Der Fall Energie Ried: Welche Rolle spielt Albert Ortig?
RIED. Das Verhalten des Noch-Bürgermeisters der Stadt Ried wirft Fragen auf – eine Analyse.
Bernhard Zwielehner wurde am Sonntag zu Rieds neuem Bürgermeister gewählt. Bis zur konstituierenden Sitzung, die voraussichtlich am 18. November stattfinden wird, hält Langzeit-Stadtchef Albert Ortig die Zügel in der Hand. Ortig steht in erster Linie in seiner Funktion als Generalversammlung der Energie Ried im Fokus des öffentlichen Interesses.
Wie berichtet, wird von der Staatsanwaltschaft gegen die beiden ehemaligen Geschäftsführer wegen des Verdachts des schweren Betrugs ermittelt. Es gilt die Unschuldsvermutung. Der Vorwurf gegen die ehemalige Geschäftsführung der Energie Ried lautet: Der Regulierungsbehörde E-Control sollen jahrelang falsche Daten übermittelt worden sein, um überhöhte Zahlungen zu erhalten. Dem Vernehmen nach soll der Schaden mehr als sechs Millionen Euro betragen – damit wird die Causa ein Fall für die Korruptionsstaatsanwaltschaft. Zudem droht der Energie Ried laut OÖN-Informationen eine Geldstrafe nach dem Verbandsverantwortlichkeitsgesetz, die bis zu 1,3 Millionen ausmachen kann.
Sonderstadtrat zur Energie Ried
Ein vom Rieder Bürgermeister einberufener Sonderstadtrat fand gestern Abend nach Redaktionsschluss statt. Dass Ortig in diesem eine politische Mehrheit für eine Sondergemeinderatssitzung, in der über die Abberufung der aktuellen Geschäftsführer Silke Sickinger und Anton Ecklschlager abgestimmt werden soll, erhalten könnte, galt als ausgeschlossen. Die Mitglieder des Stadtrates hatten bereits vor Sitzungsbeginn parteiübergreifend angekündigt, Ortig die Meinung sagen zu wollen: Seine Alleingänge müssten ein Ende haben. Politisch steht Ortig nach 27 Jahren als Stadtchef gegen Ende seiner Ära alleine da, Rückhalt gibt es auch aus der ÖVP kaum mehr.
Aus budgetärer Sicht ist die Situation für Ortig, der auch Finanzstadtrat ist, problematisch: Für die Sanierung der Volksschule 1 und der Roseggerschule sind laut einem Gemeinderatsbeschluss vom 10. Dezember 2,5 Millionen Euro an Zuschüssen aus Gewinnen der Energie Ried budgetiert. Gewinne wird es bis zur Sanierung der Altlasten kaum geben.
Schon früher davon gewusst?
In der jüngsten Aufsichtsratssitzung der Energie Ried wurde laut OÖN-Informationen offen diskutiert, ob Bürgermeister Ortig, der die Generalversammlung des Unternehmens darstellt, von der ehemaligen Geschäftsführung möglicherweise unter Druck gesetzt werde. Auffällig erscheint jedenfalls der zeitliche Zusammenhang zwischen dem Bekanntwerden der Affäre Anfang April und der Bekanntgabe Ortigs, bei der Wahl im Herbst nicht mehr als Spitzenkandidat zur Verfügung zu stehen: "Nein, da gibt es nicht den geringsten Zusammenhang. Ich bin von den Informationen ebenso überrascht worden wie alle anderen Riederinnen und Rieder", antwortete Ortig am 7. April 2021 auf die Frage, ob die Entwicklungen rund um die Energie Ried etwas mit seinem Nichtantreten bei der Wahl zu tun hätten. Ortig dürfte allerdings sehr wohl schon früher davon gewusst haben, wie aus einem Rathaus-Protokoll hervorgeht: Erste Informationen, dass es Ungereimtheiten im Zusammenhang mit Meldungen an die E-Control gab, hatte der Bürgermeister bereits Mitte Jänner 2021 erhalten. Der Prüfungsausschuss des Gemeinderats wollte laut diesem Protokoll übrigens bereits im Frühjahr 2021 die neuen Geschäftsführer zur Affäre befragen. Anstelle der Geschäftsführer stand Ortig den Mandataren Rede und Antwort. Diese wollten vom Bürgermeister wissen, warum er eine Befragung der neuen Geschäftsführer untersagt habe. Ortig ließ den Ausschuss wissen, die neuen Geschäftsführer müssten sich auf die Aufarbeitung der Unregelmäßigkeiten konzentrieren.
"Beteiligungsmanagement"
Fragen wirft auch das 2014 installierte "Beteiligungsmanagement" der Stadt Ried auf. Beteiligungsmanager ist seit 2014 Georg Mattes, der Finanzdirektor der Stadt. Dafür erhält Mattes per Sondervertrag ein zusätzliches Salär. Vertragliche Aufgabe wäre unter anderem das Controlling der Energie Ried gewesen. Mattes hätte also eigentlich seit Jahren Zugang zu allen internen Zahlenwerken haben müssen.
