"Frischer Wind wäre für die Stadt Ried wichtig"
RIED. Günter Kitzmüller (Neos) tritt bei Bürgermeisterwahl 2021 an, an der Spitze wünscht er sich eine Veränderung
Ambitionierte Ziele haben die Neos Ried, die 2021 zum zweiten Mal bei den Gemeinderatswahlen in der Bezirkshauptstadt antreten. Zehn Prozent sind das Ziel. Gemeinderat Günter Kitzmüller wird bei der Bürgermeisterwahl antreten. "Wir hoffen auf ein zweistelliges Ergebnis auf Gemeindeebene", sagt Kitzmüller im OÖN-Interview.
OÖN: Mit welchen Themen und Akzenten wollen die Neos Ried bei der Wahl 2021 punkten?
Günter Kitzmüller: Es ist aufgrund der Corona-Krise vieles schwer vorhersehbar. Inhaltlich werden wir unter anderem auf Bildungsthemen und den Klimaschutz setzen. Zudem fordern wir bei politischen Entscheidungen, wie zum Beispiel beim Neubau des Kindergartens in der Stadt, mehr Bürgerbeteiligung. Wenig Freude haben wir mit Alleingängen des Bürgermeisters, bestes Beispiel sind die Holzpfosten entlang des Schönauerwegs. Wozu benötige ich einen Verkehrsausschuss, wenn man diesen sowieso nicht einbindet?
Die Corona-Krise ist allgegenwärtig. Wie ist es aus Ihrer Sicht um die Finanzen der Stadt Ried bestellt?
Dass wir einen entsprechenden Abgang haben werden, ist bekannt und nicht überraschend. Die genaue Höhe wird sich demnächst zeigen. Es sind schon große Brocken dabei. Alleine das Freizeitbad und das Freibad werden heuer einen Abgang von mehr als einer Million Euro verursachen. Da muss man versuchen, das in den Griff zu bekommen. Noch steht Ried im Vergleich zu anderen Bezirksstädten gut da, aber auch wir müssen dringend Geld einsparen.
Sie sind seit 2015 als Einzelkämpfer der Neos im Rieder Gemeinderat vertreten. Wie fühlt man sich als solcher?
Die Rolle ist grundsätzlich nicht unangenehm. Ich kann unsere Anliegen konkret darstellen und habe die Chance, als Einzelperson bei Vorschlägen der anderen Parteien mitzugehen. Nachteil ist natürlich, dass die Möglichkeiten, etwas zu bewirken, sehr eingeschränkt sind. Gestalten können die Parteien mit einer politischen Mehrheit. In Ried sind das die VP und die FP.
Sie haben recht deutlich Ihren Unmut über die "Corona-Kommunikation" des Rathauses kundgetan. Hat sich daran etwas geändert?
Ich muss mir alle Informationen selber einholen, mit mir wird also nur kommuniziert, wenn ich aktiv werde. In einer gewissen Weise verstehe ich das, weil ich kein politischer Partner bin, den man für das Abstimmungsverhalten benötigt. Was mir sauer aufstößt, ist vielmehr der Umstand, dass öffentlich bei einer Pressekonferenz vom Bürgermeister gesagt wurde, dass alle Parteien in gewisse Entscheidungen eingebunden gewesen wären. Wir als Neos haben damals mehr oder weniger keine Informationen gehabt.
Zehn Prozent oder mehr, wie realistisch ist dieses Ziel?
Ich halte das für möglich, das gute Ergebnis bei der Wien-Wahl gibt uns Aufwind. Unser großes Ziel wäre, dass wir einen Sitz im Stadtrat haben, dafür würden wir aber wohl vier Gemeinderatsmandate benötigen. Das Ziel ist ambitioniert, aber wir sind in der glücklichen Lage, dass wir mit einem motivierten Team bestehend aus sieben Personen in den Wahlkampf gehen werden. Alle wollen mitarbeiten, das ist auch eine Entlastung für mich, meine Frau Elisabeth und Erwin Seifriedsberger. Wir besetzten zu dritt derzeit alle politischen Ausschüsse der Stadt.
Sie treten als Bürgermeisterkandidat an. Mit welcher Erwartungshaltung?
Es ist ein Angebot für alle Neos-Wähler, außerdem steigt mit jedem Kandidaten die Wahrscheinlichkeit, dass der amtierende Bürgermeister Albert Ortig endlich einmal in eine Stichwahl müsste. Vorausgesetzt natürlich, dass er noch einmal antritt, wovon ich aber ausgehe.
In Ried regiert Albert Ortig seit mehr als 25 Jahren als Stadtchef. Wäre es aus Ihrer Sicht Zeit, für eine Veränderung?
Ja, die braucht es. Man darf nicht alles schlechtreden, was in dieser Zeit passiert ist, aber es braucht neue Impulse und Ideen, vor allem in einer Krisenzeit, wie wir sie haben. Frischer Wind wäre wichtig.