Das eiserne Ross erinnert an Krieg und große Hungersnot
BRAUNAU. Das Eiserne Ross am Giebel eines Hauses in der Linzerstraße verweist auf die bittere Armut während der Erbfolgekriege im 18. Jahrhundert.
Wer in Braunau durch die Linzer Straße spaziert und seinen Blick nach oben richtet, sieht auf dem prächtigen Steilgiebel eines der Häuser ein Pferd aus Eisen. Dieses metallene Denkmal erinnert an die Schrecken des österreichischen Erbfolgekrieges.
Damals, als die österreichische Kaiserin Maria Theresia an die Macht kam, beanspruchten benachbarte Könige und Fürsten Teile ihres Reiches. Dadurch kam es zu einem verheerenden Krieg.
Im Mai 1743 zogen sich bayerische Truppen im Verlauf der Kämpfe in die Festung Braunau zurück. Die kaiserlichen Soldaten wollten die Stadt erobern und schlossen sie vollständig ein. Braunau befand sich im Belagerungszustand und sogar der Stadtbach wurde abgeleitet. Durch Kanonenbeschuss wurden mehrere Häuser zerstört, zahlreiche Menschen schwer verletzt und nicht wenige getötet.
Alle Lebensmittel aufgebraucht
Schon nach kurzer Zeit waren die Lebensmittel fast vollständig aufgebraucht und auch das Trinkwasser wurde knapp. Alles Essbare musste an den kommandierenden Fürsten Ludwig von Sachsen- Hildburghausen abgeliefert werden. Der Festungskommandant wollte die Lebensmittel gerecht verteilen, deshalb standen auch zwei Galgen für jene bereit, die zu Hause Lebensmittel versteckt hatten.
Trotzdem wurden die Vorräte und das Trinkwasser immer knapper und über 400 Menschen verhungerten. Die Hungersnot soll so groß geworden sein, dass man selbst Pferdefleisch essen musste.
Als das allerletzte Pferd geschlachtet worden war, kam es endlich zum Waffenstillstand und die Tore der Festung öffneten sich. Als Andenken an diese schreckliche Begebenheit wurde auf dem Giebel des Hauses, in dem das letzte Pferd geschlachtet worden war (Linzer Str. 21 – Alter Weinhans), ein eisernes Ross angebracht.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1945, erlangte das „Eiserne Ross“ noch einmal traurige Berühmtheit. Die ersten einziehenden amerikanischen Soldaten benutzten das Denkmal als Zielscheibe. Die Einschusslöcher sind heute noch zu sehen.
Braunauer Notmünze 1743
In einer der Schauvitrinen der Herzogsburg in Braunau kann eine Notmünze aus dem Jahre 1743 betrachtet werden. Es ist dies eine kleine, einseitig geprägte achteckige Klippe mit einem von Palmzweigen bedeckten Wappenschild, am oberen Ende mit der Inschrift „Braunau“, am unteren Ende „1743 May“.
Im Buch über die Geschichte der Stadt Braunau von Konrad Meindl steht im Abschnitt über den österreichischen Erbfolgekrieg Nachfolgendes, das für die Prägung dieser Münze von großem Interesse ist, geschrieben: „Zur Bezahlung der Garnison Braunau ließ der Kommandant, Prinz Ludwig von Sachsen-Hildburghausen, aus seinem Silberservice und Metallgefäßen Münzen von Gold, Silber und Blei prägen.“
Diese Münze stammt also aus jener Zeit der Belagerung der Stadt Braunau durch die kaiserlich-österreichischen Soldaten, zu der auch in der Linzer Straße zum Andenken das bekannte Eiserne Ross auf dem Giebel der alten Weinwirtschaft (Alter Weinhans) angebracht wurde.