Hitlerhaus: Kunstgalerie oder Veteranenmuseum?

17.Dezember 2009

Vom italienischen Corriere della Sera über den Daily Telegraph bis zur Hindustan Times widmeten sich in den vergangenen Wochen unüberschaubar viele Zeitungen, Zeitschriften und Online-Medien der Zukunft des Hitler-Geburtshauses in der Salzburger Vorstadt.

Die meisten berichteten vom angeblich bevorstehenden Verkauf um 2,2 Millionen Euro und vom Geldmangel der Stadt, die das Haus gerne erwerben würde. Einige Medien schreiben, die Gefahr sei groß, dass Nazis daraus eine Gedenkstätte machten.

Konkrete Vorschläge für die künftige Verwendung landeten sogar am Tisch des Bürgermeisters. Die italienische Menschenrechtsorganisation EveryOne möchte das Haus für die Präsentation von Bildern jüdischer Künstler, die im Holocaust umgekommen sind oder ihn überlebt haben, verwenden. Die Sammlung von 200 Werken wurde von EveryOne-Präsident Roberto Malini aufgebaut. Ein italienischer Investor mit jüdischen Wurzeln würde das Haus kaufen, adaptieren und in Zusammenarbeit mit der Stadt betreiben. Neben der Kunst könnte ein Teil der Räume einem Haus der Verantwortung gewidmet werden. „Ich glaube, dass eine Stadt die Verantwortung für die Vergangenheit nicht allein tragen sollte, es ist vielmehr Aufgabe von allen“, begründet er sein Engagement.

Mittlerweile haben sich die Kaufpläne Malinis zerschlagen, denn Gerlinde Pommer, die Besitzerin des Hitler-Hauses, hat ihr Interesse zurückgezogen. „Schade. Wir könnten uns aber auch vorstellen, das Haus zu mieten oder ein Gebäude in der Nähe zu kaufen“, sagt Malini.

Großes Interesse am Hitlerhaus hat, wie berichtet, auch die in den USA lebende Passauer Historikerin Anna Rosmus. Sie möchte darin, unterstützt vom Innsbrucker Politologen und Organisator der Braunauer Zeitgeschichte-Tage Andreas Maislinger, ein „General-Reinhart-Museum“ einrichten. Das wäre das erste US-Veteranenmuseum in Österreich. Eine entsprechende Sammlung gibt es bereits. Florian Kotanko, Historiker und Obmann der Zeitgeschichte-Tage, ist damit nicht glücklich. „Das ganze Haus als Museum zu verwenden, davon halte ich nichts, aber auch nichts davon, es zur Gänze für soziale Zwecke zu verwenden“, schlägt er vielmehr eine Teilung des Gebäudes vor.

Der Ausstellungsbereich sollte dokumentieren, was Braunau mit Hitler zu tun hat, denn hier seien noch viele Fragen offen: „Es ist zum Beispiel noch immer nicht geklärt, ob Hitler 1920 tatsächlich in Braunau war und eine Rede gehalten hat.“ Auch Material sei vorhanden, darunter eine Menge Fotos und die Pläne, nach denen Braunau hätte umgebaut werden sollen. Florian Kotanko ist derzeit dabei, diese Themen aufzuarbeiten.