"Der europäische Markt ist groß genug für uns"
TRYAVNA / RIED. Löffler: Geschäftsführer Otto Leodolter setzt auf die Standorte in Ried und Bulgarien
Im Herbst 2021 eröffnete der Rieder Sportbekleidungshersteller Löffler ein neues Werk in der bulgarischen Kleinstadt Tryavna. Rund 95 Näherinnen arbeiten, wie am Dienstag berichtet, derzeit in dieser Produktionsstätte. "Wir produzieren in Europa für die Europäer", sagte Löffler-Geschäftsführer Otto Leodolter bei einer Werksbesichtigung in Tryavna. In Ried beschäftigt Löffler derzeit 211 Mitarbeiter.
OÖN: Löffler ist schon seit mehreren Jahren in Bulgarien vertreten. Wie haben das Werk und die Produktion vor dem Neubau ausgesehen?
Otto Leodolter: Ab 2004 gab es eine intensive Zusammenarbeit mit einer bulgarischen Firma. Vor zehn Jahren wurde dann Löffler Bulgarien gegründet. Im Herbst 2019 haben wir mit dem Bau des neuen Werks begonnen, im Oktober 2021 sind wir eingezogen. Die vorherige Produktionsstätte war kleiner und bot Platz für maximal 80 Mitarbeiter. Jetzt haben wir Raum für insgesamt 150 Mitarbeiter geschaffen. Damit sichern wir unsere Produktionskapazitäten in Europa ab, der Standort Ried wird dadurch sichergestellt.
Was entgegnet man jenen, die kritisieren, dass man in einem der ärmsten Länder der EU auf einen Teil der Produktion setzt?
Bulgarien steht immer wieder im Fokus der Kritik hinsichtlich Arbeitsbedingungen und Löhnen, das stimmt. Unser Ansatz ist, dass wir das Konzept und die Philosophie von Löffler in Ried nach Bulgarien transportieren. Wir kommunizieren alles ganz offen, stellen gute Arbeitsbedingungen sicher und zahlen weit über dem bulgarischen Durchschnittslohn. Wir zahlen derzeit monatlich 522,50 Euro brutto, dazu kommt noch ein Weihnachtsbonus. Die Mitarbeiter in Bulgarien sollen zudem am Löffler-Unternehmensgewinn beteiligt werden.
Wäre für Löffler ein Überleben am Sportbekleidungsmarkt ohne Produktion im Osten überhaupt möglich?
Nein. Das würde sich betriebswirtschaftlich nicht ausgehen, zudem würden wir in Ried nicht so viele Näherinnen finden.
Wie oft sind Sie selber in Bulgarien vor Ort, und wer leitet das Werk?
Ich bin durchschnittlich einmal pro Monat für zwei oder drei Tage in Tryavna. Ich habe mit Angel Leonov einen zuverlässigen Werksleiter vor Ort, mit dem ich alle wichtigen Themen abstimme. Ich besuche in Bulgarien auch unsere Lohnpartner sehr regelmäßig, um mir vor Ort ein Bild zu machen.
Stichwort Lohnbetriebe: Löffler kauft viele Näharbeiten in Bulgarien, Tschechien, der Slowakei und Bosnien zu. Von welchem Ausmaß sprechen wir hier?
Derzeit beträgt die Quote der Näharbeiten bei unseren externen Partnern rund 65 Prozent. Anders wäre das mit dem derzeitigen Wachstum nicht zu schaffen. Das Unternehmensziel, rund 75 Prozent dieser Arbeiten in den beiden Werken in Ried und Tryavna selber abzuwickeln, scheint in näherer Zukunft nicht erreichbar zu sein. Für uns ist aber klar, dass wir nur in Europa produzieren. Wir pflegen mit unseren Lohnpartnern eine sehr enge und oftmals langjährige Zusammenarbeit. Wir machen regelmäßige Schulungen vor Ort, es gibt einen laufenden Austausch und Qualitätskontrolle. Es geht für uns um eine saubere Produktion, gute Arbeitsbedingungen und faire Löhne. Schon bald werden wir den überwiegenden Teil unserer Kollektion mit dem Öko-Tex-Label "Made in Green" versehen können. Das Thema Nachhaltigkeit spielt bei uns schon lange eine große Rolle und hat auch in der Zukunft Priorität.
Wie schwer hat die Corona-Pandemie das Unternehmen Löffler getroffen?
Glücklicherweise so gut wie gar nicht. Zu Beginn der Pandemie produzierten wir Masken, waren also systemrelevant und mussten die Produktion nicht stoppen. Da wir ausschließlich in Europa produzieren, waren wir auch nicht von Lieferproblemen aus Asien betroffen. Der Boom im Rad- und Outdoorbereich hat uns zudem in die Karten gespielt. Wir konnten den Umsatz in den vergangenen zwei Jahren sogar um rund 15 Prozent steigern, im Geschäftsjahr 2021/2022 lag er bei rund 34 Millionen Euro.
Stichwort Fachkräftemangel: Wie schwer ist es, Näherinnen für die Werke in Österreich und Bulgarien zu finden?
Leicht ist es nicht, weder in Ried noch in Tryavna. Wir sind laufend auf der Suche und würden sofort 15 Mitarbeiter aufnehmen.
Gibt es Pläne, den Exportmarkt zu erweitern?
Nein, der europäische Markt ist groß genug für uns. Wir wollen innerhalb unseres Kontinents weiter gesund wachsen, um uns wichtige Investitionen leisten zu können. Natürlich wollen wir dabei ordentliche unternehmerische Gewinne erzielen.
2023 feiert Löffler den 50. Geburtstag. Mit welchen Zielen gehen Sie in die kommenden Jahrzehnte?
Wir haben einen Zehn-Jahres-Plan, mit dem wir 2021 begonnen haben. Unser Ziel ist kontinuierliches Wachstum. Wir wollen den Standort in Ried unter Einhaltung unserer Nachhaltigkeitsziele eindeutig und langfristig absichern. Dazu wird es notwendig sein, die Technik weiter auszubauen, um erfolgreich in der Textilbranche überleben zu können. An unserer Philosophie werden wir nichts ändern: Wir sind eine österreichische Firma, die in Europa für Europäer produziert. Das wird so bleiben.