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Erbauer der Burghauser Burg in Aspach begraben

Von Johann Dorner, 30. August 2012, 00:04 Uhr
Grabplatte von Ulrich und Barbara Plesnitzer an der Außenwand der Aspacher Pfarrkirche Bild: haig

ASPACH/ BURGHAUSEN. Burgenbaumeister Ulrich Pesnitzer starb 1521 gleichzeitig mit seiner Ehefrau Barbara – vermutlich an der Pest. Er ist in Aspach begraben.

Seit dem Jahre 2002 sind die alten Rotmarmorgrabsteine, die während der Kirchenrenovierung abgenommen waren, wieder an den Außenwänden der Pfarrkirche in Aspach angebracht. Der dritte Grabstein an der Südwand ist der eines Ulrich Pesnitzer.

In der bayerischen kunstgeschichtlichen Literatur wird Ulrich Pesnitzer als Burgenbaumeister bezeichnet. Die Burgen von Burghausen, Ingolstadt und Tittmoning bringt man mit ihm in Verbindung. Man darf aber diese Aussage nicht voll wörtlich nehmen, da z.B. die Burghauser Burg schon bedeutend früher bestand, sodass Pesnitzer nur für gewisse spätere Ausbauten in Betracht kommen kann. Seit 1482 erscheint Ulrich Pesnitzer als Oberbaumeister mit dem Amtssitz Landshut in Diensten des Herzogs Georg des Reichen von Bayern-Landshut. Sogar sein Anstellungsvertrag, ausgestellt am 24. April 1486, ist in Abschrift erhalten geblieben. In dieser umfangreichen Urkunde ernennt ihn der Herzog zu seinem „Diener auf Lebenszeit“ mit der außerordentlichen hohen Besoldung von jährlich 350 Gulden. Auch zwei eigenhändig geschriebene Briefe Pesnitzers, datiert allerdings erst im Jahr 1514, also nach dem Tod des Herzogs Georg, sind im Archiv in München vorhanden. Damals bewohnte Pesnitzer einen Turm in der Burghauser Burg, der 1533 in einem Verzeichnis noch den Namen „Pesnitzerturm“ trug. Vorher, in den Jahren 1506 und 1531, lässt sich Pesnitzers berufliche Tätigkeit auch auf der Burg Krumau an der Moldau nachweisen. Der Baumeister wurde demnach vom Münchner Herzog an die Rosenberger in Böhmen ausgeliehen.

Warum Aspach?

Offenbar hatte der langjährige verdiente Baumeister Probleme mit der neuen Regierung in München. Nach dem Landshuter Erbfolgekrieg – in dieser kriegerischen Auseinandersetzung wurde die Burghauser Burg nicht erobert – wurden bekanntlich Niederbayern und Oberbayern vereinigt. Ob Pesnitzers neuem Landesherrn die großzügige Bezahlung des Baumeisters nicht gefiel? Die erwähnten Briefe scheinen darauf hinzuweisen. Da kein neuer Krieg bevorstand, waren Baumaßnahmen in Burgen und militärische Neubauten nicht mehr nötig. In dieser Zeit hat sich Pesnitzer offenbar aus Bayern ins jetzige Innviertel hinüber orientiert. Darauf deutet, dass Konrad Pesnitzer, offenbar ein Sohn Ulrichs, die Stelle eines Pflegers von Braunau, erwähnt 1522 bis 1527, bekleidete. Und Brigitte Pesnitzer (gestorben 1526), eine Tochter oder Schwester Ulrich Pesnitzers, war mit Hans von Dachsberg (gestorben 1527), dem Hofmarksherrn von Aspach, in dessen vierter Ehe verheiratet. Möglicherweise hat sich das bejahrte Ehepaar Ulrich und Barbara Pesnitzer, um der Pest zu entgehen, aus der Stadt Burghausen hinaus aufs Land, nach Aspach zurückgezogen, wo sie der Tod ereilte. Weitere Heiratsverbindungen von weiblichen Mitgliedern der Familie Pesnitzer sind belegt zu den Aham auf Wildenau sowie nach Ellreching. Barbara Pesnitzer war eine geborene Schachner.

Der Name Pesnitzer leitet sich ab von Pesnitz bei Marburg in der Südsteiermark (jetzt Pesnica bei Maribor in Slowenien), wo die Pesnitzer seit Anfang des 14. Jahrhunderts als Adelsgeschlecht nachweisbar sind. Die Vorfahren des Burghauser Burgenbaumeisters Ulrich Pesnitzer stammen also aus der Nähe von Pettau/Ptuj in Slowenien, einer Stadt, die jahrhundertelang zum Hochstift Salzburg gehörte und seit Kurzem als Partnerstadt freundschaftliche Beziehungen zu Burghausen unterhält.

„Orte mit Geschichte. Eine Spurensuche in der Inn-Salzach-Region.“ Ein Beitrag zur bayerisch- österreichischen Landesausstellung 2012. Mit Radwegkarte. Preis: 10 Euro. Erhältlich unter anderem im Buchhandel und in den Landesausstellungs-Shops in Braunau und Mattighofen. Herausgeber: Arbeitsgruppe der Heimatforscher des Bezirks Braunau und Umgebung in Zusammenarbeit mit der Braunauer Warte.

 

Grabstein

Der Stein trägt oben eine Inschrift und unten ein Wappen. Die Inschrift lautet: „Hie ligt begraben der edl vnd vest Vllrich von Pessnitz ynd Fraw Barbara sein hausfraw, die gestorben sein am mantag vor sand Dionisientag Nach Chrisst geburdt MVc vnd im XXI jar, den got genadig vnnd parmhertzig sein (wolle) amen.“

In heutiges Deutsch übertragen: „Hier liegt begraben der edle und feste Ulrich Pesnitzer und seine Ehefrau Barbara, die gestorben sind am Montag vor dem Tag des heiligen Dionysius, nach Christi Geburt im Jahr 1521, denen Gott gnädig und barmherzig sein möge, Amen.“

Dem Wortlaut nach starb demnach das Ehepaar Ulrich und Barbara Pesnitzer am gleichen Tag, dem 7. Oktober 1521. Da im Jahr 1521 im Innviertel die Pest wütete, darf man annehmen, dass beide Ehegatten zum gleichen Zeitpunkt dieser furchtbaren Seuche zum Opfer fielen.

Den unteren Teil des Grabsteins nimmt das Vollwappen des Verstorbenen ein: ein Haus in Dreiecksform, genauer gesagt der Giebel eines Hauses, und zwar in Form eines Stufengiebels, einer Architekturbesonderheit, die in der Spätgotik besonders beliebt war. Dieser Hausgiebel, bestehend aus großen Steinblöcken, weist hin auf den Beruf Pesnitzers, den Beruf eines Maurers oder Baumeisters.

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