Christian Heinle besonders gefordert: Plötzlich Bundesliga-Trainer auf Zeit
RIED. Der Interimstrainer will mit der SV Ried in den kommenden Wochen überraschen.
"Im Fußball passieren Dinge oft sehr rasch und völlig unerwartet", sagt Christian Heinle bei einem Gespräch in seinem vorübergehenden Trainerbüro im Trainingszentrum der SV Guntamatic Ried. Vorübergehend deshalb, weil Cheftrainer Andreas Heraf auf unbestimmte Zeit wegen eines medizinischen Eingriffs an den Stimmbändern pausiert. Bis Heraf wieder fit ist, liegt die Verantwortung bei Heinle.
Dem 36-jährigen Grieskirchner liegt der Fußball im Blut, das merkt man bei jedem Wort, wenn er über seine Fußballphilosophie spricht. "Es gibt grundsätzlich vier Phasen des Spiels: das Spiel mit und gegen den Ball sowie die Umschaltphasen nach Ballgewinnen und -verlusten. Ich will, dass wir in jeder dieser Spielsituationen einen ganz klaren Plan haben und so wenig wie nur irgendwie möglich dem Zufall überlassen, dafür arbeiten wir im Trainerteam extrem intensiv", sagt Heinle. Für ihn ist vor allem das Spiel mit dem Ball besonders wichtig, akribisch wurden die Abläufe in der zweiwöchigen Länderspielpause geübt.
"Wir wollen mehr Torchancen kreieren, das geht nur, wenn wir häufiger den Ball haben. Es ist mir klar, dass wir gegen die Top-Mannschaften der Liga weniger Ballbesitz haben werden. Aber es ist so, dass jedes Kind, das mit dem Kicken beginnt, lieber den Ball hat, als diesem nachzulaufen", sagt Heinle und lächelt.
Grundsätzlich ist das ein anderer Ansatz als jener von Heraf, der lieber auf eine stabile Abwehr, Umschaltfußball und Standardsituationen setzt. Ein Widerspruch sei das nicht, im Gegenteil, wie Heinle erklärt: "Wenn Andreas Heraf hoffentlich bald topfit zurückkommt, gibt es ein weiteres Fundament, auf dem wir aufbauen können. Etwas, worauf Heraf und das Trainerteam dann zurückgreifen können. Dadurch werden wir hoffentlich noch flexibler", sagt Heinle. Eine Vorgabe des derzeit fehlenden Cheftrainers in der taktischen Ausrichtung gebe es nicht. "Wir haben derzeit keinen Kontakt, am wichtigsten ist, dass Heraf sich möglichst gut regenerieren kann und mit voller Energie zurückkommt", sagt Heinle.
Video: Interview mit Christian Heinle
Von Bank auf Trainerbank
Der sportliche Aufstieg des Grieskirchners bei der SV Ried in den vergangenen rund zweieinhalb Jahren ist mehr als beachtlich. Anfang 2019 stieg Heinle, der 13 Jahre lang bei einer Bank tätig war, im Marketing der SV Ried ein, nebenbei trainierte er den OÖ-Ligisten Grieskirchen. Im Juli 2020 wurde Heinle Trainer bei der zweiten Mannschaft, den Jungen Wikingern, im Sommer wechselte er als Co-Trainer zu den Profis, wo er seit Ende September als Interimstrainer der sportliche Chef auf Zeit ist.
"Mir ist es wichtig, mit allen Spielern offen und ehrlich umzugehen, das erwarte ich mir umgekehrt genauso. Jeder soll Spaß an der Arbeit haben, dafür brauchen wir ein positives Klima. In den Trainingseinheiten, bei den taktischen Besprechungen und Videoanalysen erwarte ich von allen vollen Einsatz und Konzentration", sagt Heinle, dem der Verein nach Herafs Rückzug auf Zeit das volle Vertrauen ausgesprochen hat: "Die sportliche Leitung mit Thomas Reifeltshammer und Wolfgang Fiala, Geschäftsführer Rainer Wöllinger und Präsident Roland Daxl haben mir gesagt, dass ich die Mannschaft während der Abwesenheit von Heraf übernehmen soll, weil es die Situation erfordert und der Verein voll und ganz hinter mir steht. Durch dieses mir entgegengebrachte Vertrauen habe ich nicht lange überlegen müssen", sagt Heinle.
"Spiele werden schwer"
Die kommenden Aufgaben werden für die Rieder alles andere als leicht, im Gegenteil: Am morgigen Sonntag gastiert die SV Ried bei Sturm Graz, das weitere Programm: Austria Wien (auswärts), Sturm (auswärts, Cup) und Salzburg daheim. "Die kommenden Partien werden sehr schwer, das liegt auf der Hand. Trotzdem fahren wir nach Graz und wollen dort nicht nur in der Entwicklung einen Schritt nach vorne machen, sondern punkten. Dafür wollen wir einen mutigen Auftritt hinlegen und werden versuchen, selber nach vorne zu spielen", sagt der 36-Jährige. Dabei würde den Riedern vor allem der Einsatz von Offensivspieler Ante Bajic, der seit Mitte August wegen eines Muskelfaserrisses fehlt, gut tun.
"Ich hätte ihn gerne dabei, er kann den Unterschied ausmachen. Ob er im Kader ist, wird sich aber erst nach dem Training am Samstag entscheiden. Ich hoffe, dass es sich ausgeht", sagt Heinle. Zudem ist der Einsatz von Murat Satin wegen einer muskulären Oberschenkelverletzung noch fraglich.
Das ist zu euphorisch. Die SVR war immer dann stark wenn Fussball gearbeitet und auch defensiv gespielt wurde.
Schon wieder ein Trainer, der GEGEN denn Ball spielen läßt. Das einzig Logische ist doch, MIT dem Ball spielen; bestenfalls gegen den Ball TRETEN, damit er in's
Tor fliegt oder rollt oder hüpft.