Die Pracht Rieds kommt zu wenig zur Geltung
RIED. Wie präsentiert sich Ihnen als Fotografin eine Stadt? – Diese Frage haben wir der Rieder Fotografin Renate Schrattenecker-Fischer gestellt und sie um ihre Meinung zum Thema Stadtbild, Lebensgefühl und Rolle der Ästhetik am Beispiel der Stadt Ried gefragt. Die Riederin ist unter anderem auch als Architekturfotografin tätig.
„Architektur stellt zweifellos etwas mit Menschen an, Architektur hat Auswirkungen auf das Tun, Denken und Handeln der Menschen. Architektur gibt Freiräume und Architektur ist Orientierung“, sagt die Fotografin.
Was sagt nun die Fotografin Renate Schrattenecker-Fischer über...
...das Erscheinungsbild der Stadt Ried: „Ried ist eine sehr schöne Stadt, mit großteils wunderbaren Fassaden. Aber diese Pracht kommt leider zu wenig zur Geltung. Daran sind auch die vielen Autos in der Stadt schuld, das stört die Ästhetik, keine Frage. Die schönen Plätze in Ried ansprechend zu fotografieren, ist schwierig, weil sie meistens mit Autos vollgeparkt sind.“
...die Plätze in der Stadt Ried: „Ich finde, es stört die Ästhetik, wenn es keine freien Plätze gibt. Leerräume sind nicht nur erlaubt, sie sind notwendig. In Ried sind meiner Ansicht nach die Plätze viel zu vollgeräumt, es steht zu viel herum, es ist nichts bereinigt. Dadurch geht der Blick für die Schönheit der Architektur verloren. Mein Eindruck ist, dass zu viele Elemente zur vermeintlichen Verschönerung platziert worden sind.“
... Ihre Idee dazu: „Ich fände es ja spannend, einmal alle Plätze leerzuräumen und danach sehr bewusst zu entscheiden in der Gestaltung der Plätze. Wo passt was wirklich hin? Was brauche ich und was nicht?
... eine belebte (Innen)Stadt: „Wenn eine Stadt belebt ist, dann nimmt auch das Einfluss darauf, ob man sich dort wohlfühlt oder nicht. Dazu gehören zum Beispiel auch Bänke, auf denen zwei, drei Menschen sitzen und miteinander reden, idealerweise sind diese Plätze auch begrünt, und es gibt Schatten. Das gehört zur Ästhetik einer Stadt dazu. Apropos belebt und schön belebte Innenstadt: Da gehört zum Beispiel auch ein Würstlstand dazu. Auch der kann schön sein, weil die Stadt dadurch belebt wirkt.“
... Kunst in der Innenstadt: „Kunst in der Innenstadt geht mir ab, ich finde, man könnte noch mehr sichtbare Kunst-Zeichen in Ried setzen. Das würde auch eine Möglichkeit bieten, junge Künstler zu fördern. Kunst im öffentlichen Raum – in diesem Fall in der Innenstadt – tut auch der Ästhetik einer Stadt gut. Die Präsentation von Kunst wäre durchaus auch etwas, was man bei Leerständen in der Innenstadt in Betracht ziehen könnte. Kunst im öffentlichen Raum gibt Menschen die Möglichkeit, Kunst zu sehen und der Kunst zu begegnen, die sonst nicht in ein Museum oder in eine Ausstellung gehen. Man könnte dadurch Talente fördern und die Stadt beleben.“
... den Wohlfühlfaktor in einer Stadt: „Handel in der Stadt funktioniert doch nur, wenn die Leute auch gern in die Stadt gehen, weil sie sich dort auch wohlfühlen. Stichwort Gastgarten: Da spielt es eine Rolle, wo ich gerne sitze, weil ich mich dort wohlfühle. Gibt es dort Bäume? Ist dort Platz für Kinder zum Herumlaufen? Wichtig erscheint mir, dass sich alle Generationen wohlfühlen müssen. Das Wohnen in der Stadt ist wichtig für mich, Nachbarschaft tut gut, und dieser multifunktionelle Raum tut dem Handel, der Gastronomie und dem Gefühl einer Stadt gut.“
...jüngere Generationen und Ried: „Für jüngere Menschen wird meiner Ansicht nach in Ried zu wenig geboten. Die Innenstadt sollte für sie noch mehr Reiz haben. Es wäre gut, für die Jungen auch ein Angebot tagsüber zu bieten. Die Durchmischung verschiedener Altersgruppen spielt auch eine Rolle, ob ich mich an diesem Ort wohlfühle.“
...den Blick in den ersten Stock: „Das Thema erster, zweiter, dritter Stock ist spannend: Was tut sich da oben, wie verändert sich die Architektur, wie verändern sich die Fassaden, Fenster. Wann ist es dort finster, wann brennen die Lichter? Denn auch dieser Eindruck ist für das Erscheinungsbild einer Stadt wichtig, ob nicht nur das Erdgeschoß, sondern auch die anderen Geschoße der Häuser belebt sind.“
Renate Schrattenecker-Fischer hat es ziemlich gut umschrieben. Genau diesen Eindruck haben viele Leute, die Ried immer gern besucht haben und diese Stadt mittlerweile nicht mehr attraktiv finden.
Ein Haufen Leerstände und immer weniger Gastronomie. Am Wochenende hat der Großteil der Gastronomie zu.
Ich wüsste nicht, was mich nach Ried hineinziehen sollte. Mit Ausnahme von ein paar wirklich guten Fachgeschäften.
Im Übrigen haben auch die vielen Radarfallen dazu beigetragen, dass viele nicht mehr gerne nach Ried fahren.
Absolut richtig, die Radarfallen sind auch ein Bremser für die Leute. Nachdem der O. jetzt seine "Energie" für Ried woanders sucht, wäre es sinnvoll, das auf ein vernünftiges Maß zurückzunehmen.
Wir gehen sehr gerne in Ried spazieren, die Mitmenschen grüßen mit einem fröhlichen "Grüss Gott" oder auch mit einem "Grias Eich". Sehr schade finden wir bei unseren Spaziergängen, das bei etlichen Fassaden die Farben langsam verbleichen. Auch sollten bei etlichen Häusern die Fenster saniert oder ausgetauscht werden. Eigentum verpflichtet nämlich. Auch könnten wir uns vorstellen, das der gesamte Stadtplatz Autofrei werden würde, dann könnten die Gastronomen Ihren Bedienbereich massiv ausweiten. Also vom Dim Eck bis zum Eck am Rossmarkt kein Autoverkehr mehr. Dann könnten noch mehr Blumen in die Innenstadt einziehen!
In einem hat sie Recht: weniger wäre mehr, viel mehr sogar. Wie im Bild zu sehen, sind diese überdimensionalen Blumenkübel grauslich. Sie sind nicht ein Bestandteil örtlicher, gewachsener Ortsbildkultur. Und die ganze Pflasterfläche ohne optischer Gliederung sowieso misslungen. Nur, ob man das aufholen kann, was die letzten 10 - 15 Jahre versäumt wurde, da zweifle ich sehr stark. Die Leute sind schon auch auf Distanz zu diesem "Stadtbild" gegangen und haben sich woanders einen Ort zum Wohlfühlen gesucht. Ob die noch zurückgebracht werden können? Eher nein!
Die Innenstadt von Ried ist in erster Linie als Gesamtensemble reizvoll, die Fassaden der einzelnen Häuser sind bis auf weniger Ausnahmen kaum der Rede wert. Das ist auch typisch für den Inn Salzach Stil und gilt sogar für Salzburg.