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Eklatanter Lehrermangel im Innviertel: Schulen retten sich mit Sonderverträgen

Von Lisa Penz   06.Mai 2021

Seit Oktober sucht Silke Lanz verzweifelt nach einer neuen Lehrkraft. Sie ist als Direktorin der Volksschule Hochburg-Ach eigentlich vom Unterricht freigestellt, muss aber der Not geschuldet auch selber in der Klasse stehen. "Wenn ich an den Herbst denke, graut mir", sagt Lanz, denn dann gehe eine weitere Kollegin in Pension und die Suche gehe von vorne los. Auch an den Volksschulen in Neukirchen und Burgkirchen fehlen ab Herbst jeweils zwei Lehrkräfte. Die Direktorin der beiden Schulen, Andrea Hager, muss derzeit ebenfalls selber unterrichten. Das, obwohl sie zwei Schulen leitet "und die administrativen Arbeiten auch nicht weniger werden". Unterstützung bekommt sie unter anderem von der Mittelschule Neukirchen, die Lehrkräfte für einige Wochenstunden zur Verfügung stellt. In Hochburg-Ach, Neukirchen, Burgkirchen, Eggelsberg, Ostermiething und vielen weiteren Schulen im Innviertel ist die Personalnot so groß, dass nicht nur zahlreiche Überstunden geleistet werden müssen, sondern auch Sonderverträge abgeschlossen und etwa Studenten zum Unterrichten geholt werden. Oder es teilen sich Teilzeitkräfte eine Klasse, weil eine Vollzeitkraft fehlt.

Ein Grund für den eklatanten Mangel ist, dass sich der Andrang auf freie Lehrerposten in Grenzen hält. Die Wartelisten sind größtenteils leer. Die Bewerber können sich quasi aussuchen, wo sie arbeiten. Früher sei man als angehender Pädagoge einer bestimmten Stelle zugeteilt worden und habe erst dann um Versetzung ansuchen können, sagt Lanz. Heute ist das nicht mehr so, da flächendeckend und händeringend gesucht wird.

Grund: längeres Studium

Verschärft hat die Situation auch die Umstellung auf die "Pädagoginnenbildung Neu" 2015/16. Seither stehen angehende Volksschullehrer nicht mehr nach drei Jahren Bachelorstudium in der Klasse. Die Grundausbildung an der Pädagogischen Hochschule dauert nun vier Jahre. Für eine Fix- anstellung muss außerdem ein Masterstudium drangehängt werden, dazu kommt noch ein Jahr Berufseinführung an der Seite eines erfahrenen Lehrers. Diese "Induktionsphase" kann aber bereits während dem Studium erfolgen.

Dazu gibt es bei den Pädagogen auch ein demografisches Problem: Die Babyboomer der 60er-Jahre gehen in Pension. Das spüren nicht nur die Volks- sondern auch die Mittelschulen. Fünf Lehrposten müssten etwa in der Musikmittelschule Eggelsberg ab Herbst besetzt werden. Die Liste der Pflichtschulen, die dringend nach Personal suchen, ist lang. Einige davon üben im OÖN-Gespräch auch Kritik an der Bildungsdirektion. Sie fühlen sich alleine gelassen.

"Die Situation im Innviertel ist natürlich nicht einfach", heißt es auf OÖN-Anfrage aus dem Büro von Christine Haberlander, Landeshauptmann-Stellvertreterin und Präsidentin der Bildungsdirektion. "Wir sind in allen Bezirken auf der Suche nach engagierten und motivierten Personen, die den Lehrberuf ergreifen wollen." Vor allem in den Pflichtschulen gibt es einen Bedarf in den Gegenständen Mathematik, Deutsch, Englisch, Physik, Chemie sowie Bewegung und Sport.

"Braucht bundesweite Lösung"

Auch die Bildungsdirektion begründet den Lehrermangel mit der Pensionierungswelle, der Verlängerung des Studiums und der demografischen Entwicklung. Erfreulich sei, dass die Zahl der Studienanfänger an den beiden Pädagogischen Hochschulen in Oberösterreich wieder steige, heißt es aus der Bildungsdirektion des Landes, die den Ball dem Bund zuspielt: "Es braucht keine Insellösung für Oberösterreich, sondern der Bund muss sich österreichweit damit auseinandersetzen, wie man die Ausbildung attraktiver gestalten kann. Darauf haben wir auch Bildungsminister Heinz Faßmann mehrfach hingewiesen." Im Bundesland versuche man mit der "Ich werde Lehrer/in in Oberösterreich"-Kampagne, bei der Plakate und Folder an 166 maturaführende Schulen ausgesendet werden, Pädagogen zu mobilisieren.

Gelinge es nicht, das Ruder herumzureißen, stehe man jedenfalls vor einem Kollaps, vermuten einige Direktoren.

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19. April 2024