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Die Armut hat viele Gesichter, vermehrt auch das von Pensionisten

Von Marina Mayrböck, 18. November 2021, 06:04 Uhr
Die Armut hat viele Gesichter, vermehrt auch das von Pensionisten
Die Warenspenden werden in der Ausgabestelle sortiert und verteilt. Bild: privat

BRAUNAU / ALTHEIM. Wenn das geringe Einkommen für das teure Leben nicht reicht: Tafel und Caritas helfen

Wenn eine kaputte Waschmaschine zur Katastrophe wird, weil nicht einmal mehr Geld da ist, um den Kindern Essen zu kaufen: In diesen Armutsverhältnissen befinden sich viele Innviertler. Durch die aktuelle Inflation auf Rekordniveau wird das monatliche Geld noch knapper. Damit die Teller rund um Braunau und Altheim nicht leer bleiben, kümmert sich Konrad Promegger mit seinen zahlreichen Helfern. Um den steigenden Lebenshaltungskosten gerecht zu werden, wird die Einkommensgrenze ab Jänner angehoben (siehe Infobox).

Jeden Samstag, frühmorgens beginnend, wird alles für die Ausgabe vorbereitet und die Ware sortiert: Wurst, Obst und Gemüse, Haltbares in Konserven, Mehlspeisen, reichlich Brot, Eier und je nachdem, was gespendet wird. "Bei günstigen Aktionen oder Spenden haben wir manchmal auch Waschmittel oder Windeln im Angebot. Familien mit Kindern sind darüber sehr dankbar", sagt Prommegger. Die Warenmenge richtet sich nach Familiengröße. Im Durchschnitt sind es 88 Abholer je Ausgabetag in Braunau und Altheim zusammen. Zählt man die Familienangehörigen dazu, sind es in Summe etwa 175 Personen, die von der Tafel mit dem Notwendigen versorgt werden. Armut kennt kein Schema F, Armut kann jeden treffen. "Wir fragen nicht nach, aber manche sind froh, wenn sie uns ihr Herz ausschütten können", sagt Prommegger.

Teure Scheidung

Auffällig ist, dass zunehmend Pensionisten zur Tafel kommen. Die Mindestpension beträgt 949 Euro, abzüglich der Fixkosten für Wohnen bleiben zu wenig Euro fürs Leben übrig. Altersarmut ist häufig weiblich, sagt auch Sandra Bergwinkl von der Caritas-Beratungsstelle in Braunau. Manche Frauen haben trotz Ausgleichszulage nicht einmal die Mindestpension. Der Grund dafür liegt oft Jahre zurück: Die Frau hatte einst bei der Scheidung auf Unterhalt verzichtet, das hat negative Auswirkungen auf die Pensionsansprüche. Nachdem der Staat wenig Freude damit hat, private Verzichte zu finanzieren, fließt die Unterhaltszahlung, die nie gezahlt wurde, trotzdem in die Pensionsberechnung mit ein. "Wenn die Frauen das Geld bei der Scheidung nicht brauchen, so kann das 20 Jahre später in der Pension ein Riesenproblem sein, das ist ihnen oft nicht bewusst", sagt Sandra Bergwinkl.

Armut hat neue Gesichter

Fast 700 Erwachsene und Kinder haben die drei Caritas-Sozialberatungsstellen in Schärding, Ried und Braunau im Vorjahr unterstützt. Das ist eine Steigerung von zehn bis zwölf Prozent im Vergleich zu 2019. Männer, Frauen, Alleinerziehende, Langzeitarbeitslose, Mindestpensionisten, Kranke oder Geflüchtete: Armut hat viele Gesichter, seit Corona auch neue: Unternehmer und Erwerbstätige. "Ich kann mich nicht erinnern, dass zuvor jemals Selbstständige zu uns gekommen sind. Auch die Kurzarbeit hat bei Erwerbstätigen was ausgemacht. Plötzlich gibt es finanzielle Einbußen und keiner weiß, wie lange noch. Muss ich mir jetzt eine kleinere Wohnung suchen? Diese Unplanbarkeit ist eine enorme psychische Belastung", sagt Bergwinkl.

Das Leben am Limit kennt Prommeggers Kundschaft bestens. Die Warenspende im Wert von 25 bis 40 Euro pro Woche entlastet ihr Konto im Monat beträchtlich. Seit 2009 ist die Tafel Braunau ein eigenständiger Verein, seit zwei Jahren ist der Mininger Obmann, seit heuer gibt es auch eine Ausgabestelle in Altheim. Etwa 20 beeinträchtige Menschen aus dem Braunauer Stadtgebiet bekommen die Lebensmittel direkt zugestellt. Rund 100 Freiwillige ziehen im Hintergrund die Fäden, damit dieser besondere "Laden" läuft. Das soll so bleiben und deshalb sucht der Verein laufend rüstige Helfer in den Bereichen Lieferdienst, Warensortierung und -ausgabe sowie für organisatorische Tätigkeiten.

Der Zugang zur Tafel ist niederschwellig, "einfach kommen, Einkommensnachweis, Ausweis und Meldezettel mitbringen", sagt der Obmann und ergänzt: "Viele Menschen, für die angesichts der erhöhten Lebenshaltungskosten das monatliche Geld immer knapper wird, denken vielleicht nicht daran, dass sie von der Braunauer Tafel eine kostenfreie Lebensmittelhilfe bekommen könnten." Immer wieder werden auch Klienten vom Sozialhilfeverband, die in einer besonders schwierigen Lage sind, an die Tafel vermittelt.

Infos zu Einkommen und Tafel-Öffnungszeiten

Ausgabestelle Altheim: jeden zweiten und vierten Samstag im Monat um 14.30 Uhr im Pfarrheim Altheim (Seiteneingang durch den Garten)

Ausgabestelle Braunau: jeden Samstag ab 14 Uhr im Veranstaltungszentrum Braunau

Angepasste Netto-Einkommensgrenze gültig ab 1. Jänner 2022:
Einzelperson: 1.200 Euro
Pensionist mit Pensionsbonus (35J/40J) 1.250/1.290 Euro
Ehepaar und Gleichgestellte: 1.600 Euro
jede weitere erwachsene Person und Kinder: 290 Euro

Beihilfen sowie Überstunden und Familienbonus werden nicht angerechnet.

Weitere Auskünfte – auch bezüglich ehrenamtlicher Mitarbeit telefonisch unter 0676/6117086.

Corona: bei Abholung ist ein negativer PCR-Test erforderlich!

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Autorin
Marina Mayrböck
Redaktion Innviertel
Marina Mayrböck
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