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"Die geistige Farbe der Stadt Braunau ist nicht braun!"

Von Lisa Penz, 18. April 2019, 17:56 Uhr

BRAUNAU. Braunaus Geschichte soll mittels Digitalisierung aufgearbeitet werden Stadtverein ließ eine App entwickeln, die zu acht NS-Stätten in der Region führt

Maria Hafner, Egon Ranshofen-Wertheimer und Franz Jägerstätter sind große, historische Namen, die eines gemeinsam haben: Sie erblickten im Bezirk Braunau das Licht der Welt. Sie sind Personen, die für den Frieden gekämpft, Gutes getan und Zeichen gesetzt haben. An sie müsse man denken, wenn der Name Braunau falle, nicht an Adolf Hitler, sagt Obmann des Stadtvereins Braunau Ingo Engel. Und weil die geistige Farbe der Stadt Braunau nicht braun, sondern eine andere sei, habe der Stadtverein mit Fachleuten und Gemeinden zusammengearbeitet, um das Image des Bezirks zu verbessern. Entstanden ist die App "Braunau History Go", die zu acht Stationen der NS-Vergangenheit in der Region führt. "Alle Texte in der App sind faktenbasiert", sagt Florian Kotanko, der bei der inhaltlichen Gestaltung maßgeblich beteiligt war. Ziel des von LEADER Oberinnviertel-Mattigtal geförderten Projekts ist es, die Geschichte modern und zeitgemäß aufzuarbeiten. Die App wird laufend weiterentwickelt, es sollen zu den bestehenden acht Stationen (siehe rechts) auch weitere hinzukommen. Im Gespräch ist der Kriegerfriedhof St. Florian in Mauerkirchen.

Bezirkshauptmann Georg Wojak findet lobende Worte: "Eine tolle Idee, eine tolle Umsetzung und eine tolle Gelegenheit, sich mit verantwortungsbewusstem Umgang mit Geschichte auseinanderzusetzen." Die Kosten für die Realisierung beliefen sich auf 41.500 Euro, für eine englische Version werden 2000 Euro hinzukommen. Erich Marschall von der Agentur 08/17 hat die App programmiert. Viele Fachleute haben ehrenamtlich am Inhalt mitgearbeitet.

Hier lesen Sie einen Überblick über alle acht Stationen:

Innbrücke Braunau

Ausgangspunkt der historischen Tour durch den Bezirk Braunau ist die Innbrücke zwischen den beiden Grenzstädten Braunau und Simbach. 1260 soll sie gebaut worden sein, damals noch aus Holz. Mehrmals wurde sie zerstört, durch Hochwasser, Eisschollen, den Krieg, immer wieder hat man sie aufgebaut. Zuletzt wurde das Verbindungsstück zwischen Braunau und Simbach durch eine SS-Einheit am Ende des zweiten Weltkrieges in die Luft gejagt. Besondere Aufmerksamkeit kam der Brücke zuteil, als Napoleon mit Erzherzogin Marie Louise dort den Inn überquerte oder im März 1938, als Hitler seine Geburtsstadt besuchte und auf der Innbrücke jubelnd empfangen wurde.

Geburtshaus Adolf Hitler in Braunau

Am 20. April 1889 wurde Adolf Hitler geboren. Bekanntheit erlangt hat dadurch sein Geburtshaus in Braunau in der Salzburger Vorstadt 15. Das Haus hat eine lange Geschichte, Aufzeichnungen über die Besitzer gehen bis ins 17. Jahrhundert zurück. Während der Geburt Hitlers haben Franz Xaver und Helene Dafner dort ein Gasthaus betrieben. Nach Dafners Ableben führte es seine Witwe unter dem Namen "Zum Hirschen" weiter. 1912 kaufte es Josef Pommer und benannte es zum "Gasthof des Josef Pommer" um. 1938 wechselte es wieder den Besitzer, Martin Bormann ließ das Haus zu einem Kulturzentrum mit Volksbücherei umgestalten.

Erst Mitte der 50er erhielt Kreszentia Pommer als rechtmäßige Erbin die Liegenschaft gegen eine Zahlung von 150.000 Schilling an die Republik Österreich zurück, die die Liegenschaft wiederum 1977 mittels Schenkungsvertrag ihrer Tochter vermachte. Immer wieder war die Stadtgemeinde Braunau Mieter des Hauses, untergebracht waren unter anderem die Stadtbücherei oder Schulklassen. Zwischenzeitlich wurde das Haus auch an eine Bank oder Schulen vermietet. Zuletzt war die Gemeinde wieder Mieter des Hauses, die die Lebenshilfe dort unterbrachte. Wie bereits umfassend berichtet wurde, hat man die Eigentümerin mittlerweile enteignet.

