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"Es war eine schöne Zeit, die ich nicht missen möchte"

Von Thomas Streif   18.Mai 2021

"Es war ein wunderschönes und ganz besonderes Gefühl", sagt Masseur Peter Grüblinger, während er in der Umkleidekabine der SV Guntamatic sitzt.

Damit meint der 63-Jährige den 2:1-Heimsieg seiner Rieder am 24. April gegen St. Pölten. Dieser Erfolg ebnete den Weg zum Klassenerhalt, die gesamte Mannschaft lief nach den Toren zu Grüblinger, um mit ihm zu feiern. Es war das letzte Spiel für den 63-Jährigen auf der Betreuerbank der Rieder Fußballer.

Für einen gemeinsamen Termin mit TV1 OÖ und den OÖN kehrt der gebürtige Esternberger, der in St. Martin wohnt, noch einmal an seine alte Wirkungsstätte zurück. Zwei Jahre länger hätte Grüblinger theoretisch noch weitermachen können. "Meine Zeit ist abgelaufen, es passt für alle so am besten. Es war eine wunderbare Zeit", sagt der 63-Jährige.

Nach dem erstmaligen Aufstieg in die 2. Bundesliga im Sommer 1991 begann Grüblinger als Masseur bei den Rieder Kickern. Zuerst nur auf Teilzeitbasis, ab dem Aufstieg in die Fußball-Bundesliga 1995 dann als Vollzeitjob.

"Es war eine schöne Zeit, die ich nicht missen möchte"
Peter Grüblinger 2011 mit dem damaligen SVR-Kicker Daniel Royer

"Immer ein offenes Ohr"

Er war nicht nur für die körperlichen Blessuren der Fußballer verantwortlich. "Als Masseur war er Anlaufstelle für alle Spieler und Trainer. Er hatte immer ein offenes Ohr und war ein Bindeglied zwischen der Mannschaft und dem Trainerteam. Ich bin nicht nur einmal mit schlechter Stimmung zu Peter Grüblinger gegangen und mit einem Lachen herausgekommen", sagt Kapitän Thomas Reifeltshammer und fügt hinzu: "Man merkt, dass er nicht mehr da ist, er fehlt in der Garderobe."

"Ans Herz gewachsen"

"Viele der Burschen, wie Oliver Glasner, Michi Angerschmid, Günter Steininger, Thomas Eder, Ewald Brenner, Ronny Brunmayr, Wiggerl Drechsel, Thomas Reifeltshammer oder Marcel Ziegl, die bei der SV Ried gespielt haben beziehungsweise spielen, sind mir ans Herz gewachsen", sagt Grüblinger.

Grüblinger genießt seine neu gewonnene Freizeit. "Dass ich jetzt an den Wochenenden freihabe, ist noch ziemlich ungewohnt für mich, aber ich genieße das in vollen Zügen." Zeit, die er mit seiner Familie – Grüblinger ist verheiratet, hat drei Kinder und acht Enkelkinder – verbringen kann.

"Ich habe der SV Ried sehr viel zu verdanken und 30 Jahre lang immer pünktlich mein Gehalt bekommen. Zu den Präsidenten, wie etwa Wenzel Schmidt oder Peter Vogl, hat man jederzeit gehen können", sagt Grüblinger.

"Es war eine schöne Zeit, die ich nicht missen möchte"
Die Tür bei der SVR schließt sich.

"Nicht mehr diese große Familie"

Die Zeiten bei der SV Ried hätten sich in den vergangenen Jahren aber in einer gewissen Weise verändert. "Es ist nicht mehr diese ‚große Familie‘, wie es früher einmal war. Ich glaube aber, dass mit Rainer Wöllinger jetzt ein Geschäftsführer da ist, der sehr gut zum Verein passt", sagt Grüblinger. Früher sei auch im "Geschäft Fußball" noch mehr Wert auf einen herzlicheren Umgang gelegt worden. "Man ist mehr beieinander gesessen, ist nach dem Spiel auch einmal zum Wirten gegangen. Aber das geht halt in der heutigen Zeit nicht mehr, das ist mir bewusst. Auch wenn es früher vielleicht besser war, es war eine schöne Zeit, die ich nicht missen möchte", sagt Grüblinger.

Ein verpasster Flug

Ein langjähriger Weggefährte ist Teammanager Rudi Zauner, der Grüblinger als einen "ehrlichen und angenehmen Zeitgenossen" bezeichnet. "Er hat sich immer für die SV Ried eingesetzt, er fehlt nicht nur auf der Bank, sondern auch im Mannschaftsbus", sagt Zauner. Am Flughafen habe Grüblinger einmal ziemliches Pech gehabt, erinnert sich Zauner mit einem Lächeln. "Einmal hat er einen Flug ins Trainingslager verpasst, weil er zu spät zum Gate gekommen ist." Das Glück für Grüblinger: Eine Stunde später ging noch ein Flug, sodass er nur mit einer kleinen Verspätung im Mannschaftshotel ankam. Dass es im Sommer eine größere Ausstandsfeier geben wird, glaubt Grüblinger eher nicht. "Meine Verabschiedung durch die Mannschaft war wunderschön, es war ein passender Abschluss."

Kleiner SVR-Stammtisch

Mit den Zeugwarten Rocky Artner und Niklas Stummer wird sich der 63-Jährige aber regelmäßig zu einem kleinen, feinen "SVR-Stammtisch" treffen. Ganz ohne "seinen Verein" wird es also auch im neuen Lebensabschnitt von Grüblinger nicht gehen.

Der Beitrag von TV1 zum Thema.

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25. April 2024