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Die kleine Valentina hat zwei Mamas: Sie ist Tochter eines lesbischen Paares

Von Magdalena Lagetar   06.Dezember 2012

Die aufgeweckte kleine Valentina sitzt im Hochstuhl und wartet ungeduldig darauf, gefüttert zu werden. Ihre Mama Bettina kocht gerade Brei in der Küche, ihre Mama Romana lenkt das kleine Mädchen liebevoll vom Hunger ab. Valentina hat zwei Mamas, ihren Vater kennt sie nicht, er ist ein anonymer Samenspender. Mit 18 Jahren kann sie auf Wunsch die Identität ihres Vaters erfahren und ihn kennenlernen. Die Kleine wächst bei der 34-jährigen Sozialpädagogin Bettina und der 37-jährigen Ärztin Romana, beide ursprünglich aus dem Bezirk Ried, auf. Bettina hat das Mädchen geboren. „Bei mir passte es beruflich besser als bei Romana und wer sie austrägt, dass macht bei uns keinen Unterschied“, sagt sie. In einer Klinik in München ließ sich Bettina künstlich befruchten, nach drei Versuchen klappte die Schwangerschaft. Schließlich machte Valentina die kleine nicht-traditionelle Familie komplett.

Endlich ist der Brei fertig und ausgekühlt. Vorfreude macht sich im Gesicht der Kleinen breit. „Mhm, die Mama füttert dich jetzt“, sagt Romana. Löffel für Löffel isst die kleine Valentina genüsslich auf. „Wir nennen uns beide Mama, ich glaube aber, sie wird später eine praktischere Lösung finden, das überlassen wir ihr“, sagt Bettina. Schließlich kann es beim Rufen nach zwei Mamas zu Verwechslungen kommen. Ihren Vater kennt Valentina zwar nicht, aber männliche Verwandte, zum Beispiel einen Onkel, hat sie. „Unsere Familie war sehr erfreut über ihre Geburt“, erzählt Bettina.

Seit 14 Jahren ein Paar

Überraschend war der Entschluss der beiden Frauen, ein Kind zu bekommen, für die Familie und das nähere Umfeld nicht. Vergangenes Jahr am Valentinstag haben die beiden schließlich offiziell „Ja“ zueinander gesagt und ließen ihre Partnerschaft eintragen. „Damit haben wir nach 14 Jahren Beziehung ihre Ernsthaftigkeit nochmals unterstrichen“, sagt Bettina. „Die Geburt eines Kindes war einfach der nächste Schritt“, ergänzt Romana.

Den Kinderwunsch verspürten die beiden bereits während ihrer gemeinsamen Studienjahre in Wien. Auf das lesbische Paar reagieren die Leute im Land nicht anders als in der Stadt. Dennoch wissen die beiden, dass es Valentina am Land später schon schwerer haben könnte. „Natürlich könnte sie deswegen zum Außenseiter werden, aber das kann anderen Kindern auch passieren“, sagt Bettina. Wichtig sei, ihr ihre Situation gut und kindgerecht zu erklären. „Wenn jemand im Kindergarten zu ihr sagt: ‘Du hast ja nicht mal einen Papa’, dann erklären wir ihr schon, dass sie einen Papa hat. Jedes Kind hat einen Papa. Ihren kennen wir aber nicht“, sagt Bettina.

Valentina hat inzwischen fertig gegessen und sitzt jetzt auf Mama Romanas Schoß. Mit großen neugierigen Augen sieht sie ihrer anderen Mama beim Sprechen zu. Sie streckt ihre kleinen Ärmchen nach Mama Bettina aus, die sie in den Arm nimmt und sagt: „Es freut uns schon, wenn die Leute zu Valentina so etwas sagen wie: ‘Du hast es gut, du hast zwei Mamas‘.“ Richtig negative Reaktionen gab es bisher keine. „Ich glaube, die Leute sehen, dass es Valentina einfach gut bei uns geht“, sagt Romana.

Über zukünftige Probleme im Kindergarten machen sie sich weniger Sorgen. Dafür sei später auch genug Zeit. Erziehen wollen die beiden Frauen ihre Tochter immer ehrlich. Totgeschwiegen soll nichts werden. „Es gibt auch dem Alter angemessene Kinderbücher, die unsere Situation thematisieren und gut erklären“, sagt Romana. Grundsätzlich läuft es bei der Drei-Frauen-Familie derzeit aber auch nicht anders, als bei einer traditionellen. „Die Kleine hält uns ganz schön auf Trab“, sagt Romana.

Schon signalisiert Valentina mit Händen und Füßen, sie wäre lieber beim Krabbeln am Boden, als beim Gespräch am Tisch. Ihre Mama Bettina lässt ihr ihren Willen und schon krabbelt die Kleine zufrieden herum. Bei der Erziehung haben beide Frauen das Sagen, Unterschiede wollen sie unter sich keine machen. Vor dem Gesetz allerdings, werden die beiden unterschiedlich behandelt. Romana, die nicht die leibliche Mutter ist, darf die kleine Valentina trotz oder gerade wegen der eingetragenen Partnerschaft nicht adoptieren. Das ärgert das Paar.

Kämpfen um Gesetzesänderung

Besonders die Tatsache, dass Romanas Situation vom Gesetz mit zweierlei Maß gemessen wird, stößt auf Unverständnis. „Einerseits wird von der Sozialversicherung erwartet, dass uns Romana finanziell unterstützt, ich habe auch keinen Anspruch auf Alleinerziehendenzuschüsse, andererseits hat sie aber keine Rechte, wie zum Beispiel Pflegeurlaub oder Sonstiges“, ärgert sich Bettina. Deshalb kämpfen die beiden mit Unterstützung vom Verein-Frauenrechtschutz und dem Grün-alternativen Verein zur Unterstützung für BürgerInnen-Initiativen für eine Gesetzesänderung. Ihr Fall liegt derzeit beim Obersten Gerichtshof.

Ein zweites Kind halten die beiden trotz Schwierigkeiten mit der Gesetzeslage nicht für ausgeschlossen. „Jetzt ist aber erstmal Valentina da“, sagt Romana. Schon meldet sich das kleine Mädchen mit noch unverständlichem Kinderplappern vom Boden und wird von Mama Romana hochgehoben und gedrückt.

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