Wenn ein Biologe Bürgermeister wird
NEUKIRCHEN. Hannes Prillhofer (SPÖ) hat interessante Berufe, aber ein nüchternes Verhältnis zum Büro.
Erst seit gut drei Jahren ist Hannes Prillhofer Bürgermeister. Exakt sieben Neukirchner haben ihm mit ihrer Stimme die knappe Mehrheit gesichert. Im Büro hat der 46-jährige SPÖ-Politiker kaum etwas verändert; ein paar Familienfotos, das neue Gesunde-Gemeinde-Rollup, sonst alles eher nüchtern, sachlich, überschaubar.
"Es ist ein Arbeitszimmer. Ich will es noch wohnlicher gestalten, wenn ich länger Bürgermeister bleibe. Ich habe noch keine Zeit gefunden. Und ich fühle mich wohl hier", sagt er. Gewissermaßen hat er die Portierloge im Gebäude mit Fenstern zum Hof. Sein Büro liegt direkt hinter der Eingangstür links, durch die Fenster hat der Bürgermeister den vollen Überblick über den Dorfplatz, den Parkplatz und die Zufahrtsstraße.
Eine Grille zur Beobachtung
"Ich war europaweit der Erste, der ein Fenster in eine Grille eingebaut hat", ergibt sich ein ganz überraschender Anknüpfungspunkt zu Prillhofers Erstausbildung. Richtung Umweltschutz wollte er tätig sein und hat sich während des Biologie- und Zoologie-Studiums auf Verhaltensforschung und Insektenkunde spezialisiert, das Fenster im Insekt diente zur Beobachtung. "Wenn ich im Büro eine Spinne finde, trage ich sie hinaus ins Freie", erklärt er. Ihn würden die Achtbeiner als Bürogenossen ja nicht stören, aber Besucher vielleicht schon. Der Kontakt zu den Menschen ist ihm wichtig, auf den neuen, großzügigen Dorf-Park ist er stolz.
"Über das Umwelt-Thema bin ich in den Gemeinderat gekommen", benennt er einen roten Faden in seinem Leben. Die Aktivitäten der "Gesunden Gemeinde", für die sich auch seine Frau Barbara Prillhofer-Lutz engagiert, sind ihm deshalb ein großes Anliegen, das auch hinten im schlauchartig angelegten Büro sichtbar wird.
Ein Tintenfass als Erbstück
Vor der Werbetafel steht ein eher bemitleidenswert aussehender Benjamin im Blumentopf: "Den habe ich zur Pflege hier, er treibt schon wieder aus", lacht der Bürgermeister.
Pflegen ist sein Zweitberuf, den er noch immer ausübt. Gleich nach dem Studium habe ihn der damalige Neukirchner Pfarrer Horst Watzinger auf diesen Beruf aufmerksam gemacht, erinnert sich Prillhofer. Sofort habe er mit der Ausbildung begonnen, seit 14 Jahren hat er nun eine eigene Praxis in Simbach. Er sieht Verbindungen zwischen seinen Berufen, aber nicht nur: "In beiden Aufgaben bin ich für Menschen da und fast immer am Handy erreichbar, für die Bürger und für meine Patienten. Aber ich trenne die beiden Funktionen räumlich und terminlich sehr stark", erklärt der Neukirchner "Ureinwohner", der auch Mühlviertler Gene in sich trägt.
"Mein Urgroßvater war Bürgermeister in Lembach. Das Tintenfass auf meinem Schreibtisch ist ein Erbstück von ihm und es ist mir sehr wichtig", sagt Hannes Prillhofer. Für seine Amtsführung hat er ein Motto: "Zuhören können ist wichtiger, als Reden zu schwingen." Zeit für die Familie nimmt er sich auch. "Meinen Sohn ins Bett bringen, gemeinsam frühstücken", das sei ihm wichtig.
Neukirchen
Einwohner: 2134 Haupt- und 64 Nebenwohnsitze
Gemeindeamt: Ein Wirtshaus war das 1858 erbaute Gebäude, das das Ortszentrum optisch dominiert. 2003 wurde das Haus renoviert und um einen modernen Anbau (Musikschule) erweitert. Zur Gemeinde gehört auch ein Teil des Industriegebiets bei Ranshofen.
Hannes Prillhofer (46) hat Biologie und Zoologie studiert, ist ausgebildeter Heilpraktiker und führt mit Ehefrau Barbara eine Praxis in Simbach. Die beiden haben einen Sohn. Hannes Prillhofer zog 1997 für die SPÖ in den Gemeinderat ein, 2000 wurde er Fraktionsvorsitzender und im Dezember 2010 mit 50,3 Prozent der Stimmen zum Bürgermeister gewählt.