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„Sprache ist für mich ein Werkzeug, mit ihrer Hilfe schaffe ich Welten“

Von Marina Huber, 15. November 2012, 00:04 Uhr
„Sprache ist für mich ein Werkzeug, mit ihrer Hilfe schaffe ich Welten“
Ludwig Laher liest am kommenden Dienstag aus seinem neuen Buch »Kein Schluss geht nicht« in Burgkirchen. Bild: K. Laher

SANKT PANTALEON/BURGKIRCHEN. Autor Ludwig Laher aus St. Pantaleon präsentiert sein neues Buch „Kein Schluss geht nicht“ in Burgkirchen.

Ludwig Laher ist einer der vielseitigsten Autoren in diesem Land. Von Schlüssen, solche wie dem Tod oder anderen Enden, und solchen, die gezogen werden, handelt sein neues Buch „Kein Schluss geht nicht“. Zur Eröffnung der neuen Bibliothek der Gemeinde Burgkirchen liest der Autor aus St. Pantaleon am Dienstag, 20. November, um 20 Uhr im Kultursaal der Volksschule.

 

Warte: Sie spielen sehr viel mit Sprache, zerlegen damit Alltägliches. Man hat den Eindruck, Sprache ist ein Instrument, ein Werkzeug, mit dem Sie Wörter auseinandernehmen und neu zusammenbauen. Es ist offensichtlich, dass Sprache für Sie mehr ist als Mittel zum Zweck.

Ludwig Laher: Sprache ist viel für mich. Sie ist zunächst einmal mein Werkzeug, mit ihrer Hilfe schaffe ich Welten. Das machen aber nicht nur Schriftsteller: Sprache schafft grundsätzlich Wirklichkeiten. Damit kann sie auch Waffe sein und gefährlich. Je selbstverständlicher man sie nimmt, je lieb- und phantasieloser man mit ihr umgeht, desto weniger Sensorium hat man für diese Gefahr. Ich werbe mit meinem Schreiben für einen bewussteren Umgang mit Sprache, aber auch für einen lustvollen. Mit dem erhobenen Zeigefinger hat das nichts zu tun.

Was sagen Sie denn zur modernen Jugendsprache, gemeint sind die SMS-Sprache und die Textgestaltung im Chat? Diese muss für Sie ja furchtbar sein?

Ja und nein. Nein, weil es sich dabei offensichtlich um funktionelle Codes handelt, die – der technischen Entwicklung angepasst – Kommunikationsbedürfnissen entsprechen. Mit Jugend bringt man das im Moment deshalb in Zusammenhang, weil ältere Leute, damit nicht aufgewachsen, oft eine Abneigung dagegen haben. Aber das wird sich mit der Zeit ändern. Eigentlich ist es kein Jugendphänomen, sondern eine Kulturrevolution. Ja, weil zu fürchten steht, dass viele Leute darin nicht eine zusätzliche Ausdrucksmöglichkeit sehen, sondern differenziertere Formen schnell als anstrengend wahrnehmen und sich mit einer sehr reduzierten Sprache begnügen, die allzu schnell reduziertes Denken zur Folge haben kann.

In Ihrem neuen Buch geht es viel um Schluss, Ausschluss, Schlüsse ziehen. Welcher Schluss war für Sie eine Erleichterung oder Befreiung?

Viele. Sowohl Erkenntnisse, die berühmten Aha-Erlebnisse, als auch Enden: das Aufwachen nach einem unangenehmen Traum; die Matura; der Ent-Schluss, das Schreiben zu meinem Hauptberuf zu machen, eine große und befreiende Zäsur in meinem Leben.

Gegenfrage: Welcher war schmerzhaft?

Viele. Auch da Erkenntnisse wie Enden. Manchmal sogar gleichzeitig wie nach dem Ende meiner ersten langjährigen Beziehung zu einer Frau. Der Trennungsschmerz, aber auch die Erkenntnis, ein Lebens- und Liebenskonzept hinterfragen zu müssen.

Kein Schluss geht nicht. Verzeihen Sie mir die saloppe Frage, aber wie viel Wahrheit steckt in ‘Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei’?

Endlichkeit ist ein großes Menschheitsthema. Natürlich hat alles ein Ende, wenn man, wie ich, die Heilsversprechen der meisten Religionen als Wunschdenken auffasst.

Spielen Sie in einem Ihrer Essays die Hauptrolle? Verdachtmomente gibt’s schon, finde ich.

Wenn ich in den Essays das Wort ‚Ich’ verwende, können Sie davon ausgehen, dass die reale Person Ludwig Laher dahintersteckt. In den Erzählungen und Kurzgeschichten dagegen ist es ein Kurz-Schluss, das erzählende Ich und mich gleichzusetzen.

Sie verwenden die alte Rechtschreibung. Mögen Sie die neue nicht?

Ich bin gebeten worden, als einer von neun Österreicherinnen und Österreichern im Rat für deutsche Rechtschreibung das Chaos der Reform 1996 aufzuarbeiten. Das gelingt ganz gut, die ärgsten Dummheiten, etwa in der Getrennt- und Zusammenschreibung, sind beseitigt. Ich warte, bis 2016 die letzten Anpassungen passieren. Manche Bücher, die 2005 erschienen, schauen, was die Rechtschreibung anlangt, nämlich jetzt schon alt aus, wenn da ‚tut mir Leid’ steht oder ‚Plastik verschweißte Bücher’.

‘An einer exponierteren Stelle’ handelt von einer Zigeunerfamilie. Sie sind Mitbegründer des Vereins Erinnerungsstätte Lager Weyer. Aktuell gibt es wieder Diskussionen um Hitlers Geburtshaus. Was soll Ihrer Meinung nach mit dem Haus passieren?

Abreißen wäre letztklassig, ein dummer Verdrängungsakt. Geburtsorte sind Zufall, aber symbolisch aufgeladen. Wenn Marktl mit dem Papst, der als Kleinkind samt den Eltern wegzog, Geschäfte macht, ist das die andere Seite derselben Medaille. Braunau täte gut daran, einen offensiven Zugang zu wählen. Das Konzept ‚Haus der Verantwortung’ überzeugt mich da am meisten.

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