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Braunauer will den Pfeifton im Ohr dämpfen

Von Magdalena Lagetar, 05. November 2020, 13:04 Uhr
Braunauer will den Pfeifton im Ohr dämpfen
Klaus Grübl mit seinem Forgtin, mit dem er seinen Tinnitus nach 19 Jahren loswerden konnte Bild: Forgtin

BRAUNAU. Tinnitus-Hilfe durch einen Bügel am Ohr. Eine klinische Studie soll die Wirksamkeit bestätigen.

19 Jahre lang litt Klaus Grübl an einem Tinnitus. Weil er glaubte, der Tinnitus werde leiser, wenn er einen bestimmten Punkt am Ohr drückt, bastelte er eine Vorrichtung. Zunächst am Brillenbügel. Sein Tinnitus verschwand. Jetzt will er anderen helfen und bringt mit seinem Star-Up "Pansatori" ein zertifiziertes Medizinprodukt auf den Markt. Eine klinische Studie soll die ersten Erfolgsergebnisse bestätigen.

Braunauer Warte: Sie haben selbst 19 Jahre lang einen Tinnitus gehabt. Wie haben Sie damit gelebt?

Klaus Grübl: Da war plötzlich dieser unendliche laute Ton, der nicht weggehen wollte. Eine Woche Krankenhausaufenthalt, bei dem alles probiert worden ist, hat nicht geholfen. Nach drei bis sechs Monaten ist man austherapiert und gilt als chronischer Tinnituspatient. So war das bei mir. Das bedeutet, es gibt nichts, das hilft. ‘Damit müssen Sie leben lernen’ hat man mir gesagt. Das gemeine daran ist, dass der Tinnitus immer lauter wird. Das hängt mit einem Lernprozess im Gehirn zusammen. Der synaptische Knoten im Gehirn, eine Art Verteiler, wird mit der Zeit immer größer und damit immer schneller. Das ist auch so beim Sprachenlernen und eben auch beim Phantompfeifton im Kopf. Wenn ich mit dem Forgtin arbeite, führt das so zu sagen zu einem Vergessen.

Drei Druckpunkte am Ohr zu stimulieren soll dabei helfen, den Pfeifton zu vergessen. Wie kamen Sie auf die Idee, dass das funktionieren könnte?

Sie gehen zu einem Osteopathen, der drückt Akkupressurstellen und das hat eine kurzzeitige Wirkung. Die Klammer macht, dass keiner mitgehen muss, um mir dauernd auf diese Stellen zu drücken (lacht).

Wie haben sie die drei Punkte gefunden?

Ich habe jahrelang diesen Ton im Ohr gehabt. Und irgendwann bin ich draufgekommen, wenn ich mein Ohr sozusagen manipuliere, also bestimmte Punkte länger drücke, dann wird er leiser. Dann habe ich mir auf meine Brille etwas aufgebaut. Die Leute haben mich gefragt, ob meine Brille leicht gebrochen ist. Nein. Das war ein Experiment. Und es hat geklappt, der Tinnitus wurde leiser. Die Ärzte meinten, Glück gehabt, aber das könne man nicht reproduzieren. Damit wollte ich mich nicht zufrieden geben. Also habe ich mir eine lerntechnische Begründung überlegt, habe das patentieren lassen und im Zuge dessen wollte ich das mit anderen ausprobieren.

Eine nicht-klinische Studie?

Ja, ich habe das mit einem befreundeten Arzt aus dem Mühlviertel gemacht. Der hat 20 chronische Tinnituspatienten gefragt, ob sie das ausprobieren wollen. Die haben zusätzlich jeden Tag morgens und abends in eine Online-Datenbank einmelden müssen, wie laut und wie belastend der Tinnitus ist, ob sie den Bügel tragen und persönliche Bemerkungen machen. Damit wir halt Einflussfaktoren im Blick haben. Bei manchen dauerte es nur 14 Tage, bei anderen länger, aber bei allen Teilnehmern ist der Tinnitus leiser geworden! Bei 30 Prozent sogar so gut wie nicht mehr hörbar. Das hat mich bestärkt.

