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Im Gesamten war es ein Gewinn

15. April 2021, 00:04 Uhr

Wenn man alt genug ist, blättert man in vergilbten Fotos und entdeckt längst verstorbene Freunde oder ist auf das eine oder andere Foto noch heute stolz – wie damals als es gemacht wurde.

Mir ging es so beim Foto mit Architekt Clemens Holzmeister am Stadtplatz von Braunau mit dem Torturm im Hintergrund. Das war vor 50 Jahren. Ich war frischgefangener Baudirektor der Stadt, noch ungeschickt in diesem Amt. Bürgermeister Fuchs überfiel mich gleich mit einer Aufgabe: "Das Projekt des neuen Finanzamtes läuft ohne Wettbewerb schief, es passt nicht in die Altstadt. Der Entwurf der Landesbaudirektion ist ein gesichtsloser Kasten. Vielleicht fällt Dir dazu etwas ein – ich habe es jedenfalls satt."

Dass das dürftige Projekt nur eine bedeutende Architektenpersönlichkeit umgestalten kann, war mir klar und ich erinnerte mich an Professor Holzmeister, in dessen Bauhütte beim Bau des Parlaments in Ankara ich als Student praktizieren durfte. Er sagte zu! In seiner überzeugend souveränen Art beruhigte er den Bürgermeister und stellte einen Entwurf in Aussicht: endlich ein stadtplatzseitiger Giebel statt dem flachen Dach und eine Fassadengestaltung, die einem Finanzamt geziemt – zur Krönung der Bundesadler. Wenn auch die innseitige Fassade mit niedrigen Grabendächern etwa gleich blieb, war es trotzdem im gesamten ein Gewinn.

Professor Holzmeister hat seinen gewonnenen Bezug zu Braunau weiter gepflegt: Eine Ausstellung seiner exzellenten Aquarelle folgte und zu seinem 90sten Geburtstag hat die Gruppe FIRESÜ im ehemaligen Chorherrnstift Ranshofen die Holzmeister-Linde gepflanzt. Als Geburtshelfer Bürgermeister Hermann Fuchs.

Heute ist das Gebäude im Besitz der Bundesimmobiliengesellschaft und vom Finanzamt gemietet. Nichts drängt den Eigentümer, am Gebäude groß etwas zu verändern, aber in weiteren fünfzig Jahren wird wohl ein Wettbewerb für die Gestaltung dieser so heiklen Ecke des Stadtplatzes ins Haus stehen müssen. Mag sein, dass man sich dann erinnern wird, dass auch am unteren Stadtplatz immer ein Tor als die "Haustür" zum Stadtplatz gestaltet war.

Rainer Reinisch, ehemaliger Stadtbaudirektor, Architekt, Künstler und Autor aus Braunau.

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