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Blutdoping-Missbrauch: "Ich werde ein Tatsachengeständnis ablegen"

Von Thomas Streif   26.Juli 2019

 Demnächst muss sich die seit vielen Jahren im Innviertel lebende Christina Kollmann-Forstner im Landesgericht Ried verantworten. Die ehemalige Weltklasse-Mountainbikerin wurde wegen Blutdopings überführt. Kollmann-Forstner war bereit, mit den OÖN über die Hintergründe zu sprechen.

"Es war einfach alles wie im Traum", sagte Christina Kollmann-Forstner im September 2018 im OÖN-Interview. Kurz zuvor hatte die im Innviertel lebende Athletin bei der Mountainbike-Marathon-Weltmeisterschaft in Italien den zweiten Platz erreicht. Es war der Moment ihres größten sportlichen Erfolgs, außerdem wurde die heute 31-Jährige im Sommer 2017 Europameisterin.

Doch die Mountainbikerin war bei ihren größten Erfolgen, wie berichtet, gedopt. Sie dürfte damit Teil eines großen Doping-Skandals, der als "Operation Aderlass" bekannt wurde, gewesen sein. Als Drahtzieher wird ein Sportarzt aus Erfurt vermutet.

Von der Anti-Doping-Agentur Austria (NADA) wurde die Sportlerin wegen Blutdopings für vier Jahre gesperrt. Das sei das geringste Problem. "Ich will mit dem Leistungssport nichts mehr zu tun haben", sagt Kollmann-Forstner bei einem Termin mit den OÖN.

Die ehemalige Weltklasse-Mountainbikerin muss jetzt mit den Folgen des Doping-Missbrauchs in den Saisonen, wie sie sagt, 2017 und 2018 fertig werden. Im Laufe des Sommers muss sich Kollmann-Forstner vor dem Landesgericht Ried wegen des Blutdopings und schweren gewerbsmäßigen Betrugs verantworten. Die Strafdrohung beträgt sechs Monate bis fünf Jahre. Kollmann-Forstner wird aller Voraussicht nach die erste Athletin der "Operation Aderlass" sein, die sich vor Gericht verantworten muss. Zahlreiche weitere Sportler sollen involviert sein. Unter anderem wollen Sponsoren und ein ehemaliges Radteam Geld von der gebürtigen Schladmingerin zurück.

Gewerbsmäßiger Betrug?

Laut Alois Ebner, dem Sprecher der Staatsanwaltschaft Ried, geht es insgesamt um rund 42.000 Euro. Die Ermittlungen wurden von der Staatsanwaltschaft Innsbruck durchgeführt, der Prozess wird aber in Ried stattfinden.

"Die Angeklagte hat mehrfach Eigenblut entnommen und dieses teilweise nach Absonderung der roten Blutkörperchen wieder in den eigenen Körper zurückgeführt. Das Blutdoping wurde zum Teil auch bei der Beschuldigten daheim durchgeführt. Das ist die erste Anklage nach dem Dopingbetrugs-Paragrafen, die im Landesgericht Ried verhandelt wird", sagt Ebner auf Anfrage der OÖN.

Kollmann-Forstner kündigt in Bezug auf das Blutdoping ein Tatsachengeständnis an. "Nur so viel, ich möchte die Fakten und Hintergründe, wie es dazu gekommen ist, darlegen", sagt die 31-Jährige.

Es gilt bis zu einem rechtskräftigen Urteil die Unschuldsvermutung. Darüber, wie, warum und über welche Kontakte sie in das Doping-Netzwerk gelangte, will Kollmann-Forstner vor der Verhandlung nichts sagen.

"Ein riesengroßer Fehler"

"Rückwirkend gesehen, war das alles ein riesengroßer Fehler. Nach all dem, was ich jetzt mitgemacht habe, ist völlig klar, dass es das ganz einfach nicht wert ist", sagt die ehemalige Spitzensportlerin. Das Warten auf den Prozess sei mühsam und nervenzehrend: "Ich möchte das hinter mich bringen, dann muss ich schauen, wie es weitergeht. Zum Glück steht meine Familie trotz des Riesenfehlers hinter mir, das gibt mir Halt."

Die Entscheidung, dem Spitzensport den Rücken zu kehren, habe sie schon vor den Ermittlungen wegen des Doping-Missbrauchs gegen sie getroffen. "Die medialen Behauptungen, dass ich wegen meiner kurzzeitigen Festnahme zurückgetreten bin, stimmen ganz einfach nicht. Zu meiner Begründung, dass es an der notwendigen Motivation und am Feuer fehlte, stehe ich, das spielt jetzt aber wohl keine Rolle mehr."

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