Egon Ranshofen-Wertheimer

Egon Ranshofen-Wertheimer, der 1894 im Schloss Ranshofen geboren wurde, war Diplomat, Journalist, Rechts- und Staatswisschenschaftler. Er gilt als Vordenker und Wegbereiter der Vereinten Nationen. Im amerikanischen Exil kämpfte er für die Befreiung Österreichs und setzte sich für die österreichische Unabhängigkeit ein. An ihn erinnert die Skulptur "Rednerpult - The Speaker’s Desk" im Hof des Schlosses Ranshofen.

Überackern: Kriegsgefangenenlager

Fast gegenüber des "Inn-Salzach-Blickes" befindet sich ein Gedenkstein, den die Gemeinde Überackern und das Österreichische Schwarze Kreuz errichtet haben. Gedacht wird dort den Tausenden Kriegsgefangenen, die Ende April 1945 im Wald lagerten und versuchten zu überleben, bis sie Anfang Mai von amerikanischen Soldaten entdeckt, versorgt und abtransportiert wurden.

St. Radegund: Franz Jägerstätter

Franz Jägerstätter wurde 1907 in St. Radegund geboren, als Kind einer ledigen Bauernmagd. Für seine Weigerung, mit der Waffe in den Krieg zu ziehen, wurde er im Alter von 36 Jahren im Jahr 1943 hingerichtet. An der Außenmauer der Kirche in St. Radegund befindet sich das Grab von Franz und seiner Ehefrau Franziska Jägerstätter, die 2013 im Alter von 100 Jahren starb. 2007 wurde der Widerstandskämpfer seliggesprochen. In seiner Heimatgemeinde steht noch sein ehemaliges Wohnhaus. Dieses dient als Gedenkstätte und Museum. Zu sehen gibt es darin zum Beispiel die alte Stube und das Schlafzimmer des Märtyrers, Fotos, Texte und Erinnerungen.

St. Pantaleon: Mahnmal NS-Lager Weyer

Dicht an der Moosach, jenem Fluss, den die Lagerhäftlinge regulieren mussten, weist eine Granitsäule mit Bronzeskulptur darauf hin, dass auch in St. Pantaleon Schreckliches geschah. 1940 und 1941 existierten in Weyer - damals St. Pantaleon, heute Haigermoos - ein Arbeitserziehungs- und ein Zigeuner-Anhaltelager des Gaues Oberdonau. Die Inhaftierten wurden zur Moosachregulierung eingesetzt.

Die Bedingungen im Arbeitserziehungslager waren so skandalös, dass sogar die Justiz des NS-Staates gegen Lagerleitung und SA-Wachmannschaften Anklage erhob. Das Lager wurde daraufhin blitzartig geschlossen und Tage später als Zigeuner-Anhaltelager wiedereröffnet. Eine schwere historische Last für die Gemeinde, die durch Jahrzehnte verschwiegen und verdrängt wurde, bis der Gemeinderat 1999 beschloss, eine Erinnerungsstätte für die Weyer-Opfer zu schaffen.

Mauerkirchen: Maria Hafner

Als Mahnmal für den Frieden wurde 2010 der "Maria Hafner-Gedächtnispark" in Mauerkirchen eröffnet. Die Rot-Kreuz-Schwester Maria Hafner - ein Symbol für "alle guten und hilfsbereiten Menschen" - und ihre 32 Mitarbeiterinnen hatten nach Kriegsende 1945 durch ihren aufopfernden Einsatz eine humanitäre Tragödie im damaligen amerikanischen Entlassungslager an der Mattig verhindert.

Helpfau-Uttendorf: Heckenlabyrinth der Menschenrechte

"Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Wissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen." Das ist der Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948. In vielen Sprachen – rot hervorgehoben in Deutsch – steht dieser Text auf einem Bild, das Norbert Knoll in seinem Heckenlabyrinth in Uttendorf aufgestellt hat. Das Labyrinth, das einen Durchmesser von 64 Metern hat, ist naturnah gestaltet.

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Autorin
Lisa Penz
Lisa Penz
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