Ihr ForgTin ist schon ein CE-zertifiziertes Medizinprodukt. Wie lange war der Weg dorthin?

(lacht). Ich habe mich an die Start-Up-Förderung "tech2b" gewandt und denen das vorgeschlagen, ich wurde auch aufgenommen. Ein oberösterreichisches Unternehmen hat mich dann bei der Zertifizeriung begleitet. Was soll ich sagen: Regulatorische Rahmenbedingung ohne Ende. Ein halbes Jahr intensivstes Arbeiten und im August sind wir fertig geworden. Jetzt sind wir im Medizinprodukteregister, jetzt darf ich den Bügel in der EU vertreiben. Danach folgte der Homepageauftritt und Produzenten wurden gefunden.

Das Gerät wird mittels 3D-Druck hergestellt, wo?

Der obere Teil ist aus Edelstahl in 3D gedruckt. Das hat so eine komplexe Geometrie, die könnten wir nicht nachbauen. Ein deutsches Unternehmen stellt das her, die Silikonsofttouch-Elemente machen die auch, das wird mit Wacker Silikon gemacht! Gedruckt wird es in der Nähe von München. Das ist das weltweit erste Produkte in 3D, das in Großserie geht. Vor kurzem bekamen wir die ersten 1500 Stück.

Jetzt folgt eine klinische Studie, wie läuft das ab?

Die Studie wurde bei der Ethikkommission der Kepler-Uni eingereicht. 35 Teilnehmer, zehn Monate. Eine Gruppe arbeitet die ersten drei Monate damit, die andere nicht. Dann drei Monate "wash-out", keiner hat’s. Danach wird gewechselt und dann hat’s die eine und die andere nicht und zum Schluss alle miteinander. Die Studie begleitet ein OÖ-Studiendesignunternehmen. Das ist nicht mein Fachgebiet. Aber ich bin schon gespannt, was sich alles herausstellen wird. Wichtig ist ja die seperaten App zum Bügel dazu.

Warum?

Das Helfende, das nicht Alleinlassende ist ganz wichtig. Die App sollen die Probanden täglich zweimal aktualisieren, die Daten eingeben. Wie laut ist es? Wie belastend? Wie geht’s dir heute emotional? Wie verspannt bist du? Was gibt es sonst? Dann sehen die Menschen die Verlaufskurve, die optimistisch stimmen soll. Und es gibt auch allgemeine Tipps. Das ist eine Erstversion, in der zweiten sollte künstliche Intelligenz integriert werden, die persönlich aufgrund dieser Daten Tipps und das Gefühl gibt, es gibt jemanden, der dich begleitet.

Es gibt ja viele Heilversprechen...

Es gibt viele obskure Methoden im Internet, aber keine einzige von diesen "Heilmethoden" hat es bis zu einer klinischen Studie gebracht. Wir sind da einzigartig.

Was heißt eigentlich Forgtin?

Forget Tinnitus!

Warum Forgtin funktionieren soll

Der Bügel wird tagsüber dauerhaft am Ohr getragen. Er stimuliert drei wesentliche Druckpunkte. Diese Druckstimulierung setzt einen „Verlernprozess“ in Gang, der das neuronale Dauerfeuer im Gehirn reduziert und somit zu einem Vergessen des chronischen Tinnitus führen soll. Klaus Grübls Tinnitus ist laut eigenen Aussagen verschwunden. „Der Bügel wird mich aber weiter begleiten“, sagt er. Vor allem, wenn es zu Stresssituationen komme.

Derzeit läuft eine zehnmonatige klinische Studie, die im August 2021 beendet werden soll. Klaus Grübls Start-Up „Pansatori“ bringt den Bügel aber schon vorher auf den Markt. Klaus Grübl ist von der Wirksamkeit überzeugt.
Mehr Informationen gibt es online unter forgtin.com

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Autorin
Magdalena Lagetar
Redaktion Innviertel
Magdalena Lagetar
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