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"Es wäre gut, wenn die Frauen zu uns kommen, bevor es wirklich brennt"

Von Roman Kloibhofer   30.Oktober 2020

Frauen beraten Frauen. Sie geben Beratung in Krisen, aber auch dann, wenn Frauen Orientierungshilfen brauchen. Auf diese simple Formel lässt sich die Arbeit von Frauennetzwerk 3 reduzieren. So einfach ist die Arbeit jedoch nicht immer, wie die Leiterin Eva Kapsammer und ihre Mitarbeiterin Carmen Palisa berichten.

"Oftmals kommen die Frauen erst zu uns, wenn es wirklich brennt", sagt Eva Kapsammer. Etwa, wenn in einer Beziehung Gewalt im Spiel ist. Dann gehe es meist darum, diesen Frauen zu vermitteln, dass sie sich selbst gegen bestimmte Situationen – körperliche oder sexuelle Gewalt, Mobbing, Missbrauch – wenden können. "Es ist wichtig, dass Frauen merken, dass das, was mit ihnen geschieht, nicht normal ist. Und dass sie sich dagegen wehren müssen", sagt Carmen Palisa. "Unser Ansatz ist es, den Frauen zu vermitteln, wie sie sich selbst helfen und stärken können und sich nicht weiter schwächen", sagt Eva Kapsammer.

Nicht nur in der Krise da

Es sind aber nicht nur Krisensituationen, in denen Frauen Beratung suchen. Auch wenn es um eine Neuorientierung im Beruf oder im privaten Leben geht, stehen die Beraterinnen von Frauennetzwerk 3 den Hilfe suchenden Frauen und Mädchen – diese können sich ab einem Alter von 16 Jahren an die Beratungsstelle Frauennetzwerk 3 wenden – zur Seite.

Es sind häufig starr verteilte gesellschaftlichen Frauenbilder, die zu Problemsituation führen können, sagen Kapsammer und Palisa. "Geld und Haus, das sind meist die Männerthemen in Partnerschaften. Und wenn diese auseinandergehen, kommt es nicht selten zu Konflikten", berichtet Diplompädagogin Eva Kapsammer. "Viele Frauen unterschätzen diese Situation, das zieht sich durch alle Gesellschafts- und Bildungsschichten", berichtet sie. Die Beratung im Frauennetzwerk 3 geht daher als konkretes Beispiel auch in die Richtung, über "Pensionssplitting" zu informieren: dass Männer Teile ihrer Pension auf die Partnerin übertragen, um deren Absicherung zu erhöhen. "Leider wird das noch zu wenig in Anspruch genommen", sagen die beiden Beraterinnen. Für Carmen Palisa wäre frühere, präventive Beratung der Idealfall: "Es wäre gut, wenn die Frauen zu uns kommen, bevor es ein Problem gibt. Dann ließe sich manches vermeiden", sagt die frühere Unternehmerin und nunmehrige diplomierte Berufs- und Sozialpädagogin.

Aufgabe der Beratungsstelle sei es als Netzwerk aber auch, Frauen in andere Frauen- und Sozialinstitutionen weiterzuvermitteln. Gewalt – physisch, sexuell und psychisch –, Scheidung, Sucht, aber auch Überlastung und Existenzängste durch finanzielle Probleme seien Themen, mit denen sie häufig konfrontiert werden. "Statistisch stehen Existenzängste ganz oben, dann kommen Scheidung, Trennung, Armut und Sorgen um Kinder, Wohnung sowie Armut. Es ist ein Mix aus allem", sagen Eva Kapsammer und Carmen Palisa.

Schön seien die Momente, wo beide merken, wie ihre Arbeit fruchtet: "Eine junge Frau hat sich schwergetan, ihrem alkoholkranken Vater die Stirn zu bieten. Nach der Beratung hat sie gemerkt, dass sie sich nicht mehr alles gefallen lassen darf und sich wehren kann", erzählt Eva Kapsammer. Carmen Palisa ist der Fall einer jungen Frau in guter Erinnerung, die alles daran gesetzt hat, ihren Behindertenstatus wegzubringen. "Auch wenn ihr viele geraten haben, das hätte soziale Vorteile für sie – sie wollte ganz einfach ‚normal‘ sein. Erst vor kurzem hat sie sich für die Hilfe dafür bei uns bedankt."

Für drei Bezirke zuständig

Die Klientel, die sich an das Frauennetzwerk 3 wendet, fällt in die Altersgruppe 30 bis 60 Jahre. "Die Jungen fehlen uns noch", sagen Kapsammer und Palisa, wissen aber auch, dass sie andere Wege über soziale Medien suchen müssen, um jüngere Frauen zu erreichen. Eva Kapsammer und Carmen Palisa sind für die drei Bezirke Ried, Schärding und Grieskirchen zuständig. Sitz der Beratungsstelle ist in Ried (Johannesgasse 3), Beratung wird regelmäßig aber auch in Schärding (Familienzentrum FIM) und Grieskirchen (Arbeiterkammer) geboten.

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