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Totengräber müssen auch Humor haben

Von Von Brigitte Plasser   14.Oktober 2010

Wenn sich Totengräber zusammensetzen, dann wird in erster Linie übers Geschäft gesprochen. Wie viele Bestattungen zu bewältigen waren, auf welche „Überraschung“ man beim Graben stieß ... So war es auch bei der Jahreshauptversammlung in Neukirchen, der ein Dankgottesdienst vorangegangen ist. Die Warte war dabei und mischte sich an den Tischen ins Gespräch.

Es gab Zeiten, in denen Leichensäcke aus Plastik verwendet wurden. Da konnte keine Verwesung stattfinden. So konnte es vorkommen, dass einen beim Öffnen der Gräber Leichname mit offenen Augen anstarrten. Das belastet die Seele.

Gar nicht leichenblass

„Wenn man dann davon träumt, muss man aufhören, das hält man nicht lange aus“, sagt Franz Plackner. Er ist Schriftführer des Vereins. Belastend empfinden die Totengräber ihre Arbeit vor allem, wenn Kinder gestorben sind.

Die Männer und Frauen, die zum Treffen kamen, sind keine leichenblassen Gestalten im schwarzen Anzug, wie man sie aus Filmen kennt. Die meisten kamen in Tracht und bewiesen, dass sie den Humor keinesfalls zu Grabe getragen haben. Und sie haben ihn reichlich, die „Tiefbauingenieure“, „Boandlkramer“ und „Versenkungsräte“, wie die Spitznamen lauten.

Ohne Humor könnten sie diese Arbeit erst gar nicht machen. „Manchmal wird man beim Wirt blöd angeredet, Leichenfledderer und so ... Da sag ich dann einfach: Di bring i a nu unter d Erdn“, sagt einer – und meint das natürlich streng dienstlich ... Jeder weiß, dass das Leben ein Ablaufdatum hat. Aber über den Tod wird heutzutage nicht gerne gesprochen. Diese Erfahrung machen auch die Totengräber.

Taktgefühl und Kraft

Für sie ist die Thematik alltäglich. Sie bereiten die letzte Liegestatt und erweisen die letzte Ehre. In diesem Geschäft braucht man Taktgefühl und Muskelkraft, besonders im Winter. Auch wenn es heute Kleinbagger gibt. Trotzdem ist auf vielen engen Friedhöfen weiterhin Handarbeit nötig. Umso erstaunlicher, dass ganz verschiedene Menschen diesen Beruf ausüben.

Junge Männer wie Christian Sax, der für Friedburg, Lengau und Heiligenstatt zuständig ist, und Maria Neuhauser, eine der ältesten Totengräberinnen, die in Auerbach arbeitet, waren beim Treffen. Und Anita Hötzenauer, die in den fünf Gemeinden Burgkirchen, Mining, Mühlheim, Neukirchen und Uttendorf Architektin der letzten Ruhestätte ist. Die Mutter von drei Söhnen erklärt: „In meiner Verwandtschaft gab und gibt es Totengräber. Ich habe oft mitgeholfen und bin so zu dieser Arbeit gekommen. Heute helfen mir manchmal auch meine Buben“, sagt die junge Frau.

Die Erde und die Gesetze

In den meisten Gemeinden wird die Nachfolge so geregelt, obwohl es immer schwieriger wird, Nachfolger zu finden. Ein Totengräber ist im Todesfall Bindeglied zwischen Gemeinde, Pfarre und Gesetzgeber. Er muss nicht nur über die Bodenverhältnisse Bescheid wissen, sondern auch gesetzliche Vorgaben einhalten. „Gestorben wird immer. Die Arbeit wird nie ausgehen, auch wenn jetzt Einäscherungen modern geworden sind. Wir sind ja nicht nur fürs Graben zuständig, sondern kümmern uns auch um viele organisatorische Dinge“, erklärt Franz Plackner.

Sterben? Nur im Fernseher

Auch die Totengräber beschäftigt, wie die Gesellschaft mit dem Sterben umgeht: Einerseits stehen Wellness und ewige Jugend im Mittelpunkt, der Tod wird verdrängt. Andererseits wird virtuell so viel gestorben wie noch nie – täglich mehrmals bei Fernsehkrimis und in Computerspielen.

Die Totengräber hatten aber auch ganz normale Dinge zu besprechen, etwa die Bemühungen um eine Standesvertretung. Ihr Berufsstand ist nicht offiziell anerkannt. Es gibt das Bestreben, eine Vertretung in der Wirtschaftskammer einzurichten. Noch gibt es diese aber nicht. Der Verein der Totengräber vertritt derzeit die Interessen. Mehr Mitsprache, etwa bei neuen Gesetzen, wünschen sich manche Totengräber. Doch eine bundesweit einheitliche Vertretung gibt es bislang nicht.

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