südtirol.

Was der Niederbayer Martin Wensauer an seinen österreichischen Kunden besonders schätze, seien die direkte Art, das kollegiale Verhältnis und der freundliche Umgang untereinander, der einzigartig sei. "So ist man schnell mit einem persönlichen Du zusammen." (geiring)

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