In der Sitzung des Energie-Ried-Aufsichtsrates vom 28. September wurde berichtet, dass seit 2015 sämtliche Bilanzen falsch seien und jährlich Erlöse zwischen eineinhalb und zwei Millionen Euro verbucht wurden, die nur aufgrund von manipulierten Daten eingenommen worden sein sollen.
Was hätte auffallen müssen?
Hätten dem eigens als Controller eingesetzten Mattes Ungereimtheiten auffallen müssen? Hätte er hinterfragen müssen, warum es bei der Energie Ried nicht einmal ein internes Kontrollsystem gibt? Hätte er merken müssen, dass ein Großteil der Betriebspensionszahlungen falsch verbucht sind? Auch diese Fragen werden bei den Ermittlungen noch eine Rolle spielen. Der Zusatzvertrag des Beteiligungsmanagers Mattes wurde bereits in der Gemeinderatssitzung am 19. Oktober 2017 öffentlich thematisiert. In der Sitzung wurde das Zusatzsalär des Finanzdirektors mit folgenden vertraglichen Aufgaben begründet: "Umfasst sind im Beteiligungsmanagement der Gemeinde die Punkte Beteiligungspolitik, Beteiligungsverwaltung, Beteiligungscontrolling und Mandatsbetreuung."
Die OÖN haben Bürgermeister Albert Ortig und Finanzstadtchef Georg Mattes mit den Sachverhalten schriftlich konfrontiert. Eine Antwort stand bis Redaktionsschluss noch aus.
Danke Roman und Thomas! Ihr zeigt ja fast schon "Aufdeckerqualitäten". Der Gerog Mattes ist mir auch schon eingefallen. das riecht förmlich danach, dass der auch mit drin steckt. Wäre ja auch nach Jahren noch zu hinterfragen, warum ausgerechnet der den Job des Finanzdirektors bekommen hat .... Vitamin B(eh*m????)
Vitamin B. 🤭
Nun gehen die Syste Ortig und Kurz zu Ende, beide nicht rühmlich sondern gerichtlich! Die Leute lassen sich nicht auf Dauer für blöd verkaufen. Es hat eh lange genug gedauert bis Ortig´s Art Politik zu machen aufgeflogen ist. Wünschen allen ÖVP´lern viel Spaß bei der Aufarbeitung und bin schon gespannt wie das ausgeht!
Bin nicht überzeugt davon, dass ein System zu Ende geht - in Riad zumindest nicht. Wenn dass stimmt, was in Riad so erzählt wird, dass verwandtschaftliche Verhältnisse zwischen neuer Führung der Energie Ried und Politikern bestehen, ....
Der Herr Zwielehner ist gefordert, hier schon VOR der konstituierenden Sitzung zu handeln. Das was hier möglicherweise abläuft, IST nicht richtig und man erwartet von ihm JETZT schon, dass er seine künftige Aufgabe wahrnimmt. Und es ist vielleicht auch sinnvoll, den Herrn Mattes etwas mit anderen Aufgaben zu beschäftigen. ...
Ein Controller, der eh seiner Aufgabe nicht nachkommt und sich nur ein Zusatzeinkommen einverleibt, wird keinen Sinn machen.
Reine Spezi Wirtschaft 🤗
Spezi Wirtschaft geht aber weiter. Neu GF der Energie Ried ist wiedeum Nichte von Rieder Politiker .... heisst es.
Das hört sich nicht gut an!
Das ist eben das Ergebnis von andauerndem Wegschauen und bewusstem Verschleiern von Informationen. Irgendwann kommt eben alles ans Licht und die Verantwortlichen müssen dafür geradestehen.
Und der kleine Mann darf alles bezahlen.....
Ich glaube es nicht, die Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt nun auch in Ried !? Was für ein Sittenbild gibt unsere Politik ab, erschütternd.
Hier sind einzelne Machtwerke verwickelt.
Die Rieder Politik steht geschlossen hinter Aufklärung und geht auf Distanz zu Ortigs Verschleierungsversuchen.
Deshalb fand er auch keine Mehrheit für einen Sondergememeinderatsausschuss, der sich mit der Entlassung der aktuellen Geschäftsführer befassen sollte.
Uns gegen diese einzelnen Machtpersonen wird die Wksta ermitteln. Und das ist auch gut so. Die aktuelle Geschäftsführung soll sich wieder den Kernaufgaben, nämlich den Betrieb zu führen, zuwenden können,was letztlich auch den Kunden zugute kommt.
Weiß man aus welchem Grund die neue Geschäftsführung abberufen hätte werden sollen? Das geht ja bekanntlich nur aus "gewichtigen Gründen" und müsste allenfalls "unverzüglich" erfolgen. Ansonsten würde eine solche Abberufung niemals vor Gericht standhalten.
Vielleicht, weil sie mit den Behörden kooperiert und um Aufklärung bemüht ist?
Das mag sein, aber für eine Abberufung (wie sie gesellschaftsrechtlich definiert ist) als Geschäftsführung reicht das nicht.
Genau deswegen wird der Stadtrat auch nicht für eine Abberufung sein. Eh klar, oder?
Das mutet zumindest sehr vedächtig an, dass Herr Ortig die Absetzung der „neuen Aufklärer“ so dringlich vorantreiben will!